Martin Neuhof stellt in seinen Fotos die Menschen in den Fokus. Foto: privat
Martin Neuhof stellt in seinen Fotos die Menschen in den Fokus. Foto: privat

Sich gesellschaftlich zu engagieren und für den Erhalt der Demokratie zu kämpfen, ist für Martin Neuhof einfach Ehrensache – und das bereits seit vielen Jahren. Schon 2014 gründete der Leipziger mit zwei Mitstreitern die Initiative „No-Legida“. „Mehr als zwei Jahre haben wir die Plattform betreut und dabei unter anderem unzählige Demos begleitet, sodass Legida in Leipzig kaum Fuß fassen konnte.

In dieser Zeit ist mein politisches Interesse stark gewachsen. Seitdem suchte ich immer wieder Anknüpfungspunkte, um meine Leidenschaft der Fotografie mit dem Politischen zu verknüpfen“, erklärt der 40-Jährige.

Das sächsische Umland ist "Herzkampf"-Gebiet. Foto: Martin Neuhof
Das sächsische Umland ist „Herzkampf“-Gebiet. Foto: Martin Neuhof

Herzkämpfer sichtbar machen

Nach zwei Jahren gab es Legida nicht mehr, erinnert sich Martin Neuhof nicht ohne Stolz an den Erfolg der Initiative. Weil er seinen Aktivismus aber weiterleben wollte, rief er 2018 das Projekt „Herzkampf – die Unermüdlichen“ ins Leben. „Es gibt überall in Sachsen und darüber hinaus Menschen, die sich mit viel Herz und Seele für soziale und politische Themen einsetzen. Die wollte ich im Rahmen dieses Projektes mit meinen Mitteln sichtbar machen“, erinnert er sich an die Anfänge von „Herzkampf – die Unermüdlichen“.

Große Wanderausstellung

Inzwischen hat der Fotograf mehr als 100 Herzkämpfer aus ganz Mitteldeutschland im Rahmen dieses Projektes mit der Kamera ins richtige Licht gerückt und in umfangreichen Interviews zu Wort kommen lassen – und es werden immer mehr. „Durch die Kampagne habe ich unglaublich viele aktive Leute kennengelernt. Es macht einfach unheimlich viel Spaß, mit den Leuten ins Gespräch zu kommen“, sagt der gelernte Mediengestalter, der im Rahmen des Projektes erstmals auch journalistische Interviews geführt hat.

Die Sieger der Kategorie „Engagement“: Martin Neuhof (2.v.l.) ist mittendrin. Foto: Anika Dollmeyer

Die Sieger der Kategorie „Engagement“: Martin Neuhof (2.v.l.) ist mittendrin.
Foto: Anika Dollmeyer

Zu den „Leuten“, die er bislang interviewt hat, gehörten unter anderem auch Thüringens langjähriger Ministerpräsident Bodo Ramelow und Grünen-Politikerin Ricarda Lang, aber auch zahlreiche unbekannte Menschen, die sich auf dem Land ehrenamtlich für die Demokratie einsetzen.

Aus den vielen Fotos und Interviews ist eine große Wander-Ausstellung mit mehr als 100 Fotoplatten (jeweils 90×90 cm) entstanden, die regelmäßig in ganz Deutschland zu sehen ist. Vor allem im Herbst ist diese Ausstellung gefragt.

Podcast seit Juni

Im Juni hat der Leipziger das Projekt durch einen Podcast ergänzt, in dem er 14-tägig aktive Demokraten zu Wort kommen lässt. Am liebsten würde er den Podcast wöchentlich produzieren, doch das schafft er zeitlich nicht. Schließlich hat der Familienvater ja noch seinen Job als Fotograf, mit dem er Geld verdienen muss.

In den vergangenen Jahren hat er gemerkt, dass er sich von Zeit zu Zeit auch einmal seine Freiräume nehmen muss. „Ich merke, dass meine Energie langsam weniger wird. Man muss manchmal einfach eine Pause machen, sonst frisst es dich auf, wenn du immer nur Negatives hörst“, sagt der gelernte Mediengestalter. Deshalb hatte er zu Beginn dieses Jahre ein Phase, in der er nicht an dem Projekt gearbeitet hat.

„Es gibt überall in Sachsen und darüber hinaus Menschen, die sich mit viel Herz und Seele für soziale und politische Themen einsetzen.“

Auch Anfang des kommenden Jahres nimmt er sich gemeinsam mit der Familie eine Auszeit in Thailand und Malaysia – und das nicht nur zum Entspannen sondern auch für neue Inspirationen. „Wenn man loslässt, kommt die Kreativität. Die Idee für ‚Herzkampf‘ hatte ich zum Beispiel auf einer Israel-Reise unter der Dusche“, verrät der Fotograf.

Dass er mit diesem Projekt – gemeinsam mit den Projekten „GOLD for Leipzig“ und „Kunstfreiheit.art“ – tatsächlich den Marketingpreis mit nach Hause nehmen durfte, ob wohl die Marketingwelt nicht sein Ding ist, hätte er nicht für möglich gehalten. „Ich freue mich sehr, dass ich beim Marketingpreis die Bühne bekommen habe, mein Herzensprojekt zu präsentieren – auch wenn ich mir durch den Preis und die vielen Kontakte bei der Preisverleihung mehr nachhaltige Unterstützung für das Projekt gewünscht hätte“, sagt er.

Opa entfacht Liebe zum Fotografieren

Die Liebe zum Fotografieren begann für Martin Neuhof schon in der Kindheit – danke seines Opas, der in der DDR als ein Meisterfotograf aktiv war – unter anderem in der zeit der Montags-Demos in Leipzig. „Ich erinnere mich noch ganz genau, wie ich bei meinem Opa Friedrich Gahlbeck in der Dunkelkammer stand und er mir zeigte, wie er seine Schwarz-Weiß-Fotos entwickelte. Diese Erfahrung hat mich wirklich geprägt und meine große Leidenschaft für die Fotografie geweckt“, erinnert sich der Leipziger.

Das Portraitfoto "Unsere Insel" des Leipziger Fotografen Martin Neuhof hat in Toronto den renommierten Fotowettbewerb von "500px" gewonnen. Foto: Martin Neuhof

Das Portraitfoto „Unsere Insel“ des Leipziger Fotografen Martin Neuhof hat in Toronto den renommierten Fotowettbewerb von „500px“ gewonnen. Foto: Martin Neuhof

Seit 2010 ist Martin Neuhof selbst als selbständiger Fotograf unterwegs. Dabei stellt er vor allem Menschen und deren Handeln in den Fokus. „Ich habe vor einigen Jahren gemerkt, dass eine Festanstellung nichts für mich ist. Deswegen habe ich irgendwann auch den Schritt in die Selbständigkeit gewagt.“ Und er hat diesen Schritt bis heute nicht bereut.

Siegerfoto wurde in Toronto gezeigt

Vor einigen Jahren machte Martin Neuhof als Fotograf sogar international von sich reden, als ein Bild von ihm beim internationalen Wettbewerb des Portals „500px“ zum besten Portraitfoto des Jahres gekürt wurde. Dieses Porträtfoto war deshalb auch in zwei Galerien der kanadischen Metropole Toronto zu sehen. Das Foto zeigte zwei Frauen, Kopf an Kopf, wie im berühmten Ying und Yang chinesischer Philosophie miteinander verwoben. Ursprünglich war das Bild mit dem Titel „Unsere Insel“ für einen Fotoband mit Kolleginnen und Kollegen gedacht gewesen, der allerdings nicht zustande kam.

Der Sonntag im Zeichen der Familie

Ein ganz typischer Sonntag steht für Martin Neuhof ganz im Zeichen der Familie. „Da gehen wir am Morgen zum Bäcker, holen Brötchen und frühstücken entspannt. Dann unternehmen wir meist etwas Schönes – je nachdem, wie das Wetter so ist“, plaudert der junge Familienvater. Gerade im Herbst, seiner absoluten Lieblings-Jahreszeit, tankt Martin Neuhof an der frischen Luft wichtige Kraft – sowohl für die tägliche Arbeit als auch für sein wichtiges gesellschaftliches Engagement. Andreas Wendt

Weitere Informationen zum Projekt gibt es unter www.herzkampf.de und www.martin-neuhof.com

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