Die E-Jugend-Kicker durften Ende Juni den Kunstrasenplatz im Stadion der Freundschaft einweihen. Foto: Andreas Neustadt

Leipzig. Vereinsgarten, Nachhaltigkeit, neues Ausbildungskonzept: Der FC Blau-Weiß Leipzig hat auch abseits des Fußballspielens einiges zu bieten.

Markus Schunack schaut sich auf dem Gelände des FC Blau-Weiß Leipzig am Kantatenweg um. Und der Vereinspräsident wirkt beim Blick durch das Stadion der Freundschaft durchaus zufrieden. Und das kann er auch. Dass der FC Blau-Weiß kein Verein wie jeder andere ist, wird beim Blick hinter die Kulissen schnell klar. Vor kurzem haben die Mitglieder auf dem Vereinsgelände einen Vereinsgarten angelegt und sich damit ein weiteres blau-weißes Alleinstellungsmerkmal in der Vereinslandschaft geschaffen. Der Garten wird von den Vereinsmitgliedern bewirtschaftet. Inzwischen sind bereits die ersten Kürbisse und Zucchinis zu sehen.

„Einfach nur Fußball zu spielen, reicht in der heutigen Vereinslandschaft nicht mehr. Man muss sich einfach abheben“, sagt Markus Schunack. Auch beflügelt durch den jungen Vorstand setzt der Verein mehr und mehr auf Nachhaltigkeit. Nicht zufällig wurde im März das „Jahr der Nachhaltigkeit“ ausgerufen. Unter anderem setzt der Verein auf Fair-Trade-Fußbälle. Und das soll noch längst nicht das Ende sein. Aktuell wird an einem Konzept gearbeitet, den Verein noch attraktiver zu machen. Ein weiterer wichtiger Schritt für die Entwicklung des Vereins war die Eröffnung des neuen Kunstrasenplatzes Ende Juni. Zur Feier des Tages gab es ein Freundschaftsspiel zwischen der blau-weißen E1-Jugend und dem 1. FC Lok Leipzig. In diesem Monat tritt außerdem das neue Ausbildungskonzept für den Nachwuchsbereich in Kraft. Dabei ist der Titel des Konzepts „Von der Straße auf den Rasen“ Programm. Die Grundwerte des Straßenfußball wie Technik, Kreativität und Mentalität bilden ab sofort den Ausgangspunkt der Ausbildung. Dabei steht die individuelle Entwicklung und nicht der schnelle sportliche Erfolg im Mittelpunkt.

Vereinschef Markus Schunack blickt mit Stolz auf seinen FC Blau-Weiß Leipzig. Foto: Andreas Neustadt
Vereinschef Markus Schunack blickt mit Stolz auf seinen FC Blau-Weiß Leipzig. Foto: Andreas Neustadt

Sponsoren sind bei der Stange geblieben

Durch die Corona-Pandemie sind die Blau-Weißen „ganz gut“ gekommen. „Die Verlustängste, die wir während des Lockdowns hatten, sind glücklicherweise nicht wahr geworden. Alle Sponsoren sind bei der Stange geblieben“, freut sich der Vereins-Chef. Während der langen Zeit der Pandemie seien etwa 60 bis 80 Mitglieder ausgetreten. Mit etwa 500 Mitgliedern gehöre man aber weiterhin zu den größten Fußballvereinen der Stadt. Über den vereinseigenen Sozialfonds und Spenden konnte Blau-Weiß für einige Mitglieder, die durch die Pandemie in finanzielle Nöte gekommen sind, den Mitgliedsbeitrag übernehmen. „Wir sind ein Verein für alle. Wir haben ein unglaublich großes Einzugsgebiet und wollen natürlich auch jedem gerecht werden“, erklärt Markus Schunack. Längst ist im Stadion der Freundschaft wieder Leben eingekehrt, auch wenn sich viele Leute „erst wieder aufraffen müssen, um zum Training zu gehen.“ Auch der übliche Europameisterschafts-Boom sei in diesem Jahr ausgeblieben, was sicher auch am schwachen Abschneiden der deutschen Mannschaft liegt. Dennoch sei man mit dem Zulauf weiter sehr zufrieden. Alle Nachwuchsklassen sind besetzt, Während die Lust auf Fußball in den unteren Altersklassen ungebrochen ist, geht der Trend in der B- und der C-Jugend inzwischen sichtbar nach unten. Ein Problem, das Blau-Weiß derzeit mit vielen Vereinen in ganz Deutschland teilt. Aktuell ist der Verein außerdem auf der Suche nach Trainern für den Nachwuchsbereich.

Hoffnung auf mehr Zuschauer

Das fußballerische Aushängeschild des Vereins ist nach wie vor die erste Mannschaft in der Landesliga. Diese ist laut Matthias Schunack „auch die höchste Liga, die wir uns aktuell leisten können.“ Neben dem Klassenerhalt sei das oberste Ziel, endlich mal wieder eine Saison zu Ende zu spielen. Die kommende Spielzeit hält mit 20 Mannschaften und insgesamt 38 Spielen „ein Hammerprogramm“ bereit. „Wir werden auf jeden Fall alles raushauen, um am Ende den Klassenerhalt zu schaffen. Im Pokal wollen wir soweit wie möglich kommen. Und vielleicht haben wir ja das Glück, und können einen attraktiven Gegner bei uns begrüßen“, blickt der Vereinsvorsitzende voraus. Vielleicht zieht es dann ja auch mal ein paar mehr als die in Punktspielen üblichen 20 bis 50 Zuschauer in das traditionsreiche Stadion. „Wir haben ein ordentliches Fan-Klientel, aber zu den Spielen kommen leider nur wenige Zuschauer – trotz unseres durchaus attraktiven Spiels. Das ist sehr schade. Aber wir arbeiten daran.“ Die Tatsache, dass es immer wieder zahlreiche junge und talentierte Studenten aus der ganzen Stadt zum FC Blau-Weiß zieht, zeigt, dass der Verein durchaus attraktiv ist. Dass will man in Zukunft auch auf den Zuschauerrängen sehen.

Andreas Neustadt