
Vor sechs Jahren wechselte Jana Walther vom SHV Oschatz zum HC Leipzig – für ihren großen Handballtraum. Diesen lebt sie aktuell als eine der jüngsten Spielerinnen in der Zweitliga-Mannschaft des HC Leipzig (HCL).
Im Sommer hat die 18-Jährige mit der U19-Nationalmannschaft deutsche Handballgeschichte geschrieben, als die Linkshänderin bei den U19-Europameisterschaften in Montenegro den Titel gewann. Im Interview mit dem SachsenSonntag lässt die Oschatzerin die erfolgreichen EM-Tage noch einmal Revue passieren, blickt auf die kommende Zweitligasaison mit dem HC Leipzig in ihre Zukunft.
Herzlichen Glückwunsch zum EM-Titel. Welche Erinnerungen haben Sie aus Montenegro mitgenommen?
Jana Walther: Dankeschön! Das gesamte Turnier war ein unglaubliches Erlebnis, dass wir nie vergessen werden. Der EM-Titel war das absolute Sahnehäubchen. Unser Ziel war eine Medaille. Dass wir am Ende den Titel geholt haben, hat auch uns völlig überrascht. Wir hatten sowohl in der Vorrunde als auch in der K.-o.-Runde viele Widerstände zu überwinden. Dass man zum Beispiel ein ganzes Spiel lang ausgepfiffen wird, wie wir im Viertelfinale gegen Gastgeber Montenegro, das kennen wir aus Deutschland nicht. Nach dem Einzug ins Halbfinale hatten wir alle im Kopf: ‚Uns kann niemand mehr besiegen.‘ Wichtig war für uns auch, dass wir auch auf unserer Seite ganz viel Unterstützung hatten, unter anderem waren viele Eltern dabei. Das hat uns Kraft gegeben.
Wie waren die Tage nach dem EM-Titel?
Nach der Europameisterschaft brauchten wir natürlich erst einmal ein paar Tage, um die Erlebnisse sacken zu lassen. Glücklicherweise waren Ferien. So langsam habe ich auch realisiert, was wir in Montenegro geschafft haben.
Wie geht’s jetzt für Sie weiter?
Ich habe noch zwei Jahre Vertrag beim HC Leipzig. Hier will ich mich weiter entwickeln. Außerdem will ich im nächsten Jahr mein Abitur machen. Danach hoffe ich auf einen Platz in der Sportfördergruppe der Bundeswehr, um mich voll auf den Sport konzentrieren zu können.
Sie haben im Januar Ihren Vertrag beim HC Leipzig um zwei Jahre bis 2027 verlängert. Was bedeutet Ihnen der Verein?
Ich bin vor sechs Jahren nach Leipzig gekommen, mit dem Ziel in der Bundesliga zu spielen. Mit der Vertragsverlängerung rückt dieses Ziel immer näher. Da auch der Verein und wir Spielerinnen die Zielsetzung 1. Bundesliga verfolgen. In Leipzig habe ich die besten Voraussetzungen, mich selbst weiterzuentwickeln und noch sehr viel zu lernen. Das Team ist der Wahnsinn, egal ob Spielerinnen oder Staff, man fühlt sich wie in einer Familie und mit unseren Fans haben wir auch die beste Unterstützung, die man sich wünschen kann. Ich denke, wir werden auch unser Ziel erreichen, wenn wir jeden Tag alles dafür investieren. Wir sind ein sehr junges Team mit Riesenpotenzial. Ich glaube, dass wir an kommenden Herausforderungen weiter wachsen werden.
Ihr Tag besteht überwiegend aus Handball und Schule. Bleibt da noch Zeit, regelmäßig in Ihre Heimat Oschatz zu fahren?
Ich bin leider nur noch selten zu Hause. Glücklicherweise sind meine Eltern oft bei den Spielen dabei. Wenn ich mal ein freies Wochenende habe, versuche ich so oft es geht, nach Oschatz zu kommen.
Bleibt eigentlich noch Zeit für Freizeit und Hobbys?
Nicht viel! Mein Tag ist gut strukturiert mit Krafttraining, Schule und Training. Die freie Zeit am Nachmittag nutze ich oft zum Lernen. Mit der richtigen Struktur bleibt aber nachmittags immer noch etwas Zeit zur Erholung. Platz für ein richtiges anderes Hobby bleibt aber nicht.
Wie sind Sie eigentlich zum Handball gekommen?
Durch meine Mama! Sie hat damals selbst Handball gespielt. Deshalb war ich schon als kleines Kind oft in der Halle und hatte Spaß dabei. Irgendwann bin ich dann zum Mini-Training. Damals war ich parallel noch beim Turnen. Irgendwann habe ich mich dann komplett für Handball entschieden.
Welche Ziele haben Sie für Ihre Karriere?
Kurzfristig hoffe ich auf den Aufstieg in die Bundesliga mit dem HCL. Wenn man in der Nachwuchs-Nationalmannschaft spielt, will man irgendwann auch in der Frauen-Nationalmannschaft spielen. Außerdem will ich auch mal in der Champions League spielen und wenn möglich auch gewinnen.
In der vergangenen Saison haben Sie mit der A-Jugend, ein Jahr zuvor mit der B-Jugend den deutschen Meistertitel gewonnen. Was macht aus Ihrer Sicht die Nachwuchsarbeit beim HCL aus?
Durch das Sportgymnasium haben wir früh und nachmittags Training. So bekommen wir immer neuen Input. Dazu kommt, dass wir beim HCL oft frühzeitig Spielpraxis in der 2. Bundesliga bekommen. Wenn man solche Verantwortung bekommt, entwickelt man sich schnell weiter. Als ich 2022 wegen einer Knie-OP lange Zeit ausgefallen bin, habe ich ganz viel Unterstützung von den Trainern und den Physiotherapeuten bekommen. Das hat mir enorm geholfen. Dieser Wohlfühlfaktor ist ein weiterer wichtiger Baustein unseres Erfolges.
Interview: Andreas Wendt