Im August stand Tim Bendzko mit seiner Band auf der Bühne in der Arena Leipzig – nun konnten die Ergebnisse der Studie „Restart-19“ vorgestellt werden. Sie machen nach dem „Lockdown light“ Hoffnung auf ein kulturelles Leben auch in diesen Zeiten der Corona-Pandemie. Foto: Christian Modla

In diesen Tagen vom „Lockdown light“ sind gute Nachrichten für die Kulturlandschaft eher rar – aber eine kam in diesen Tagen aus Halle: Dort wurden die Ergebnisse der Studie „Restart-19“ vorgestellt, die sich stark auf die beim Konzert und Sportevent am 22. August in der Arena Leipzig gesammelten Erkenntnisse stützt.

Ein durchaus positives Fazit konnte da der Studienleiter Dr. Stefan Moritz von der Universitätsmedizin Halle (Saale) ziehen: „Veranstaltungen könnten unter bestimmten Bedingungen auch in der Pandemie-Situation stattfinden. Die wichtigste Erkenntnis war für uns, wie groß die Auswirkungen einer guten Belüftungstechnik sind.“ Und Matthias Kölmel, Geschäftsführer der ZSL Betreibergesellschaft mbH, gab schon einmal einen Ausblick auf die Zukunft: „Es gibt einen Weg zurück – das ist für uns die wichtige Erkenntnis aus der Studie. Diesen Weg heißt es nun konsequent und professionell zu verfolgen.“

Der Hintergrund: Am 22. August dieses Jahres hatte man unter anderem ein Konzert mit Tim Bendzko in der Arena Leipzig organisiert – ein in mehrfacher Hinsicht bemerkenswertes Ereignis. Schließlich hatte man mit Kontakt-Tracern – kleinen technischen Geräten, die den Teilnehmenden ausgehändigt wurden – viele wissenschaftlichen Daten gesammelt. Diese Daten wurden über mehrere Wochen ausgewertet, modelliert, berechnet und überprüft worden. Zusätzlich wurden Luftströmungssimulationen durchgeführt.

Und dies führte zu folgenden Ergebnissen: Nach Einschätzung der Wissenschaftler war bei dem Konzert die Gesamtzahl der mehrere Minuten langen kritischen Kontakte nicht sehr hoch; sie könnte zudem durch Hygiene-Konzepte erheblich reduziert werden. Besonderen Fokus müsse man auf Einlass und Pausen legen, auch eine schlechte Belüftung könnte die Zahl der dem Ansteckungsrisiko ausgesetzten Menschen deutlich erhöhen. Bemerkenswert: Laut einer Umfrage nach dem Konzert-Experiment fanden es rund 90 Prozent der Studienteilnehmenden nicht schlimm, eine Maske zu tragen – und sie erklärte sich auch bereit, dies weiterhin zu tun, um wieder Veranstaltungen erleben zu können.

„Die Ergebnisse decken sich mit unseren Thesen insoweit, als dass wir vermutet haben, dass die Kontakte, die bei einer Veranstaltung erfolgen, nicht alle Teilnehmenden umfassen“, fasste der Studienleiter zusammen und ergänzte: „Das Experiment war aus unserer Sicht ein absoluter Erfolg, obwohl wir die ursprünglich geplante Teilnehmerzahl nicht erreicht haben. Es hat Spaß gemacht und war nicht nur ein wissenschaftliches, sondern tatsächlich ein kulturelles Erlebnis.“

Folgende Empfehlungen geben die Forschenden für die Zukunft: In Veranstaltungshäusern müsse mehr denn je Wert auf Belüftungstechnik gelegt werden, um einen regelmäßigen Raumluftaustausch mit frischer Luft zu ermöglichen. Zudem sind Hygiene-Konzepte das A und O – mit Maskenpflicht, Hygiene-Stewards und einem Bestuhlungsplan, der immer an die aktuelle Inzidenz angepasst werden muss. Dazu brauche es mehrere Eingänge, um die Besucherströme zu lenken.

Hinweise, die von den Betroffenen aus Kultur und Sport nur zu gern aufgenommen werden. „Ab heute geht es für uns nur noch um den Zeitpunkt, wann es wieder losgeht. Denn wie es geht, wissen wir dank der Studie. Für uns heißt es nun, mit den Resultaten aus dem Forschungsprojekt professionelle Konzepte auszuarbeiten, die Vertrauen schaffen und somit Großveranstaltungen ermöglichen“, schätzte Philipp Franke, zweiter Geschäftsführer der ZSL, ein. Und Karsten Günther, Geschäftsführer des SC DHfK Leipzig, meinte: „Die Ergebnisse der Studie liefern der gesamten Branche sowohl eine kurzfristige Perspektive, während der Pandemie mit einer minimalen Auslastung bis zu 25 Prozent stattfinden zu können, ohne von der Bildfläche zu verschwinden, als auch eine mittelfristige, die uns ermöglicht mit Auslastungen bis zu 50 Prozent wirtschaftlich solide zu arbeiten und damit wichtige Strukturen sowie Millionen Arbeitsplätze zu erhalten.“ Bleibt nun die Hoffnung, dass man bald loslegen kann …

Infos: www.restart19.de

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