Sie feiern Weihnachten in Familie immer mit dem Blick aufs Handy: Mutter Diana und Vater Michael mit den Kindern Sophia, Lex, Soraja (vorn, v.l.) sowie Leon und Saskia. Foto: PICTURE POINT/Kerstin Dölitzsch

Sie hat fünf Kindern ein Leben geschenkt. Heute hängt ihr eigenes am seidenen Faden. Denn Diana (41) ist nierenkrank und wartet nun schon das fünfte Weihnachten auf zwei Spenderorgane. Das kostet Kraft. Doch die Mutter findet Halt und Hilfe in ihrer großen Familie.

Und wieder ein Weihnachtsfest auf Abruf. Die Glocken dürfen nicht zu laut klingen, „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ im Fernsehen nicht alles überspielen. Denn ein Anruf kann ankündigen, dass es endlich so weit ist. Im Trubel rund um den Tannenbaum der siebenköpfigen Familie mit den zwei Zwergpudeln Fanny und Benny wird Diana das Telefon immer im Blick behalten. Sie macht das geräuschlos und mit Routine. Noch am Vormittag des Heiligen Abends muss die Nierenkranke knapp fünf Stunden an der Dialyse verbringen. So wie jeden Montag, Mittwoch und Freitag. „Feiertage gibt es an der Dialyse nicht. Schließlich sichert sie mir das Überleben“, ist der Mutter von Sophia (18), Saskia (17), Leon (15), Lex (11) und Soraja (10) bewusst. „Mit einer transplantierten Niere und Bauchspeicheldrüse wäre das Leben etwas leichter“, weiß Diana.

Vor der Geburt ihres fünften Kindes begann sich ihr Gesundheitszustand rapide zu verschlechtern. „Bei mir wurde Diabetes festgestellt. Außerdem funktionierten die Nieren deshalb nur noch stark eingeschränkt“, erinnert sich die gelernte Verkäuferin. Um die Geburt der jüngsten Tochter nicht in Gefahr zu bringen, entschlossen sich die Mediziner zehn Wochen vor dem Termin, Soraja als Frühchen auf die Welt zu holen. Vater Michael (39) fuhr mit den anderen vier Kindern und den Geschenken zum Krankenhaus, in dem 2008 die ganze Familie so gut es irgendwie ging, zusammen Weihnachten feierte. Die sieben Sachsen bewältigten die erste große emotionale Belastungsprobe nach dem Schicksalsschlag. Er bestimmt seitdem das Familienleben.

„Ich wurde mit Anfang 30 Rentnerin“, sinniert Diana, „ein unheimlich beklemmendes Gefühl.“ Doch sie kämpft jeden Tag um ein Stückchen Normalität. Obwohl die Wohnung viel zu klein und die Rente viel zu gering ist, bemüht sich die fünffache Mutter um Nestwärme und versucht ihren Kindern bescheidene Wünsche zu erfüllen. „Natürlich belastet es mich, dass wir als Familie noch nie zusammen in den Urlaub fahren konnten, weil das Geld nicht reicht“, erzählt Diana. Da ihre Nieren immer schlechter funktionieren, ist sie seit mittlerweile fünf Jahren Dialysepatientin. Die Blutwäsche kostet Zeit und Kraft. „Aber ich kann mich hundertprozentig auf meinen Mann und meine Kinder verlassen“, ist die Leipzigerin froh.

Zweimal erhielt sie bereits die Nachricht, dass eine Niere und eine Bauchspeicheldrüse bereitstehen. „Ich lag sogar schon auf dem OP-Tisch“, denkt Diana zurück. Doch die Doppel-Transplantationen mussten jeweils im letzten Moment abgesagt werden, weil die Werte bei den Tests ungünstig waren. Für Diana und ihre Familie eine Achterbahnfahrt der Gefühle. „Für mich wären die zwei Spenderorgane natürlich das schönste Geschenk meines Lebens“, meint die Kämpferin und hofft in den nächsten Tagen auf ein wahres Weihnachtswunder …

Thomas Gillmeister

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