Zauberer Markus Teubert ist Profi in der Close-Up-Magie. Foto: privat
Zauberer Markus Teubert ist Profi in der Close-Up-Magie. Foto: privat

Glatt und kühl fühlt sich die Münze in der Hand an. Einen halben Dollar halte ich in der geschlossenen Faust. Doch plötzlich ertaste ich ein Loch in der Mitte der Münze. Ich öffne die Hand – und sehe vor mir eine völlig andere Münze, eine mit chinesischen Schriftzeichen und eben jenem Loch in der Mitte. Zauberei? ­Markus Teubert lächelt. „Ich weiß selbst nicht, wie ich das gemacht hab.”

Der Münztrick gehört zu den Klassikern des Leipziger Zauberers. Wie er funktioniert, verrät der Profi verständlicherweise nicht, aber der Effekt bei seinem Gegenüber ist wohl immer derselbe: Erstaunen. Genau diese Reaktion will Markus Teubert bei seinem Publikum hervorrufen. Er will verblüffen, verwirren und für gute Unterhaltung sorgen.

Der Zauberer steht allerdings nicht wie ein David Copperfield auf einer riesigen Bühne. Er hat ein Faible für die so genannte Close-up-Magie, für Zaubertricks in vornehmend kleiner Runde. Das ist der Rahmen, in dem 58-Jährige sich wohl fühlt. „Je kleiner das Publikum, desto magischer die Zauberkunst.” Okay, Teubert hat auch schon mal vor 2000 Leuten eine Harley Davidsen verschwinden lassen. Doch lieber ist ihm der unmittelbare Kontakt zum Zuschauer. Er will die erstaunten Gesichter sehen, das Lächeln seiner Gäste, die direkt neben ihm sitzen – und doch nicht wissen, wie dieser oder jener Trick zustande kommt.

Zauberei mit Büchern, Karten und Münzen

Teubert nutzt fast ausschließlich Alltagsgegenstände, etwa Münzen, Bücher, Geldscheine oder Karten dafür. „Mit Karten sind fast alle Effekte der Zauberkunst möglich sind”, sagt er. Mit diesen 52 Pappscheiben ergeben sich unendliche Möglichkeiten. Einer seiner Lieblingstricks ist das Ver- und Entketten verschlossener Stahlringe auf der Bühne. Er hat an dem Trick vor zehn Jahren intensiv gearbeitet und ihn auf eine neue Stufe gehoben. Für das Publikum sei das Ganze „komplett undurchschaubar”, sagt der Profi. Und: „Das Befreien der Ringe hat eine so schöne Symbolik.”

Zauberer Markus Teubert zaubert gern mit Alltagsgegenständen wie Münzen oder Spielkarten. Foto: André Kempner
Zauberer Markus Teubert zaubert gern mit Alltagsgegenständen wie Münzen oder Spielkarten. Foto: André Kempner

Grundlage für seine Zauberkunst sei eine gute Fingerfertigkeit. „Darauf baut alles auf”, sagt Teubert. Etwa zehn Prozent mache die Technik aus. Wichtiger aber sei es, den Trick publikumswirksam zu verpacken, ihn unterhaltsam zu präsentieren. „Ein guter Zauberer hat einen Draht zu seinem Publikum”, betont Teubert. „Die Leute sollten ihn mögen. Das hilft.” Denn: Das Verhältnis könne auch kippen.

Der Zauberer macht schließlich etwas, was die Gäste nicht verstehen. Manche Zuschauer wollen unbedingt herausbekommen, wie ein Trick funktioniert und beißen sich daran fest. „Zauberkunst hat immer auch ein Kampfelement”, sagt Teubert. Dennoch sei Zaubern für ihn sei per se kein Betrug. Dass er die Leute an der Nase herumführt, sei ja allen klar. Mogelei wäre es nur, wenn er etwas anderes vorgibt. Deshalb mag Teubert sogenannte Mentalmagier nicht, die behaupten, sie können Gedanken lesen. „Ich versuche, die Leute eher als Freunde zu begreifen.” Er wünscht sich, dass alle glücklich nach Hause gehen.

Pannen gehören zur Show dazu

Was fast in jeder Show vorkommt: Pannen. Wie oft geht bei einem Auftritt etwas richtig schief? Teubert lacht: „Ach, ständig.” Im besten Fall bemerkt es das Publikum nicht und er bekommt noch die Kurve. In der Regel versucht der Zauberer den Fauxpax zu überspielen oder improvisiert. Im schlimmsten Fall erkennt das Publikum den Trick, das sei aber extrem selten.

Im Moment spielt der Wahl-Tauchaer viel in Theatern vor 30 bis 50 Gästen. Er zaubert auch auf Firmenfeiern, Familienfesten oder Hochzeiten und hat ein abendfüllendes Bühnenprogramm mit dem Titel „Wunder für alle” für 200 bis 300 Gäste konzipiert. Bei kleineren Auftritten endet seine Show stets damit, dass alle an einem Tisch um den Zauberer herumstehen. „Da entsteht so eine Hexenkessel-Atmosphäre.”

Einer seiner Lieblingstricks ist das Ver- und Entketten verschlossener Stahlringe auf der Bühne. Foto: privat
Einer seiner Lieblingstricks ist das Ver- und Entketten verschlossener Stahlringe auf der Bühne. Foto: privat

Neue Tricks trainiert der Magier heute „soviel wie möglich”. Aber der Profi gibt zu: Früher übte er häufiger als jetzt. Vor einem Auftritt geht er die Show Schritt für Schritt noch einmal durch. Neue Tricks zeigt er zuerst Kollegen, manches fliegt dann raus. Auch bei kleineren Theatervorführungen probiert er vieles aus. In einem Keller einer Buchhandlung in Gera steht Teubert seit 2008 einmal im Monat auf der Bühne – dieser Rahmen sei ein Testballon für neue Teile der Show.

Wie sieht das richtige Bühnenoutfit aus?

Auch über sein Bühnenoutfit hat sich Markus Teubert lange Gedanken gemacht. Eine Zeit lang trat er in Jeans und Lederjacke auf. Auffällige Klamotten sind dagegen nicht sein Stil. „Auf keinen Fall Glitzer.” Heute trägt der Zauberer einen eleganten schlichten Anzug und findet, das passt am besten zu ihm.

„Zauberkunst hat immer auch ein Kampfelement.”

Markus Teubert zaubert seit fast 30 Jahren – er ist ein alter Hase im Geschäft. Trotzdem muss auch er immer am Ball bleiben, darf nicht stehen bleiben. Die Tricks von damals zeigt er heute nicht mehr, aber er folgt auch keinen Trends. Mentalmagie, also das angebliche Gedankenlesen des Publikums, ist so einer oder auch das Zaubern mit dem Handy – beides ist nicht unbedingt Teuberts Ding.

Kinderzaubershow des DDR als Inspiration

Geboren wird er in Schkeuditz. Mit acht Jahren sieht er eine Kinderzaubershow des DDR-Zauberers Jochen Zmeck – und ist fasziniert. Seither interessiert er sich fürs Zaubern, bastelt an eigenen Tricks, die er seiner Familie vorführt. Von seinem ersten Taschengeld kauft er sich einen Zauberkasten. „Da ging es richtig los.” Mit 14 tritt Teubert in die Arbeitsgemeinschaft Junger Zauberkünstler in Leipzig ein, lernt dort von echten Profis. „Feedback von außen ist enorm wichtig”, sagt er bis heute.

Hier geht es zur Website von des Zauberers

Nach der Schule bleibt die Zauberei zunächst Hobby. Er lässt sich zum Nachrichtentechniker ausbilden, kündigt 1998 aber seinen Job und widmet sich nur noch der Magie. Ein großes Unternehmen schickt ihn auf eine Kindergartentournee mit einem Zauberprogramm. Er absolviert drei bis fünf Auftritte am Tag. „Das war sehr anstrengend, aber auch sehr einträglich”, sagt Teubert rückblickend.

Im Moment spielt der Wahl-Tauchaer viel in Theatern vor 30 bis 50 Gästen. Foto: privat
Im Moment spielt der Wahl-Tauchaer viel in Theatern vor 30 bis 50 Gästen. Foto: privat

Dieser Auftrag gibt ihm zu Beginn eine große Sicherheit und erleichterte seinen Einstieg in die Selbstständigkeit als Zauberer. Anfangs gibt Teubert auch Unterrichtsstunden in der Leipziger Zauberschule, die damals am Augustusplatz, im heutigen Radisson Blu Hotel, beheimatet ist. Daneben baut er sich sein Leben als Zauberkünstler auf. Die Anfragen nach Auftritten schwanken im Verlauf der Jahre. „Es gibt immer Aufs und Abs.” Persönliche Empfehlungen sind enorm wichtig. Teubert ist auch in den sozialen Medien, etwa bei Instagram aktiv. Allerdings betreibt er das Ganze nicht sehr intensiv.

Markus Teubert ist Frühaufsteher

Und wie sieht sein Alltag als Zauberer aus? Klar, am Wochenende stehen bei Teubert häufig Auftritte an. An einem Montagmorgen aber steht er meistens halb acht auf und sitzt um 9 Uhr am Schreibtisch. Dann übt er neue Tricks, liest Zauberliteratur und organisiert seine Bürotätigkeit – „wie bei jedem anderem Selbstständigen auch”, sagt er.

Heute gibt er sein Wissen regelmäßig an jüngere Zauberer weiter. Auch mit seinem erwachsenen Sohn, der gerade nach Malaysia ausgewandert ist, hat er einmal zusammen gezaubert. Doch es blieb bei dem einen Auftritt. Seinen Schülern gibt Teubert Tipps, arbeitet mit ihnen gemeinsam an ihren Zaubernummern. Sein Ratschlag an Anfänger: Zauberliteratur lesen und Kontakt zu anderen Zauberkünstlern suchen, zum Beispiel zum magischen Zirkel in Leipzig.

Hat Teubert noch Interessen neben der Zauberkunst? Er überlegt eine Weile. „Früher habe ich mal Musik gemacht und Schach gespielt.” Mit letzterem hat er wieder angefangen, nach fast 30 Jahren Pause. Aber sonst, sagt Teubert, sei die Zauberei eben auch sein Hobby. Er schaut sich immer gern an, was die Kollegen machen. Sein großes Vorbild ist der spanische Zauberkünstler Juan Tamariz, der „die Zauberkunst revolutioniert” habe und „sein Publikum unfassbar mitreißen könne”.

Während der Profi bei den meisten Zaubershows die gezeigten Tricks durchschaut, sei das bei Tamariz schon schwie­riger. Denn auch der Magier sagt: „Ich bin gern getäuscht, ich staune gerne.” Gina Apitz

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