Wie viele andere Kirchgemeinden in Sachsen hat auch die Evangelisch-Lutherische Trinitatis-Kirchgemeinde Döbelner Region aktuell einige Herausforderungen zu meistern. SachsenSonntag-Redakteur Andreas Wendt sprach mit Pfarrerin Anne-Marie Beuchel.
Welche Herausforderungen hat die Kirchgemeinde aktuell zu meistern?
Anne-Marie Beuchel: Wir haben aktuell viele Herausforderungen. Unter anderem ist bei uns seit einem Jahr eine Pfarrstelle frei und es ist unklar, wann diese besetzt werden wird. So, wie für jeden alles teurer wird, so trifft es auch die Kirchgemeinde. Das gilt nicht nur für Strom und anderes alltägliches, sondern auch für die Instandhaltung und Reparatur der Gebäude. In unserer Gemeinde sind es zum Beispiel zwölf Kirchen, die für die Menschen offen sein sollen. Gleichzeitig erleben wir einen Rückgang der Einnahmen.
Kosten sorgen für schwierige Lage
Um unsere Angebote kostenfrei für alle zu ermöglichen, sind wir auf Spenden und die Kirchensteuer angewiesen. Wir sind dankbar, dass jedes Jahr viele Menschen die Arbeit unserer Kirchgemeinde finanziell unterstützen, trotzdem sehen wir, dass bei den steigenden Kosten die Lage langfristig schwierig wird. Bei all diesen Herausforderungen haben wir die große Herausforderung Gottes Wort zu verkündigen. Es ist unsere Aufgabe auf verschiedene Weise – von traditionell bis modern – zu erzählen von Gottes Liebe, seinem Schutz und seinem Segen.
Welche Bedeutung hat die Evangelische Kirche in den aktuell unsicheren Zeiten?
Ich denke, die Evangelische Kirche kann gerade in unsicheren Zeiten Halt geben. Wo Menschen sprachlos werden angesichts der Geschehnisse im Privaten und in der Welt, lesen wir in der Bibel und finden Sprache. Wir haben diese Worte, die schone Jahrhunderte Menschen durch schwierige Zeiten getragen haben.
Wir haben die Lieder, die trösten und Ruhe schenken. Wir haben die Gebete, wo man alle Sorgen und Ängste einfach mal loswerden kann. Als Kirche sind wir eine Konstante in der Unsicherheit. Wir bieten Raum für die Menschen, zum Beispiel durch unsere Sonntagsgottesdienste oder das Friedensgebet (immer montags 17 Uhr in der St. Nicolaikirche) und es gibt die Möglichkeit zum Gespräch für alles, was einem auf dem Herzen liegt.
Das Gemeindeleben steht und fällt auch mit den ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern. Wie ist hier die Situation in der Gemeinde?
Ich bin sehr dankbar, dass wir ein großes Team an Ehrenamtlichen haben, die in unterschiedlichen Bereichen aktiv sind. Manche tragen den Gemeindebrief aus, andere musizieren im Gottesdienst, manche stehen vorne und halten Gottesdienste, wieder andere helfen bei der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. Es gibt Ehrenamtliche, die besuchen Menschen zum Geburtstag, wieder andere engagieren sich in den verschiedenen Gremien und leiten die Kirchgemeinde mit.
Ehrenamtliche sind wichtig für kirchliches Leben
Es ist unglaublich schön, dass wir so viele Ehrenamtliche haben und ich bin jedem einzelnen sehr dankbar für den Einsatz, den sie oder er für unsere Kirchgemeinde tut. Nur durch so viele Menschen können wir kirchliches Leben in unserem großen Gebiet, von Hof bis Döbeln, von Beicha bis Ziegra, gestalten.
Welche Möglichkeiten werden genutzt, um neue Mitglieder zu gewinnen?
‚Neue Mitglieder gewinnen‘ klingt etwas seltsam, da wir ja kein Verein sind. Ich spreche lieber davon, dass wir Menschen für den Glauben begeistern wollen. Unsere Angebote als Kirchgemeinde sind offen für alle Menschen. In unseren Schaukästen, auf der Homepage, im Gemeindebrief und inzwischen auch auf unserem Whatsapp-Kanal laden wir immer wieder herzlich ein sich auf den Weg zu machen.
Wir haben Angebote für Jung und Alt. Als Kirchgemeinde begleiten wir Menschen von der Wiege bis zur Bahre. Ich denke, am besten lassen sich Menschen für etwas begeistern, wenn andere es leben. Da ist jeder Christ und jede Christin gefragt: Wenn wir Glauben leben und mit unseren Werten der Nächstenliebe, Menschenwürde und Zusammenhalt in die Gesellschaft wirken, dann können wir auch andere Menschen damit begeistern und neugierig machen.