Frank Götzel ist stolz auf das zehnjährige Bestehen der Geschichtswerkstatt. Foto: A. Neustadt

Döbeln. Der Stolz ist Frank Götzel deutlich anzusehen. Als Leiter blickt er inzwischen auf „zehn Jahre Geschichtswerkstatt der TAG“ in der Zwingerstraße in Döbeln zurück. Und dieses Jubiläum ist eine gute Möglichkeit, „stolz auf die vergangenen und durchaus erfolgreichen Jahre“ zurückzublicken.

„In den letzten zehn Jahren hat sich die Geschichtswerkstatt zu einem echten Erfolgsmodell entwickelt. In ihr wird die Wohn- und Lebenskultur der vergangenen Jahrzehnte dokumentiert“, freut sich der Leiter und stellt zugleich klar: „Wir verstehen uns nicht als Museum mit nostalgischem Anstrich. Dabei gilt mein großer Dank an die Geschäftsführung der TAG, die uns wirklich sehr unterstützt. Das würdigen die Mieter der TAG, von denen viele zu unseren Stammgästen gehören.“

Mehr als 60 Menschen, vorwiegend die Mieter der TAG, steuerten für die wechselnden Ausstellungen größere und kleinere Erinnerungsstücke bei – darunter auch so manches Highlight. So übergab die Mutter eines verstorbenen Mannes aus Belgern der Geschichtswerkstatt ein Tonstudio. „In der Stadt Döbeln und im ehemaligen Landkreis Döbeln gab es viele Industriebetriebe sowie handwerkliche und gärtnerische Genossenschaften. Es ist uns ein besonderes Anliegen, diese Erinnerungen zu bewahren und an die Leistungen der oft unter schwierigen Bedingungen arbeitenden Menschen würdig zu erinnern. Im Team unserer Gesprächsleiter sind Personen mit Erfahrungen aus früheren Betrieben und heutigen Firmen. In der Ausstellung finden sich Erzeugnisse der ehemaligen Betriebe wieder.“ Außerdem zeigen Großeltern ihren Enkeln in der Geschichtswerkstatt, wie sie und ihre eigenen Eltern einst wohnten und lebten. Für die jüngeren Kinder ist vor allem die alte Reiseschreibmaschine besonders interessant. Natürlich darf diese auch ausprobiert werden. Inzwischen hat sich auch über die Döbelner Stadtgrenzen hinaus herumgesprochen, dass es hier einiges zu sehen gibt. So können auch immer wieder Besucher aus dem Dresdner Raum begrüßt werden. Besonders gut besucht sind die monatlichen Gesprächsrunden der Geschichtswerkstatt, in der maximal 30 Personen Platz finden. Dabei handelt es sich nicht um Vorträge schlechthin. Die Besucher werden in die Gesprächsrunden mit einbezogen und können eigenen Erfahrungen zum jeweiligen Thema beisteuern oder Fragen stellen. Regelmäßig kommt zum Beispiel auch der Leiter des Polizeireviers, um mit den Besuchern über verschiedene Themen zu diskutieren. „Mit Jugendlichen diskutierte der damalige Revierleiter zum Einsatz der Polizei bei einer Antinazidemonstration. Die Jugendlichen kritisierten den ihrer Meinung nach zu harten Einsatz der Polizei“, erinnert sich Frank Götzel. Außerdem diskutierte ein geschützter Aussteiger aus der rechten Kameradschaftsszene in mehreren Veranstaltungen mit Schülern des Gymnasiums.

Durch die Corona-Pandemie mussten die vielfältigen Aktivitäten in der Geschichtswerkstatt der TAG in den vergangenen Monaten natürlich unterbrochen werden. Die Neugier der kleinen und großen Interessenten ist natürlich dennoch groß. „Mich erreichen immer wieder schriftliche und mündliche Anfragen nach einer möglich baldigen Öffnung“, sagt Frank Götzel. Andreas Neustadt

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