Alle Hände voll zu tun: Orgelbauer Felix Tibussek (r.) säubert mit seinem Kollegen Laszlo die Pfeifen der Grimmaer Eule-Orgel und nimmt deren Holzteile in punkto Holzwurmbefall genauer unter die Lupe. Foto: Roger Dietze

Landkreis Leipzig. Sie wird gemeinhin als die „Königin unter den Instrumenten“ bezeichnet, die Orgel. Doch auch die in den Kirchen des Landkreises Leipzig ihren Dienst verrichtenden Tasteninstrumente, bei denen Pfeifen durch einen Orgelwind genannten Luftstrom angeblasen werden, sind in den meisten Fällen in die Jahre gekommen und benötigen mehr oder weniger dringend eine Verjüngungskur.

Ganz besonders groß ist diesbezüglich der Bedarf an der Pegauer Orgel, einem betagten Instrument von 1851 aus der Bornaer Werkstatt von Urban Kreutzbach. „Der von der Kirchgemeinde gestellte Bauantrag umfasst die Summe von 250 000 Euro“, berichtet Verwaltungsmitarbeiterin Margit Engel. Eine gewaltige Summe, die der Grund dafür ist, dass das Sanierungsprojekt von langer Hand geplant ist. „Wir sammeln bereits seit einigen Jahren, um den Eigenanteil von 30 000 Euro aufbringen zu können, und da wir das Geld jetzt zusammenbekommen haben, wollen wir das Projekt in Angriff nehmen.“ Ein Projekt, das überfällig sei. „Die Orgel ist zwar noch spielbar, aber des Öfteren hängen die Töne“, so Engel, der zufolge die umfangreichen Arbeiten auch die denkmalgerechte Wiederherstellung des Orgelprospekts, sprich der von außen sichtbaren Fassade des Instruments, umfassen werden.

Auch im nördlich von Wurzen gelegenen, zur Gemeinde Machern gehörenden Püchau ist man auf dem Weg der Sanierung der knapp 100 Jahre alten Jehmlich-Orgel weit vorangeschritten. Wenngleich dieser Weg zuletzt noch einmal etwas holprig zu werden droht. „Nach der Antragstellung zur Erteilung einer denkmalschutzrechtlichen Genehmigung haben wir aus der Unteren Denkmalschutzbehörde erfahren, dass wir unsere aus den Jahren 2015 und 2017 stammenden Gutachten aktualisieren müssen“, berichtet Pfarrer Martin Handschuh. „Das sind für uns Hürden, mit denen wir nicht gerechnet haben und die auch ungewöhnlich sind.“ In einem nächsten Schritt wolle man sich an den Orgelsachverständigen der Landesdenkmalpflege wenden, um die nächsten Schritte zu besprechen. „Der Mann ist für sein Fachwissen ebenso bekannt wie für sein pragmatisches Herangehen“, berichtet der Püchauer Pfarrer, der hofft, im Zusammenspiel mit dem Landeskirchenamt und der Landesdenkmalpflege einen Kompromiss zu finden. „Unser Ziel ist es, die Sanierung bis zum Jahr 2023 abschließen zu können, in dem das Instrument 100 Jahre alt wird.“

Reichlich betagt ist auch die Orgel in der Grimmaer Frauenkirche, die seit Anfang der Woche schweigt. Zu hören sind im weiten Kirchenrund derzeit lediglich die von Orgelbauer Felix Tibussek und seinem Kollegen erzeugten Geräusche, die entstehen, wenn Orgelpfeifen ausgebaut und Holzteile demontiert werden. Für den Mitarbeiter des Kubschützer Orgelbaubetriebes Ekkehart Groß ist die vor 92 Jahren vom Bautzener Orgelbauer Hermann Eule umfassend umgebaute Jehmlich-Orgel ein vertrautes Instrument, der derzeit anstehende Eingriff jedoch einer der größeren Art. „Zum einen hat der Holzwurm seine Spuren hinterlassen, und zum anderen müssen die Taschen genannten Lederteile, die die Ventile bewegen, in größeren Intervallen erneuert werden, um Fehltönen vorzubeugen“, erläutert der Grimmaer Kantor Tobias Nicolaus, dessen Kirchgemeinde von Kosten in Höhe von rund 80 000 Euro ausgeht. „Ein genaues Bild insbesondere über die Holzschäden hat man jedoch erfahrungsgemäß erst nach Öffnung des Instruments.“

Felix Tibussek kann jedoch bereits Entwarnung geben. „Aktiver Holzwurmbefall ist zwar vorhanden, aber alles in allem nichts Schlimmes“, so der Orgelbauer. Besonderes Augenmerk muss der 44-Jährige auf die Traktur legen, sprich das hölzerne Übertragungssystem, welches das Bindeglied zwischen den Betätigungselementen des Spieltisches und dem Ventilsystem in der sogenannten Windlade bildet. Darüber hinaus säubert das Duo aus der Nähe von Bautzen die kleineren Pfeifen vor Ort und nimmt die größeren, von außen sichtbaren Prospektpfeifen mit in die heimische Werkstatt, wo sie zudem eine neue Farbschicht erhalten. Allein die Ertüchtigung der Pfeifen macht einen Großteil der insgesamt reichlich 1200 veranschlagten Arbeitsstunden aus, zählt die Frauenkirchen-Orgel doch über 2000 davon. „Der Großteil sind reine Metallpfeifen, knapp zehn Prozent sind aus Holz und weitere zehn Prozent aus verschiedenen Materialien gefertigt“, erläutert Tibussek. Roger Dietze

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