
Wenn die Gäste die Augen schließen, könnten sie meinen, es spiele eine komplette Band. Öffnen sie sie jedoch wieder, merken sie: Es sind nur „2von5“, die dennoch einen erstaunlich satten Sound erzeugen. Der Bandname ist Programm: Nachdem drei Musiker kurzfristig ausgestiegen waren, setzten die verbliebenen zwei die Idee allein fort – und gründeten im vergangenen Jahr ihre Mini-Band.
Uwe Franke sitzt auf einem Barhocker, trägt schwarzen Hut und Sonnenbrille, seine Finger gleiten über die Saiten einer schwarzen Gitarre. Neben ihm trommelt sein Sohn Sebastian Monse am Schlagzeug zur Musik von City, Renft und Lindenberg und spielt außerdem Mundharmonika. Die Vater-Sohn-Kombo covert Ost- und Deutschrocktitel – allesamt Songs, die ihnen etwas bedeuten, viele davon abseits der großen Hits. Heute haben beide in ihren Proberaum eingeladen – ein Gartenhäuschen auf einem Grundstück in Großlehna, einem Ortsteil von Markranstädt.
Proberaum im Holzhäuschen im Garten
Hier lebt Sebastian Monse mit Frau und zwei kleinen Kindern. Vater Uwe wohnt nur ein paar Straßen entfernt. Praktisch fürs Proben – und für die Kinderbetreuung. Im Holzhäuschen steht das Schlagzeug, daneben ein Dutzend weiterer Instrumente. Da sie nur als Duo unterwegs sind, spielen sie Bass, zweite Gitarre oder andere Stimmen vorab selbst ein. Ursprünglich wollten Vater und Sohn ein reines Programm mit Musik des ostdeutschen Liedermachers Gerulf-Pannach gestalten. Doch dann erweiterten sie das Repertoire: Renft, City, Karat, Stoppok, Lindenberg, Westernhagen – dazu fünf Akustik-Nummern. Zwei Stunden Musik, konzentriert und handgemacht.
Keine Ossi-Partyband zum Tanzen
Wichtig ist ihnen dabei: Sie sind keine Ossi-Partyband. Ihre Musik ist weniger zum Tanzen gedacht als zum Zuhören. „Wir spielen nicht ‚Alt wie ein Baum‘“, sagt Sebastian Monse. „Unser Publikum soll auf die Texte achten.“ Uwe Franke ergänzt: „Wir versuchen, die Tradition der guten Titel zu erhalten.“ Viele dieser Texte seien heute aktueller denn je.
Sebastian – oder Basti, wie sein Vater sagt – ist der kreative Kopf des Duos, bringt moderne Elemente ein. Das Original soll zu erkennen sein, aber sie wollen einen eigenen Stil entwickeln, beide hängen nicht “sklavisch” an der Vorlage. „Es soll vor allem gut klingen”, sagt Sebastian Monse diplomatisch. „Wir haben unsere Idole, aber wir wollen nicht klingen wie sie.”

Als Autodidakten hat das Duo keinen Anspruch auf Perfektion. „Wir sind keine Virtuosen”, räumt Sebastian Monse ein. Ihr Repertoire ist zum einen Zeitreise in die DDR. Beide spielen aber auch neuere Stücke, zum Beispiel von City oder Karat. „Viele Ostrockbands haben auch nach der Wende noch gute Platten gemacht”, findet Sebastian Monse.
Und wer hat das Sagen in der Vater-Sohn-Combo? Uwe Franke deutet auf seinen Sohn und sagt: „Eindeutig er.” Sebastian Monse sei der „musikalische Kopf” des Duos. Bei zwei Leuten sei es auch einfacher, sich abzustimmen, als wenn die Band aus fünf Mitgliedern bestünde.
Zwei Generationen machen zusammen Musik
Dass hier zwei Generationen zusammenspielen, funktioniere gut, bestätigen beide. Sebastian Monse ist 40, sein Vater 66 Jahre alt. Das liegt auch daran, dass beide schon lange zusammen Musik machen, in vorherigen Bands. „Wir haben keine Diskrepanzen. Wir wissen beide genau, was wir wollen”, sagt Uwe Franke. Beide verbindet ihr Musikgeschmack zum Ost- und Deutschrock.
Der Unterschied ist nur: Uwe Franke hat Bands wie Renft oder Lift noch live zu DDR-Zeiten erlebt. Sebastian Monse erinnert sich eher an die Neunzigerjahre, an eine Zeit, als die Musik der Puhdys etwa langsam zurückkam und wieder populär wurde. Zwei Generationen, ein Bühne – „wir kokettieren live auch damit”, sagt Sebastian Monse.
„Wir haben keine Diskrepanzen. Wir wissen beide genau, was wir wollen.”
Die Liebe zur Musik ist es, was Vater und Sohn schon lange verbindet, auch wenn der Weg dorthin für beide unterschiedlich verlief. Rückblick: Uwe Franke wird in Wurzen geboren, wächst in Leipzig auf. Mit 16 bringt er sich das Gitarre spielen selbst bei, klimpert auf Campingausflügen. Als junger Mensch spielt er ab und zu „Nonsens-Lieder” von Jürgen Hart in der Moritzbastei, erzählt er.
Nach der Wende kauft er mit seiner Frau 1997 ein altes Haus in Großlehna, was er ausbaut. Er steigt bei der Countryband „Truckwheels” ein. Dort wird irgendwann ein Schlagzeuger gesucht – so kommt Sebastian an Bord. Seit Anfang des Jahres ist der 66-Jährige im Ruhestand. Früher arbeitete Uwe Franke im Außendienst bei einer großen Haushaltsreinigungsfirma, er fuhr viel herum. Damit ist nun Schluss. Jetzt hat er mehr Zeit für die Familie – und für die Musik.
Sebastian trommelt, seit er fünf Jahre alt ist
Sohn Sebastian trommelt schon mit fünf, sechs Jahren auf Töpfen herum, erzählt sein Vater. In den Neunzigern schaut er sich auf dem Fernseher mit Vorliebe Aufzeichnungen von Konzerten von Phil Collins an. Mit 12, 13 entdeckt er seine Leidenschaft fürs Schlagzeug, spielt in einer Schülerband in Markranstädt, später fünf Jahre lang in einer Elektropopband. „Er hat teilweise in fünf Bands gleichzeitig gespielt”, sagt sein Vater. „Da hatte ich noch keine Frau und keine Kinder”, sagt der Sohn und lacht.
Vor einer Weile klopft er bei Bertram Engel – dem Schlagzeuger von Udo Lindenberg und Peter Maffay – an und fragte, ob er mal eine Unterrichtsstunde bekommen könne. Dafür fährt er 2011 extra in die Red Rooster Studios nach Tutzing. Auch von Ali Zieme, dem Schlagzeuger der Prinzen, holt sich der Autodidakt Tipps ab.
Kinder, Corona und das Haus
„Irgendwann kamen Kinder, Corona und das Haus – und dann war erstmal alles weg”, sagt Sebastian Monse rückblickend. Jetzt sind seine Kinder vier und sechs Jahre alt. Sie müssen „nicht mehr im Kinderwagen herumgeschoben werden”. Für ihn Zeit, sich neu zu orientieren, den Fokus wieder auf mehr auf die Musik zu richten. Die lässt sich auch mit seiner Arbeit als Niederlassungsleiter im Gebäudemanagement in Dölzig gut verbinden. Am Wochenende hat er Zeit für Auftritte. Sebastian Monse sagt, er will „nochmal los”. „Das Herumfahren in die Clubs hat ein bisschen gefehlt.” Seine Familie begleitet ihn inzwischen teilweise zu den Konzerten.
Kleinere Auftritte im Raum Leipzig
Mit ihrem Programm hatten „2von5” bereits die ersten Auftritte im Raum Leipzig und in Sachsen-Anhalt. In einem Pub in Weißenfels war ihr Konzert innerhalb weniger Tage ausverkauft. Ein größerer Auftritt fand kürzlich statt – im Radlerhof, der vielen noch als Alte Centralhalle (CH) Gaschwitz bekannt ist.

Die Vater-Sohn-Combo „2von5“ spielte ihren ersten Auftritte in einem Pub in Weißenfels.
Foto: privat
2026 wollen die beiden noch mehr durchstarten: Auftritte in Gera, Leipzig und Eisenberg, sind geplant, im Sommer vielleicht eine Mini-Tournee in Mecklenburg-Vorpommern. Für ihre Konzerte transportieren Vater und Sohn Instrumente und die restliche Technik mit einem Anhänger. Selbst die Teppiche, die eine Wohnzimmeratmosphäre verbreiten sollen, nehmen sie mit. „Wir brauchen fast zwei Stunden zum Aufbauen”, sagt Uwe Franke. „Das ist der Nachteil bei ‘2von5’”. Uwes Frau Karin ist in die Logistik ebenfalls eingespannt. Sie fährt das Auto und macht den Soundcheck. „Sie ist unser Ohr”, sagt Uwe Franke und lächelt.
Auch wenn das Duo gut zurechtkommt, sind beide nach wie vor offen für weitere Bandmitglieder. Voraussetzung: „Es muss menschlich und musikalisch passen”, sagt Uwe Franke. Einen Geiger oder eine Geigerin würden sie sehr gern in die Band holen, das hätte auch bei Live-Auftritten einen großen Effekt, finden beide. „Der Bandtitel müsste dann allerdings geändert werden in „2von5 plus 1 “, aber das würden wir gern machen”, sagt Uwe Franke und lächelt. Gina Apitz
































