Hier haben die Beiden das Zepter in der Hand: Der 500-jährige Auerbachs Keller ist die (berufliche) Heimat von Heike Weiß und Rene Stoffregen. Foto: Auerbachs Keller
Hier haben die Beiden das Zepter in der Hand: Der 500-jährige Auerbachs Keller ist die (berufliche) Heimat von Heike Weiß und Rene Stoffregen. Foto: Auerbachs Keller

Eigentlich wollte Heike Weiß ja mal zur See fahren. Aber dann folgte doch dem Rat der Mutter – sie lernte Köchin im Interhotel Merkur beim Küchenchef Ulrich Reinhardt. Eine gute Wahl: Schon nach kurzer Zeit stellte sie fest, dass ihr das unheimlich viel Spaß machte.

„Es war spannend, wie aus den Zutaten plötzlich etwas sehr Schmackhaftes entstand und dies zur Freude der Gäste. Ich war wirklich mit dem Herzen dabei“, erinnert sie sich. Und mit einem Lächeln auch daran, daß in der Lehrzeit immer wieder das Schwarz-WeißDenken die Runde machte. Die Weißen – also die Köchinnen und Köche – sind die Wichtigeren in der Gastronomie.

Die Schwarzen – also die Kellnerinnen und Kellner – ja nur die Zubringer. Und deshalb gab es keinen Blick für die Schwarzen … Die es wiederum ebenso hielten – auch die, die im Merkur lernten wie Rene Stoffregen und zwar bei seinem Lehrmeister Roman Schubert.

Spitze im Fach

Nun, Heike Weiß wurde in ihrem Fach Spitze. Zum Abschluss der Lehre wurde sie in einen Wasserkessel getaucht und so – nun ja – getauft. Als frisch gebackene Köchin begann sie im „Erdner Treppchen“, bereitete die Speisen vor den Augen der Gäste und anschließend machte sie im „Zwiebelchen“ Furore und dies im wahrsten Sinn des Wortes: Im Dreier-Team holte sie einen ersten Preis der Köche und flog dafür eine Woche nach New York ins Culinary Institute. Gern denke sie an diese für sie erste große Reise zurück … Rene Stoffregen blieb nach seiner Kellnerlehre noch ein Jahr im „Merkur“, verwöhnte dann die Gäste im Restaurant „Brühl“.

Kramen beim Frühstücken in den gemeinsamen Erinnerungen: Heike Weiß und Rene Stoffregen. Foto: Traudel Thalheim

Kramen beim Frühstücken in den gemeinsamen Erinnerungen: Heike Weiß und Rene Stoffregen.
Foto: Traudel Thalheim

Nach der Bundeswehr ließ er sich an der Hotelfachschule immatrikulieren und erhielt nach mehrjährigem Studium das Diplom „Staatlich geprüfter Betriebswirt für Hotellerie und Gastronomie“ – genau wie später Heike Weiß. Danach bekam er ein Angebot, das er nicht ablehnen konnte: „Ich wollte mir einfach frischen Wind ums Ohr wedeln lassen, bekam das Angebot London, sagte freudigen Herzens ja und blieb über ein Jahr …“. Worüber er bis zum heutigen Tag froh ist.

Nach der Rückkehr nach Leipzig stand Wirt Ulrich Reinhardt, der in der Zwischenzeit das Sagen im Auerbachs Keller hatte, auf der Matte – wie wäre es mit einem Wechseln in den Keller? Und so wurde aus dem einstigen Kellner plötzlich ein Buffettier und drei Monate später der Leiter des Restaurants der „Historischen Weinstuben“.

Staffelstab übernommen

Und als die Wirtsfamilie Rothenberger den weltbekannten Auerbachs Keller übernahm, legte diese den Staffelstab dann im Jahr 2018 in die Hände von Rene Stoffhagen legten. Eine sehr richtige gut überlegte Entscheidung, wie man heute sieht. Ebenso wie jener Entschluss von Ulrich Reinhardt, die Köchin Heike Weiß in den Keller zu holen und aus ihr die rechte Hand des gastronomischen Leiters zu machen.

„Und plötzlich verstanden wir uns bestens, amüsierten uns über die unsinnige Schwarz-Weiß-Denkerei“, sagt Rene Stoffregen, der nur lobende Worte hat für seine Verkaufs-und Veranstaltungsleiterin. Für die große Zuverlässigkeit und Ideenvielfalt. Und der sich selbst in großer Verantwortung sieht nach dem Motto: Dem Leib Gutes bieten, damit die Seele Lust hat, darin zu wohnen.

Beide könnten Bücher schreiben über Auerbachs Keller

Beide könnten Bücher schreiben über all das, was sie in dem berühmten Keller erlebten. In jenem Gastgewölbe, das in diesem Jahr sein 500. Geburtstag feiert. Was gab es da nicht alles – Staatsempfänge, Prominenz aus allen Ecken der Welt, aber auch Leute wie du und ich … Da hatte Schriftsteller Erich Loest – immerhin Ehrenbürger Leipzigs – seinen 75. Geburtstag. Und der damals noch jüngere Rene Stoffregen bereitete mit Ulrich Reinhardt das „Essen des Lukulus“ zu – benannt nach dem römischen Senator und Feldherr, der bis 117 v. Chr. lebte und in jeder Beziehung von sich reden machte.

„Es wurde ein Vogel serviert, in dem sich noch weitere kleine Vögel versteckten: Die Pute war mit einer Ente gefüllt, darin steckte wiederum ein Hühnchen, gefüllt mit einer Taube, in der eine Wachtel mit Ei verborgen war,“ erinnert sich Heike Weiß auch daran, dass dies alles fantastisch geschmeckt habe.

Panne mit Schwedens Königin Silvia

Anders war die Gefühlslage bei der Panne mit Schwedens Königin Silvia. Man hatte extra für sie aus dem Leipziger Stadtmuseum einen Schwedenkelch besorgt und mit Rotwein gefüllt. Die Königin freute sich sehr darüber, drehte ihn um und hatte den Rotwein auf dem Kleid …. Oder wie war die Sache mit dem großen Büfett, das aus Versehen ein Jahr zu zeitig hergerichtet wurde? Da freuten sich die 125 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aber über den unerwarteten Schmaus!

Mephisto und Faust am Auerbachs Keller in der Mädlerpassage in Leipzig sind längst Kult.Foto: Andre Kempner
Mephisto und Faust am Auerbachs Keller in der Mädlerpassage in Leipzig sind längst Kult.
Foto: Andre Kempner

Wie schon gesagt: In diesem Jahr geht besonders hoch her in dem Auerbachs Keller. 45 Veranstaltungen feierten bisher dieses grandiose Ereignis, bis Jahresende werden weitere folgen. So gab und gibt es die legendäre Fasskellerzeremonie, aber auch Theaterdinner wie „Bei Luther privat“, „Der große Knall“ oder erstmalig Bachs Faust – also Goethes Drama als Musiktheaterereignis im Faßkeller an drei Abenden …

Faustseminare und „Faust für Kleine“

Und schön ist auch, dass Kinder, Schüler und Jugendliche im Auerbachs Keller sich neues Wissen aneigenen können bei den Faustseminaren, den Treffs „Faust für Kleine“ oder beim Poetry Slam, einem literarischen Wettbewerb im Fasskeller. Erläuterungen der zahlreichen Gemälde gehören ebenfalls zum Wissensprogramm dazu – etliche Kindergärten und Schulen nutzen diese Möglichkeit. Und auch Besuchergruppen erfreuen sich an den Rundgängen, die dann zumeist mit leckerer Kulinarik – von sächsisch bis international – enden.

Natürlich sind auch Heike Weiß und Rene Stoffregen nicht ausschließlich Feinschmecker auf höchstem Niveau. Sein Lieblingsgericht: Nudeln mit Tomatensoße, erzählt Rene Stoffregen: „Das koche ich zu Hause selbst und sogar sehr.“ Zudem liebt er Konzertbesuche und lässt auch mal alle Fünfe gerade sein läßt. Zum Beispiel im Urlaub, wenn mit seiner Sophia nach Madeira geht. Letzte große Freude: Das drittes Kind namens Leonard hat am 13. Juni 2025 das Licht der Welt erblickt. Seine beiden anderen Kinder Lilly (21) und Luke (24) studieren gegenwärtig.

Ein Steak darf es schon mal sein …

Das Lieblingsgericht von Heike Weiß ist ein saftiges Steak – natürlich medium – dass sie zu Hause des öfteren zubereitet. Ihr Lieblingsreiseziel ist Italien, vor allem der Gardasee. Demnächst geht es mit ihrem Gatten Heiko wieder dahin. Sohn Paul (27) – er macht gerade seinen Master – ist diesmal nicht dabei. Aber vielleicht beim „Faust’n’Roll“ auf der Felsenbühne Rathen oder bei den Störtebecker-Festspielen auf Rügen.

Und was gibt’s bei Beiden zum Sonntagsfrühstück? Rene Stoffregen bevorzugt ein frisches Brötchen mit Marmelade oder Käse und eine frische Tasse Kaffee. Heike Weiß liebt Haferbrei mit frischen Früchten und einem „Scheelchen Heeßen“.Traudel Thalheim

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