Harald Guelzow nimmt im Labormobil eine Wasserprobe entgegen. Foto: PM

BAD DÜBEN. Viel zu hohe Nitratwerte im Grundwasser hat der VSR-Gewässerschutz bei den Brunnenwasserproben festgestellt, die im Rahmen seiner Informationsveranstaltungen am 23. Juli in Bad Düben abgegeben wurden.

In jeder vierten untersuchten Probe lag die Nitratkonzentration oberhalb des Grenzwertes der deutschen Trinkwasserverordnung von 50 Milligramm pro Liter. Insgesamt 86 Wasserproben aus privat genutzten Brunnen nahmen Lina Remme, Mitarbeiterin im Bundesfreiwilligendienst, und Harald Gülzow, Projektleiter, aus dem Raum Bad Schmiedeberg – Doberschütz – Eilenburg – Löbnitz – Gräfenhainichen mit Bad Düben im Zentrum für die Untersuchung entgegen.

Ein Grund für die hohen Belastungen ist die intensive Landwirtschaft. Diese hat sich in den letzten zehn Jahren immer weiter ausgebreitet. Gleichzeitig konnte die umweltverträglichere Form der Landwirtschaft – der ökologische Landbau – kaum wachsen. Hier müssen vor allem die Verpächter handeln. Der VSR-Gewässerschutz rät Gemeinden, Kreisen und Kirchengemeinden dazu, ihre landwirtschaftlichen Flächen in Zukunft nur noch ökologisch bewirtschaften zu lassen.

Die Mitglieder vom VSR-Gewässerschutz fanden bei den Untersuchungen 213 Milligramm Nitrat pro Liter in einem privat genutzten Brunnen in Jesewitz. Weitere mit Nitraten stark verschmutzten Brunnen stellten die Umweltschützer in Wöllnau mit 116 Milligramm pro Liter (mg/l), in Pristäblich mit 159 mg/l, in Wellaune mit 126 mg/l, in der Waldsiedlung von Bad Düben mit 97 mg/l, in Löbnitz mit 116 mg/l und in Sollichau mit 101 mg/l fest. Das Wasser ist wegen der Überschreitung der Trinkwasserverordnung nicht mehr zum Trinken geeignet.

Besonders wichtig ist außerdem, dass derart belastetes Wasser nicht zum Befüllen eines Fischteichs genutzt wird. Es besteht die Gefahr, dass es zur Massenvermehrung von Algen kommt. Abgestorbenen Pflanzen können anschließend zu Fischsterben führen. Nitratbelastetes Grundwasser führt beim Bewässern zu einer zusätzlichen Düngung. Diese muss in die Berechnung über den Stickstoffbedarf der angebauten Pflanzen miteinbezogen werden. Nur so kann eine Überdüngung und eine Nitratanreicherung in Gemüse verhindert werden.

Bürger können dem Verein eine Wasserprobe mit der Post zusenden, falls sie wissen möchten, ob sie auch von der hohen Nitratbelastung betroffen sind. Informationen dazu erhält man auf der Homepage https://www.vsr-gewässerschutz.de/analyse/.
Der ökologische Landbau hat weit strengere Düngevorschriften als in der Düngeverordnung festgesetzt. Es wird auf den Einsatz von chemisch-synthetischen Stickstoffdünger verzichtet.

Außerdem kommt es zu weitgehend geschlossenen Nährstoffkreisläufen, da die Zahl der Tiere sich an der Fläche orientiert, die dem Betrieb zur Verfügung stehen. Nährstoffüberschüsse werden somit bestmöglich vermieden. Der VSR-Gewässerschutz begrüßt deswegen, dass ökologisch erzeugte Produkte in den letzten Jahren immer stärker gefragt sind. „Das freut uns als Gewässerschützer. Jedoch verbessert die Nachfrage für ökologisch erzeugte Produkte nicht die Grundwasserqualität in Sachsen. Dort werden nicht mal sechs Prozent der landwirtschaftlichen Flächen vom ökologischen Landbau bewirtschaftet. Der große Bedarf wird inzwischen mit weit transportierten Lebensmitteln gedeckt“, so Susanne Bareiß-Gülzow, Vorsitzende im VSR-Gewässerschutz.

Jahrzehntelang haben die landwirtschaftlichen Verbände darauf hingewiesen, dass sie produzieren, was die Bürger kaufen. Damit haben sie den Einkäufer für die Grundwasserbelastung verantwortlich gemacht. Viele Bürger ernähren sich heute jedoch anders als vor 20 Jahren. Es werden wesentlich mehr ökologische Produkte gekauft. Deswegen ist es dringend an der Zeit, dass der ökologische Landbau stärker gefördert wird. Viele ökologische Betriebe würden gerne wachsen, bekommen aber keine weiteren landwirtschaftliche Flächen. Gemeinden, Kreise und Kirchengemeinden können diese Betriebe unterstützen und ihnen ihre landwirtschaftlichen Flächen verpachten. So können auf diesem Land die Wünsche der Bürger berücksichtigt werden. Der Gartenbesitzer kann sich über eine geringere Nitratbelastung seines Brunnenwassers freuen und wieder Brunnenwasser statt kostbares Leitungswasser nutzen. PM

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