Die Leipzigerin Lilly Schneider ist eine der erfolgreichsten Athletinnen im Freistaat - sie ist immerhin Vizeweltmeisterin bei den Junioren.

Sachsen. Die deutschen Ringer haben bei den Olympischen Spielen in Tokio mit drei Medaillen für Furore gesorgt und damit auch für die gesamte Sportart Positiv-Schlagzeilen geschrieben. Laut des Präsidenten des Ringer-Verbandes Sachsen e.V., Dr. Joachim Kühn, gibt dieses gute Abschneiden der Sportart einen zusätzlichen Schub. Im Interview spricht der Verbandspräsident außerdem über die Entwicklung des sächsischen Verbandes, die Nachwuchsgewinnung und seinen Traum für die Olympischen Spiele 2024 in Paris.

Durch ihre starken Leistungen waren die deutschen Ringer während der Olympischen Spielen in Tokio in aller Munde und haben damit der gesamten Sportart einen Schub verliehen. Merkt man das auch schon in Sachsen?

Dr. Joachim Kühn: Die Ausbeute von drei Medaillen in Tokio war wirklich stark. Neben der sportlichen Bilanz sorgte aber auch das Auftreten der Sportlerinnen und Sportler, insbesondere von Frank Stäbler und Aline Rotter-Focken, für Aufmerksamkeit und positive Schlagzeilen. So sind auch Leute, die sich sonst nicht für Ringen interessieren, auf die Sportart aufmerksam geworden. Diese positiven Schlagzeilen wirken sich natürlich auch auf Sachsen aus. Wichtig ist es, immer die Nachwuchsarbeit im Blick zu haben und Talente zu sichten, damit diese Erfolge keine Eintagsfliege bleiben.

Stichwort Nachwuchsarbeit: Wie sieht es damit in Sachsen aus?

Wir sind ein kleiner Landesverband mit etwas über 2.500 Mitgliederinnen und Mitgliedern und gerade einmal 22 Vereinen. Davon haben 14 Vereine einen Talentstützpunkt anerkannt bekommen, in denen zielgerichtet Nachwuchstraining betrieben wird. In Leipzig und in Chemnitz werden Landesstützpunkte geführt; hier trainieren die besten Landeskader und genießen zudem an vier Sportschulen eine vertiefte sportliche Ausbildung im Ringen. Uns stehen hier insgesamt 92 Plätze für Ringerinnen und Ringer zur Verfügung. Das ist eine echte Hausnummer, auf die wir sehr stolz sind. An den Landesstützpunkten in Leipzig und Chemnitz arbeiten jeweils hauptamtliche Trainer. Und diese Arbeit hat bereits eindeutig Früchte getragen. Im Jahr 2019 haben wir in der Gesamtwertung der Deutschen Meisterschaften in den unterschiedlichen Altersklassen zum Beispiel den dritten Platz belegt. Das ist im Vergleich mit anderen Bundesländern, die eine deutlich größere Basis haben, enorm stark. Darauf können wir unheimlich stolz sein.

Seit dem 1.1.2019 hat Leipzig auch wieder den Status als Bundesstützpunkt. Wie wichtig ist das für den sächsischen Ringersport?

Das bedeutet für uns wirklich eine enorme Aufwertung unserer Leistungen. Wir haben inzwischen für jede Disziplin einen hauptamtlichen Trainer und weitere hauptamtliche Mitarbeiter. Eine solche Dichte an hauptamtlichem Personal hatten wir seit der Wiedervereinigung nicht. Es war für uns ein harter Weg, den Status als Bundesstützpunkt, den wir zu Beginn der 2000er Jahre verloren haben, zurückzubekommen. Da hatten wir einen langen Atem. Und wir haben es in einer Zeit geschafft, als fast überall gestrichen wurde. Das ist nicht hoch genug zu bewerten. Nun gilt es, den Bundesstützpunkt auch über das Jahr 2024 hinaus zu erhalten.

Was ist dafür nötig? Welche Kriterien gibt es?

Wir müssen natürlich Ergebnisse liefern. Wichtig ist aber auch die Anzahl der Bundeskader, die sollte schon stabil über fünf liegen. Da ist mir nicht bange – vor allem bei den Perspektivkadern und den Nachwuchskadern sind wir gut vertreten. Daran gilt es in den nächsten Jahren weiterzuarbeiten. Dann werden sich auch die Ergebnisse einstellen. Insgesamt können wir uns über die Förderung des Landes für den Ringersport wirklich nicht beschweren. Wir machen unseren Job – und das wird auch wahrgenommen. Durch die höhere Förderung können wir auch bessere Trainingsbedingungen bieten. Damit verbessern sich auch die Ergebnisse. In diesem Jahr gab es immerhin drei internationale Medaillen für unseren Nachwuchs. Das kann sich sehen lassen.

Wo liegen die Gründe für den Aufschwung des Ringens?

Die Grundlage ist eine zielstrebige Nachwuchsarbeit in den Vereinen. Wir brauchten einen Plan, um Schritt für Schritt Talente zu entwickeln. Außerdem ist es uns gelungen, die Schranken zwischen den Stützpunkten in Chemnitz und Leipzig abzubauen. Hier gibt es inzwischen eine gute Zusammenarbeit. Als kleiner Landesverband können wir es uns einfach nicht leisten, dass jeder sein eigenes Süppchen kocht. Wir müssen zusammenhalten.

Ist eigentlich schon abzusehen, welchen Schaden die Corona-Pandemie vor allem im sächsischen Ringer-Nachwuchs verursacht hat?

Das lässt sich aktuell noch nicht so richtig abschätzen. Ich denke aber, dass der Schaden nicht allzu groß ist, weil die Vereine mit unheimlichem Engagement zahlreiche Angebote gemacht haben. Wichtig war es, während des Lockdowns den Kontakt zu den Kindern und Jugendlichen zu halten. Inwieweit das erfolgreich war, wird man sicher erst bei den nächsten Landesmeisterschaften sehen, die sind nach aktuellem Stand für Anfang 2022 geplant. Aktuell ist im Wettkampfkalender einfach kein Platz für die Landesmeisterschaften. Da haben die Deutschen Meisterschaften Vorrang.

Am Anfang haben wir über die Olympischen Spiele in Tokio gesprochen. In drei Jahren finden in Paris bereits die nächsten Spiele statt. Wie groß ist die Chance, dort sächsische Starterinnen und Starter sehen?

Das ist unser großes Ziel. Anastasia Blayvas und Lilly Schneider sind nach ihren jüngsten Medaillen bei Junioren-EM und -WM potenzielle Kandidatinnen für Paris 2024, ebenso wie Vize-Europameister Anton Vieweg oder auch Erik Löser im griechisch-römischen Stil. Im Freistil sind wir noch nicht ganz so weit. Da haben wir auf jeden Fall noch Nachholbedarf, da kommt Paris sicher zu früh. Aber auch hier werden wir uns in den kommenden Jahren sicher noch weiter verbessern. A. Neustadt

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