Simone Mellenetz hat das Halstuch ihres Vaters beim Laufen immer dabei. Foto: Regina Katzer

Simone Mellenetz will am 13. Oktober gemeinsam mit den knapp 300 anderen Teilnehmern der LVZ-Lauf-geht’s!-Gesundheitsaktion beim Halbmarathon in Leipzig an den Start gehen. Dann wird auch ihre Mutter Ruth vor Ort sein – Papa Wolfgang leider nicht.

Seine 45-jährige Tochter wird an dem Sonntag in Gedanken an ihn die Laufschuhe schnüren und auf die Strecke von 21 Kilometern gehen. Das hat sie ihm versprochen. Als der Vater im vergangenen Sommer die Diagnose Lungenkrebs mitgeteilt bekam, hatte die Familie noch Hoffnung auf Heilung und Genesung. Und Simone kam auf die Idee, mit ihrem geliebten Papa einen Deal auszuhandeln: „Du kämpfst gegen den Krebs, und ich laufe den Halbmarathon!“ Seine Antwort kam prompt und lautete „Jawohl“.

Die Nachricht ist noch immer in ihrem Handy gespeichert. Leider wurde der Vater im März von seiner unheilbaren Krankheit besiegt. Im Alter von 70 Jahren starb der Journalist Wolfgang Schafft, der seine spätere Ehefrau während der gemeinsamen Studienzeit in Leipzig an der „Märchenwiese“ kennengelernt hatte.

Die Erzieherin absolviert Woche für Woche ganz diszipliniert vier Trainingseinheiten. Wichtiges Utensil ist ein rot-blau-kariertes Halstuch ihres Vaters, das sie am Handgelenk trägt. „Der Sport ersetzt mir jede Trauergruppe“, meinte sie nach einer kleinen Runde durch den Erholungspark Lößnig-Dölitz an einem schattigen Plätzchen unter den Bäumen.

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Erika Hofmann (sitzend) und Gerdi Köhler engagieren sich ehrenamtlich. Foto: Regina Katzer

Der Raum ist nicht groß, dafür schön hell und freundlich – so wie Erika Hofmann (75) und Gerdi Köhler (61), die unterm Dach des Soziokulturellen Zentrums „Die Villa“ seit sieben Jahren Tickets für Kultur- und Sportveranstaltungen in und um Leipzig telefonisch vermitteln. „Wir sind mit Leib und Seele dabei. Für uns ist es wunderschön, schon beim Gespräch zu merken, wie glücklich wir die Leute mit den Eintrittskarten machen“, plauderte Erika Hofmann, die früher als Lehrerin gearbeitet hat.

Derzeit tummeln sich tausend Gäste auf der Webseite des Projekts, das „Kulturleben“ für Menschen mit besonders geringem Einkommen verspricht und auch hält. „Seit 2012 konnten wir 40 800 Tickets vermitteln – von Konzerten über Museumsbesuche und Kindertheater bis hin zu Fußballspielen“, erklärte Gerdi Köhler, die ehemalige Bankerin.

Im „Kulturleben“ arbeiten derzeit 24 ehrenamtliche Mitarbeiter, allein 14 von ihnen sitzen an den Telefonen und vermitteln Erlebnisse für alle Sinne. Übrigens erhält der Gast immer zwei Eintrittskarten: Mal jemanden in die Oper oder in Zoo einzuladen, ist für viele was ganz Besonderes. Voraussetzung, um als Gast gelistet zu werden, sind ein gültiger Leipzig-Pass, ein Nachweis über Arbeitslosengeld II, ein Wohngeld-Bescheid oder ein Nachweis über Grundsicherung.

Eine Online-Anmeldung ist unter www.kulturleben-leipzig.de/anmelden möglich oder zu den Bürozeiten dienstags von 10 bis 14 Uhr oder donnerstags von 15 bis 18 Uhr in der Lessingstraße 7 in 04109 Leipzig.

Regina Katzer

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