Bea Ehrhardt vorm Leipziger Hauptbahnhof, der für viele Obdachlose das zweite Wohnzimmer ist. Foto: Regina Katzer

Willkommen im neuen Jahr! Es ist wieder die Zeit der guten Vorsätze. Ich habe bei drei prominenten Leipzigern nachgefragt, welche Wünsche sie für 2020 haben. Derzeit mit Umzug, Wahlkampf und ihren zwei Kindern beschäftigt, ist Ayleena Jung, die seit elf Jahren in der Messestadt lebt und mit Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung verheiratet ist. Ebenso Karsten Günther, Geschäftsführer des Leipziger Handballvereins SC DHfK, der für einige Tage in den bayerischen Bergen abgetaucht ist, und auch Schauspieler Michael Trischan, der in der ARD seit 2007 als Hans-Peter Brenner in der TV-Serie „In aller Freundschaft“ zu sehen ist, nahmen sich Zeit für einen Blick ins neue Jahr.

Ayleena Jung hat einige Vorsätze fürs neue Jahr – für ein stressfreies Familienleben. Foto: privat
Karsten Günther und Ehefrau Josefine feierten Silvester gemeinsam mit den Kindern. Foto: privat
Michael Trischan spielt seit 13 Jahren in der beliebten Arztserie im Ersten. Foto: Johanna Thiele

Wie haben Sie den Silvesterabend verbracht?
Ayleena Jung: Einen Garderobenschrank gebaut, mit Raclette und Gesellschaftsspielen, gequatscht, Wunderkerzen angezündet und Knallerbsen geschmissen.
Karsten Günther: Silvester hab ich mit meiner Familie in Ruhpolding gefeiert und gemeinsam haben wir ein bisschen Urlaub im Schnee gemacht.
Michael Trischan: Meine Frau und ich haben den Silvestertag in Halle verbracht. Zuerst in die Inszenierung „Cabaret“, einer Gemeinschaftsproduktion der Oper mit dem Schauspiel. Sehr zu empfehlen, eine gelungene Inszenierung. Danach haben wir noch mit den Schauspielkollegen gefeiert, sind aber noch vor dem Jahreswechsel zurück nach Leipzig.

Neues Jahr, neues Glück. Wie halten Sie es mit Vorsätzen?
Ayleena Jung: Ehrlich gesagt habe ich jeden Abend Vorsätze für den nächsten Tag. Deswegen verfasse ich diese nicht speziell an Silvester. Aber: Gesund durchs Jahr zu kommen, möglichst viel Stress von den Kindern fernzuhalten, meinen Mann zu unterstützen und am Ende auch noch was für mich zu tun, um auch Energie zu sammeln – das sind so meine Grundvorsätze für 2020.
Karsten Günther: Vorsätze find ich gut, aber nicht zwingend zum Jahreswechsel. Man hat immer die Chance, was zu ändern oder zu verbessern. Neujahr wird man nur öfter danach gefragt.
Michael Trischan: Mit den guten „Vorsätzen“ halte ich es wie Nestroy: „Gute Vorsätze sind grüne Früchte, die abfallen, ehe sie reif sind.“ Ich habe deshalb keine!

Was wünschen Sie sich für Leipzig?
Ayleena Jung: Das sind an sich sehr viele Wünsche, aber, wenn ich davon ausgehe, dass die Leipziger Leipzig sind, dann wünsche ich mir, dass wir Leipziger zuerst das Gute im Anderen sehen, wertschätzen, was wir alles haben und niemanden verurteilen, weil es der einfachste Weg ist. Das wäre ein Schritt an der Basis. Und ja, ich wünsche uns Leipzigern weiterhin meinen Mann als OBM: Ich finde er ist einfach der Beste für diesen Job!
Karsten Günther: Für Leipzig wünsche ich mir einen respektvollen Umgang aller Menschen, dann bräuchten wir über Kinderarmut oder verletzte Polizisten in Connewitz nicht zu sprechen – ihm wünsche ich alles erdenklich Gute!!! Was den SC DHfK und die Handballer betrifft, wünsche ich mir, dass wir es schaffen so gut zu arbeiten, um gemeinsam Vorbild zu sein. Wir sind ein Team mit Fair Play, Leidenschaft und Ambition, das Rückschläge wegsteckt, Grenzen verschiebt und Träume wahrmacht.
Michael Trischan: Für Leipzig wünsche ich mir, dass sich alle Links- und Rechtsextremisten zum Teufel scheren! Mehr Subventionen für die freien Theater, Jugendarbeit und spürbare Hilfe für Bedürftige.

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Im Dezember 2018 lernte ich die Punkrockerin Bea Ehrhardt kennen, die damals in einem besetzten Haus ohne Strom, Heizung und fließendes Wasser hinterm Hauptbahnhof lebte. Vor Kurzem traf ich die 36-Jährige wieder, die nach der Räumung des Hauses in der Güterstraße mit ihren Freunden in eine ehemalige Autowerkstatt gezogen ist. Gemeinsam haben sie im letzten Jahr den Verein „Punkwerxxkammer für Leipzig“ gegründet und engagieren sich unter dem Motto „von Obdachlosen für Obdachlose“. Sie betreiben eine Kleiderkammer und sammeln Spenden auch für diejenigen, die auf der Straße leben.

„Nach Weihnachten kamen drei ältere Herren vorbei, um uns mit Bettwäsche, richtig guten Anoraks und einer ISO-Matte zu beglücken“, schwärmt die gebürtige Thüringerin, die in Bayern aufwuchs, im Alter von 25 Jahren das Fachabitur im Bereich Sozialwesen absolvierte, und 2010 kam sie für ein Geschichtsstudium nach Leipzig.

Zusammen mit ihrer jetzt 18-jährigen Tochter Zora und ihrem Freund, die ein gemeinsames Baby haben, wohnte sie eigentlich in der Platte in Grünau. „Ich war schon immer Punk, meine Tochter spießig“, lacht die junge Frau mit den bunten Haaren. Aus ihrem schwarz tapezierten Schlafzimmer ist ein strahlend weißes Kinderzimmer für die kleine Mariam geworden. Wenn Bea von ihrem Sonnenschein spricht, leuchten ihre Augen. Für die Gemeinschaft sei sie ins Vereinsheim gezogen, mit Freund Matze, der seit 20 Jahren ihr Seelenverwandter ist.

Bea kann anpacken, organisieren und andere unterstützen. Ihre neueste Idee ist eine Suppenküche für Bedürftige – vor allem jetzt im Winter, wenn es heftig kalt wird und jeder Obdachlose eine warme Mahlzeit braucht. Ein Lastenfahrrad steht schon vor der Tür, das muss in Ordnung gebracht werden, damit es für den Transport verkehrstüchtig ist. Wer helfen will, kann gerne in die Berliner Straße 66 kommen. Handwerker sind besonders willkommen – das Dach der alten Werkstatt ist undicht, die Bemühungen der Hausbewohner, mit Dachpappe den Schaden zu beheben, missglückte leider.

Regina Katzer

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