Mit dem Tieflader wurde auch der Personenwagen aus der Schweiz bei der Museumsfeldbahn angeliefert. Foto: Annika Taute

Leipzig. „Dornröschenschlaf“ im Museumsbahnhof in Lindenau: Nein, auch am für letzten Sonntag angesetzten Fahrtag der Museumsfeldbahn Leipzig konnten sich die Züge nicht auf den Weg zu den Schönauer Lachen machen. Immerhin tut sich hinter den Kulissen im Verein eine ganze Menge: Die in diesem Jahr neu erworbene Lok Nummer 9 ist inzwischen demontiert, die Restaurierung läuft. Und im November kamen gleich drei Neuzugänge aus der Schweiz in der Messestadt an.

Diese werden stolz von Vereinschef Veit Bruchmann vorgestellt: Vorhang auf für den Personenwagen, der gemeinsam mit den beiden offenen Güterwagen (ausgerüstet für den Skitransport), einst auf der Wengernalpbahn im Einsatz war. Ein schmuckes Stückchen Schweizer Eisenbahngeschichte, das sich im ausgezeichneten Zustand präsentiert. Kein Wunder, war der Personenwagen Baujahr 1966 doch noch bis September 2021 im offiziellen Einsatz. Im Auge hatten die Lindenauer Museumsfeldbahner das gute Stück schon eine ganze Weile, als dann die Nachricht die Runde machte, dass die Schweizer die älteren Wagen der Wengernalpbahn komplett ausmustern, glühten die Drähte. Aus gutem Grund, die Liste der Interessenten war lang (so gingen auch Wagen an die Cottbusser Parkeisenbahn) – und der Erfolg gibt Veit Bruchmann und seinen Mitstreitern Recht: Der Neuzugang (von dem es übrigens bereits ein älteres Modell aus dem Jahr 1906 im Feldbahn-Bestand gibt) ist nicht nur schick anzusehen, sondern steht obendrein auch auf der passenden Spurweite für die Leipziger Museumsfeldbahn. Das ist keine Selbstverständlichkeit, was man im Lok- und Wagenschuppen gleich daneben sehen kann: Hier steht sie, die Lok Nummer 9 – demontiert bis auf den kompakten Rahmen, der überraschend kleine Dieselmotor der Klöckner-Humboldt-Deutz-Lok aus dem Jahr 1954 steht gleich daneben. Eine der Aufgaben für die Restaurateure: Umrüsten auf die richtige Spurweite. „Im Frühjahr würden wir die Lok schon mal ganz gern auf unseren Gleisen hin- und herbewegen“, meint der Vereinsvorsitzende mit einem Lächeln.

Was wiederum zu dem einen Vorteil des „Dornröschenschlafes“ führt: Wenn der reguläre Fahrbetrieb ruht und auch keine entsprechenden Vorbereitungen anliegen, kann man sich jenen Dingen zuwenden, die liegengeblieben sind. Und da hat der Verein Museumsfeldbahn Leipzig-Lindenau in diesem ablaufenden Jahr eine Menge erreicht: Angefangen von der Arbeit an der Lok- und Wagentechnik bis hin zu wichtigen Investitionen ins eigene Gleisnetz, die weitgehend abgeschlossen werden konnten. „Ideen und Projekte gibt es eigentlich genug“, meint Veit Bruchmann: „Meist fehlen die Zeit und die Möglichkeiten.“

Wobei aus Sicht der Museumsfeldbahner gerade die Investition in die Wagen aus der Schweiz unbedingt angeraten war – an den Vor-Corona-Fahrtagen hatte sich gezeigt, dass man mit dem bisherigen Bestand an Personenwagen an der Kapazitätsgrenze angekommen war. Nun will man alles daransetzen, die Neuzugänge nach den notwendigen Anpassungen an die Leipzig-Lindenauer-Kupplung und das -Bremssystem im Jahr 2022 zum Einsatz zu bringen. Auch wenn mit Blick auf das neue Jahr erst einmal Realismus mitschwingt: Ja, die Glühweinfahrten am 2. Januar 2022 stehen noch im Kalender, aber eigentlich geht man davon aus, „dass vor dem Frühjahr es nix wird mit Fahrtagen“. Jens Wagner

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