„Älter werden in der Gemeinschaft – Thüringer Initiative gegen Einsamkeit“ (kurz: „Agathe“), so ist ein Projekt des Thüringer Ministeriums für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie überschrieben. Und diese Frauen bilden das „Agathe“-Team fürs Altenburger Land: Dana Strohmeier, Carolin Stock, Marion Schuster, Sandy Sagert und Annett Göttinger (von links). Gemeinsam nehmen sie im neuen Jahr die Arbeit im Landkreis auf – und freuen sich auf die Herausforderungen. Foto: Ralf Miehle

Altenburg. Im gerade begonnenen neuen Jahr werden so einige Bewohnerinnen und Bewohner des Altenburger Landes alsbald Post bekommen – einen Brief vom Landratsamt. Und der verheißt Gutes, wie sich in Zukunft herausstellen könnte, wenn der oder die Empfänger(in) die Angebote annehmen werden. In jedem Falle lohnt es sich, die schriftlich übermittelte Offerte genauer zu besehen und, sofern der Wunsch besteht, sich einzulassen auf Neues, das den Lebensalltag um einiges verändern könnte.

Schluss nun aber mit der Geheimniskrämerei: Was steckt hinter diesem zu erwartenden Schreiben, was hinter seinem Inhalt? „Älter werden in der Gemeinschaft – Thüringer Initiative gegen Einsamkeit“, kurz zusammengefasst „Agathe“, so heißt das neue Projekt des Thüringer Ministeriums für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie, das im vergangenen Jahr auf den Weg gebracht wurde und das nun anno 2022 so richtig durchstarten soll, indem es in den Gemeinden vor Ort mit Leben erfüllt wird.

Mit diesem von der Landesregierung aufgelegten Programm sollen verschiedenste Angebote näher an ältere, allein lebende Menschen herangetragen werden. Denn gerade sie fühlen sich oft in besonders bedrückender Weise einsam und können ihren Alltag mit niemandem teilen. Mit anderen Menschen sprechen sie im ungünstigsten Fall nur beim Einkaufen oder beim Arztbesuch. Das soll sich nun ändern: Eigens dafür eingestellte Fachleute bieten Beratungen an und stellen Informationen für Seniorinnen und Senioren bereit, je nach individuellem Bedarf. Da kann es um ganz einfache praktische Fragen gehen wie Informationen zu Enkeltrickbetrügern, um die Frage, wie man einen Transportschein für die Fahrt ins Krankenhaus bekommt oder es werden Veranstaltungen zum Kennenlernen geplant. Auch der Kontakt und die Vermittlung in bestehende Netzwerke vor Ort – von Seniorenclubs bis zu Chören oder anderen Interessensgemeinschaften – sind wichtiger Bestandteil der Arbeit. Im Mittelpunkt steht dabei immer ein direkter und unmittelbarer, eben ein persönlicher Kontakt mit einem Menschen in greifbarer Nähe, wenn gewünscht also eben nicht nur am Telefon.

Ganz besonders im Fokus stehen wie gesagt allein lebende ältere Bürgerinnen und Bürger. Ziel ist es, ihre Selbstständigkeit zu erhalten und ihnen mit mehr Gemeinschaft auch eine höhere Lebensqualität zu bieten. Den Seniorinnen und Senioren soll ermöglicht werden, möglichst lange in ihrer vertrauten Umgebung zu bleiben – und sich dort wohl zu fühlen.

Acht Regionen in Thüringen machen bei „Agathe“ mit – und das Erfreuliche daran: Auch das Altenburger Land ist mit dabei. Daneben dürfen sich Alleinlebende im Ilm-Kreis, im Kyffhäuserkreis, im Saale-Orla-Kreis, im Unstrut-Hainich-Kreis, im Landkreis Nordhausen und in den kreisfreien Städten Erfurt und Jena darauf freuen. Für diese Regionen gilt, so das Sozialministerium: Menschen über 63 Jahre, die in diesen Gebieten alleine leben, bekommen eine Information über das Programm zugeschickt. Darin zu finden ist auch, an welche Fachkräfte sie sich wenden können. Für den hiesigen Landkreis wurde die Altersgrenze auf 65 Jahre festgelegt.

Wie sich das „Agathe“-Team für das Altenburger Land zusammensetzt, das steht bereits seit Längerem fest. Intensiv haben sich die fünf hierfür ausgewählten Frauen in den zurückliegenden Wochen und Monaten auf ihre neue Aufgabe vorbereitet, auch wenn dies unter Pandemiebedingungen logistisch teils etwas schwierig war. Doch die Vorfreude behielt in all der Zeit die Oberhand – und nun stehen sie in den Startlöchern.

Carolin Stock, Dana Strohmeier, Annett Göttinger, Sandy Sagert und Marion Schuster gewährten in einem Gespräch mit dem „OsterlandSonntag“ schon mal Einblicke. „Zu all dem eingangs hier bereits Gesagten wollen wir noch ergänzen, dass unsere Beratungsleistungen für die Alleinlebenden vor Ort absolut kostenfrei sein werden. Wir kommen zu den Bürgerinnen und Bürgern des Landkreises, unterbreiten unsere Angebote, helfen und unterstützen – und wir versuchen vor allem auch präventiv zu handeln, auf dass es gar nicht erst so weit kommen mag, dass sich jemand einsam oder vereinsamt fühlt“, so das Team.

Die ersten „Agathe“-Beraterinnen sind bereits seit September mit ihren Vorbereitungen befasst, weitere stießen im November und im Dezember hinzu. „Wir haben uns die angestrebte Betreuung im Landkreis in vier Regionen unterteilt“, erzählen unsere Gesprächspartnerinnen. Dana Strohmeier und Marion Schuster betreuen dabei die Region der Stadt Altenburg und deren Ortsteile. In der Region zwei, dazu gehören Lucka, Meuselwitz, die VG Rositz und die zugehörigen Ortsteile wird Annett Göttinger unterwegs und die verantwortliche Ansprechpartnerin sein. Der VG Pleißenaue, der Gemeinde Nobitz, der Stadt Gößnitz und den zugehörigen Ortsteilen wendet sich künftig Carolin Stock in „ihrer“ Region Numero drei zu und Sandy Sagert zeichnet verantwortlich für die Stadt Schmölln und die dazugehörigen Ortsteile sowie die Gemeinden der VG Oberes Sprottental.

Was die Frauen in ihren jeweiligen Zuständigkeitsbereichen erwartet, das ist allerorten ein immenser Bedarf, denn die Zahl der über 65-Jährigen ist bereits jetzt hoch – und sie steigt Prognosen zufolge in den kommenden Jahren noch beträchtlich. Alleine für die Region eins, also die Stadt Altenburg, lag die Zahl der über 65-jährigen Menschen im vergangenen Jahr bei 10 526, um die 9000 sind es in der Region Lucka, Meuselwitz, Rositz und Umgebung.

Die fünf hier benannten „Agathe“-Mitstreiterinnen haben ihre Anstellung für die Realisierung dieses Projektes bei den Maltesern des Altenburger Landes gefunden. Diese hatten sich, nachdem das Programm von der Landesregierung aufgelegt war, erfolgreich als Träger beworben. Nach der Entscheidung für die Altenburger Malteser ging es bei diesen darum, das erforderliche Personal zu akquirieren und entsprechend der Vorgaben des Sozialministeriums – und mit dessen Unterstützung – zu qualifizieren für die künftigen Aufgaben und Anforderungen.

Für die im Altenburger Land lebende Marion Schuster, die zu den Auserwählten gehört, waren die Adresse und die Hilfeleistungen der hiesigen Malteser bereits ein vertrautes Terrain, als sie sich für die Mitwirkung bei „Agathe“ bewarb. „Ich arbeitete zuvor bereits seit 2018 als ehrenamtliche Hospizberaterin“, erzählt sie. „Und von daher kannte ich bereits so manchen Fall, wie es Senioren ergeht, wenn sie plötzlich ihren Partner verloren haben und Einsamkeit droht.“ „Unheimlich gefreut“ habe sie sich, als sie von der Entscheidung für ihre Person erfuhr, nachdem sie ein langes Auswahlverfahren durchlaufen hatte und habe sich dann mit großem Elan – so wie all ihre Mitstreiterinnen – an die Vorbereitung durch die erforderliche Weiterbildung und Qualifizierung gemacht.

Dana Strohmeier erzählt: „Bekannte hatten mich auf diese Ausschreibung aufmerksam gemacht und meinten: das wäre doch was für dich. Das sah ich auch so, habe mich beworben, ebenfalls ein sehr intensives Auswahlprozedere durchlaufen – und ich habe mich dann riesig gefreut, als die Zusage kam.“

Aus dem Umland von Altenburg kommend ist Annett Göttinger zur „Agathe“-Runde hinzugestoßen. „Ich hatte die Ausschreibung im Internet gesehen und dachte für mich gleich: Das ist es!“ Also ging ihre schriftliche Bewerbung unverzüglich auf Reisen nach Altenburg zu den Maltesern – und auch für sie folgten dann mehrere Bewerbungsrunden, beginnend mit einem 90-minütigen Onlinegespräch, das nachfolgend um nochmals anderthalb Stunden persönlichen Kennenlernens erweitert wurde, wobei auch Rollenspiele und Fallbesprechungen mit zum „Leistungstest“ gehörten. „Das alles führte dazu, dass schon in der Anfangsphase ein gegenseitiges Vertrauen aufgebaut wurde“, freut sich Annett Göttinger im Rückblick über dieses sehr intensive Auswahlverfahren, wozu die anderen vier Frauen nur zustimmend nicken können, denn auch sie schätzten dieses sehr gründliche Prozedere für eine anspruchsvolle und verantwortungsvolle Aufgabe.

Sandy Sagert, im Altenburger Land lebend, suchte nach 21 Jahren anderer Tätigkeiten eine neue Herausforderung und bewarb sich bei den Maltesern als Agathe-Beraterin. Mit Beratungen von Senioren ist sie bereits vertraut und freut sich sehr darauf, nun in diesem Team entsprechend aktiv sein zu dürfen. Carolin Stock hatte sich bereits im Juni des vergangenen Jahres beworben, durchlief ab Juli ihre mehrstufige Bewerbungsphase und ist seit September fest angestellt – mit 40 Wochenstunden. Die Kolleginnen an ihrer Seite haben Verträge zwischen 25 und 35 Stunden.

Das Projekt wird seitens des Landes zunächst bis Ende 2023 gefördert, doch alle Mitarbeiter hoffen sehr darauf, dass es sich als Erfolg erweist – auch durch ihre eigenen Anstrengungen hier im Altenburger Land – und dass die jetzt beginnende Arbeit dann über diesen bislang avisierten Zweijahreszeitraum hinweg fortgeführt werden kann.

Die fachlichen und mentalen Voraussetzungen jedenfalls bringen die „Agathe“-Frauen schon mal mit. „In unserer Runde ist von der Akademikerin bis zur Krankenschwester ein breites Spektrum an Qualifikation und Berufserfahrungen vertreten, da sind wir alle auf einer Ebene, und wir verstehen uns als ein super-synergisches Team“, bringt es Carolin Stock stellvertretend für ihre Kolleginnen auf den Punkt. Und sie ergänzt: „Wir sitzen alle in einem Boot, bei uns gibt es keine Hierarchien, wir arbeiten alle gleichberechtigt neben- und miteinander.“

Und die Frauen sind sich einig, dass die Umsetzung just dieses Projektes der Landesregierung bei den Maltesern in den richtigen Händen ist, denn deren Motto lautet: „Nähe zählt.“ Damit sei im Grunde auch für ihr nun beginnendes Aufgabenfeld und ihre Einsätze im Landkreis alles gesagt, denn es gehe in diesem Fall um psychische Gesundheit. „Und wer einsam ist, der ist psychisch belastet und damit gefährdet.“

„Noch eines ist uns wichtig“, sagen die „Agathe“-Frauen zum Abschluss des Austauschs: „Dieses Projekt richtet sich ausdrücklich an Personen, die alleine (!) in einem eigenen Haushalt leben, lautet die Vorgabe des Ministeriums und der Fördermittelrichtlinie.“ Diejenigen Menschen könnten persönlich und zu Hause aufgesucht werden. Sollten allerdings noch in Gemeinschaft lebende Seniorinnen und Senioren den Wunsch nach Kontaktaufnahme haben, dann sei eine solche (einmalige) partnerschaftliche Beratung gegebenenfalls telefonisch möglich. Ralf Miehle

Anschrift der Dienststelle bei den Maltesern: Mittelstraße 1-2 in 04600 Altenburg, Rufnummer: 03447 81161. (Hier erfolgt eine Vermittlung zu den genannten Beraterinnen in den einzelnen Regionen des Landkreises.)

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