
Wenn Didier Grams im Fahrerlager von Schleiz sitzt, wirken die Geräusche um ihn herum fast nebensächlich. Der Mann aus Limbach-Oberfrohna spricht ruhig, bedacht – und doch voller Leidenschaft, wenn es um das Frohburger Dreieck geht. Für den 42-Jährigen, der als erfolgreichster deutscher Roadracer gilt, ist es weit mehr als nur eine Strecke. „Frohburg ist für mich Heimat. Die Atmosphäre, die Fans, die Streckenposten, die einfach bei Sonne, Wind oder Regen durchhalten – das ist einzigartig.“
Bekannt ist Grams nicht nur für seine Siege auf Straßenkursen in ganz Europa, sondern auch für seinen ungewöhnlichen Spitznamen: „der schnellste Dachdecker Sachsens“. Denn auch heute noch arbeitet er in seinem Beruf – unterstützt von einem Chef, der ihm über all die Jahre den Rücken freigehalten hat, auch wenn Verletzungen nach Stürzen Pausen erforderten. „Das ist nicht selbstverständlich“, betont Grams. „Ich bin dafür sehr dankbar.“
Erste Runden auf dem Frohburger Dreieck 2007
Seine ersten Runden auf dem Frohburger Dreieck drehte er 2007 oder 2008. Der Weg dorthin führte über die IDM, wo Grams auf permanenten Rennstrecken erste Erfahrungen sammelte. „Von der IDM ins Road Racing – das war ein Schritt, der Respekt verlangt. Auf der Rundstrecke hast du Auslaufzonen, auf der Landstraße in Frohburg eben die Wiese gleich hinter der weißen Linie. Da musst du anders fahren, konzentrierter, mit mehr Gefühl. Aber genau das hat mich begeistert.“

Über die Jahre wurde Frohburg zu seinem Fixpunkt im Kalender. Was ihn bis heute berührt, ist die Nähe zum Publikum: „Egal, ob du Erster wirst oder Letzter – auf der Auslaufrunde klatschen alle. Dieses Gefühl bekommst du auf keiner Rennstrecke.“ Es ist die Menschlichkeit, die Grams an den Straßenkursen so schätzt: Fans, die auf ein Bier vorbeikommen, Kinder, die ihre Idole hautnah erleben wollen. „Das gibt’s in der IDM nicht. Da holst du dir ein Autogramm, und das war’s. Beim Road Racing sprechen die Leute mit dir, sie wollen Geschichten hören, Hintergrundwissen – genau das macht es besonders.“
Nicht mehr aktiv im Renngeschehen
Auch wenn er inzwischen nicht mehr aktiv ins Renngeschehen eingreift, ist Grams in dieser Saison nahezu bei jedem Rennen vor Ort. Aus dem Fahrerlager beobachtet er das Geschehen, gibt jungen Piloten Tipps – oder unterstützt die Veranstalter als Kommentator in der Sprecherkabine. „Das ist für mich eine neue Perspektive“, sagt er. „Ich sehe jetzt Dinge, die ich als Fahrer vielleicht gar nicht so wahrgenommen habe.“
„Egal, ob du Erster
wirst oder Letzter –
auf der Auslaufrunde
klatschen alle.“
Auch das aktuelle Fahrerfeld verfolgt Didier Grams aufmerksam. Gerade mit Blick auf die deutschen Starter hätte er sich in dieser Saison etwas mehr Präsenz an der Spitze gewünscht. „Es ist wichtig, dass wir deutsche Fahrer in der IRRC dabeihaben – und zwar nicht nur im Mittelfeld, sondern auch vorne. Das motiviert die Fans und zeigt, dass wir im internationalen Vergleich mithalten können“, sagt er. Fahrer wie Johannes Schwimmbeck hätten zwar für Highlights gesorgt, doch für die ganz großen Titelchancen reiche es derzeit noch nicht. „Da ist noch Luft nach oben – aber das Potenzial ist da.“
Grams Abschied vom Dreieck-Rennen
Trotz schwerer Stürze, trotz Rückschlägen ist Grams immer zurückgekehrt. Nun aber standt sein Abschied ins Haus. Beim Oberlausitz-Dreieck ging er Mitte September noch einmal an den Start – eine Woche später in Frohburg hat er sich offiziell verabschiedet. „Eine Runde werde ich noch drehen, das ist der Plan. Einfach, um den Menschen Danke zu sagen.“
Und auch nach seiner aktiven Karriere bleibt er dem Sport verbunden. Schon jetzt gibt er jüngeren Fahrern Tipps an der Strecke, so wie es einst sein Vater bei ihm tat. „Es geht nicht nur ums Material. Du brauchst Haltung, Körperspannung, das richtige Gefühl – und vor allem den Willen. Wenn das passt, dann kann viel entstehen.“
Die 62. Auflage des Frohburger Dreieckrennens vom 19. bis 21. September war für Didier Grams ein besonderes Wochenende. Ein Abschied – aber auch ein Wiedersehen mit der Strecke, die ihn geprägt hat wie keine andere. „Ich wünsche Frohburg, dass es noch lange weitergeht. Das ist Rennsport zum Anfassen. Und genau das brauchen wir.“ Doreen Müller-Uhlig