Sängerin Leonora Weiß-del Rio feierte in Francis Poulencs Einakter „Die menschliche Stimme“ ihre letzte Opern-Premiere im Theater Döbeln. Foto: Judica Semler

Döbeln. Mit Ende der laufenden Spielzeit verabschiedet sich die Sopranistin Leonora Weiß-del Rio aus dem festen Ensemble des Mittelsächsischen Theaters. Seit über zehn Jahren war sie hier in zahlreichen großen Partien außerordentlich erfolgreich. Das begann im Frühjahr 2014, noch als Gast, mit der Marschallin im „Rosenkavalier“.

Es folgten in den nächsten Jahren die weiblichen Hauptrollen in Tschaikowskis „Pique Dame“, Puccinis „Bohème“ und Giordanos „Andrea Chénier“; die Gräfin und Fiordiligi in Mozarts „Figaro“ und „Così fan tutte“; die Titelrollen in Smetanas „Verkaufter Braut“ und Richard Strauss‘ „Arabella“ sowie die Hauptrolle in Menottis „Der Konsul“. Nicht nur gesanglich, auch darstellerisch hat sie ihr Publikum immer wieder berührt. Als Ausgleich zu den überwiegend ernsten Opernrollen konnte Leonora Weiß-del Rio als Operettendiva auch ihr komisches Talent unter Beweis stellen: als „Csárdásfürstin“, „Gräfin Mariza“ und „Lustiger Witwe“ ebenso wie als Kurfürstin im „Vogelhändler“ , Annina in „Eine Nacht in Venedig“ oder Rosalinde in der „Fledermaus“.

Neben dem klassischen Repertoire gehört ihre Liebe dem Swing und Jazz – da hat sie am Mittelsächsischen Theater gleich zwei Projekte initiiert, die leider in der Corona-Zeit nicht vollständig realisiert werden konnten: Mit der südamerikanisch angehauchten „Girls Group“ „The Rubinettes“ gab es immerhin umjubelte Liveauftritte beim Theaterball; das Weihnachtsprogramm „Swinging Christmas“ war im vergangenen Winter nur im Stream zu erleben.

Am Samstag, den 26. März, feierte sie noch einmal mit einer außergewöhnlichen Opernpartie in Döbeln Premiere: Francis Poulencs Einakter „Die menschliche Stimme“ enthält nur eine einzige Rolle, eine junge Frau, die noch einmal versucht, telefonisch Kontakt zu ihrem Liebhaber, der sie verlassen hat, aufzunehmen. In einer knappen Stunde kann die Sängerin hier musikalisch und darstellerisch alle Register ziehen: Sie erhebt Vorwürfe, erinnert sich an vergangenes Glück, gibt sich stark, fürchtet sich vor der Einsamkeit. Regisseurin Arila Siegert hat der Sängerin eine Tänzerin und einen Tänzer zur Seite gestellt: Aya Sone als Seele der Frau, Lorenzo Malisan als Tod. Premiere im Theater Döbeln ist am Samstag, den 26. März um 19.30 Uhr. Der etwa dreiviertelstündigen Operntragödie vorangestellt ist Gian Carlo Menottis heitere Kurzoper „Das Telefon“ mit Lindsay Funchal und Uli Bützer in einer Inszenierung von Ralf-Peter Schulze. Beide Opern werden begleitet von der Mittelsächsischen Philharmonie unter der Leitung von José Luis Gutiérrez. Und ein Trost für alle Fans der Sängerin: Im Sommer ist Leonora Weiß-del Rio auf der Seebühne Kriebstein zu erleben, in der weiblichen Hauptrolle der Angèle in Franz Lehárs „Der Graf von Luxemburg“.

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