Isabella Hertel-Niemann ist Co-Projektleiterin der KAOS-Kulturwerkstatt. Foto: Eyad Abou Kasem
Isabella Hertel-Niemann ist Co-Projektleiterin der KAOS-Kulturwerkstatt. Foto: Eyad Abou Kasem

Am Ende der Lindenauer Wasserstraße wartet sie. Die Erholung, die Ruhesuchende in der Großstadt oft dringend brauchen. Hinter dem großen Tor baut sich die alte, stolze Villa auf – ihr zu Füßen der Ulrichsteich samt verwunschenem Park, den vor allem die nahen Nachbarn für Spaziergänge und Begegnungen nutzen. Ein Idyll, wie man so schön sagt, das jedoch noch weit mehr bietet als Naherholung. So wird das Gelände seit 1992 von der Kulturwerkstatt KAOS vor allem kreativ bespielt.

In den vier Fachbereichen Theater, Tanz und Musik, Kunst, Medien sowie die Werkstatt Drin’n’Drauszen werden Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene schöpferisch tätig. Etwa 20 Kurse werden regelmäßig angeboten, Ferienprogramme aufgestellt und Kooperationen mit Schulen gepflegt. Gut 20 Mitarbeiter, darunter feste, freie und ehrenamtliche füllen das Projekt, das in der Trägerschaft der Kindervereinigung Leipzig liegt, mit Engagement und Tatendrang.

Beim KAOS-Kultursommer erleben die Gäste Konzerte und mehr in der lauschigen See-Atmosphäre.
Beim KAOS-Kultursommer erleben die Gäste Konzerte und mehr in der lauschigen See-Atmosphäre.

Eine kreative Dichte, die einmal im Jahr im Rahmen des KAOS-Kultursommers nach außen getragen wird. Interessierte sind eingeladen, zu schauen, zu staunen und mitzumachen. „Auch für uns ist es das Highlight des Jahres, auf das alle hinarbeiten“, erklärt Isabella Hertel-Niemann, Co-Projektleiterin im KAOS. Beim Seeklangfestival kommen auch Künstlerinnen und Künstler von außerhalb hinzu, ebenso wie zur Sommertheaterproduktion. „Oft sind es ehemalige und Semi-Profis, mit denen unsere TeilnehmerInnen dann arbeiten, an denen sie sich orientieren, reiben und wachsen können.“ Für Hertel-Niemann eine unglaubliche Bereicherung in einer Zeit, in der sich Jugendliche mit klassischen Vorbildern oft schwertun.

Kultur-Tresen öffnet zum Auftakt

Los ging der Veranstaltungsreigen am 11. Mai – dieses Mal unter dem Motto „Kreativ. Außen. Offen. Solidarisch“. So präsentierte sich auch die Auftaktveranstaltung, die dieses Jahr zum ersten Mal stattfand. So waren Besucher an den KAOS-Kultur-Tresen geladen – mit Idylle, mit einer kostenlosen „Freisuppe“ und einer Freilicht-Performance der „Company Performing For Feminism“ direkt am See. Zwei weitere „Tresen“-Termine folgen im Verlauf des Kultursommers.

Dann mit einer offenen Bühne sowie einer Zirkus-Theater-Vorstellung. Hertel-Niemann: „Mit diesen kostenlosen Angeboten gleich zu Beginn der Veranstaltung wollen wir unsere Idee in den Stadtteil tragen.“ Vorbeispazierende sollen verweilen und wiederkommen – auch um die Leuchttürme des Kultursommers, der vom Kulturamt, der Kulturstiftung und privaten Unterstützern gefördert wird, zu besuchen.

Seeklangfestival und Sommertheater

Und zu den Schwergewichten zählt zweifelsohne das Sommertheater, das sich wie in jedem Jahr einem Klassiker annimmt. Die unterhaltsame Inszenierung „Das Käthchen von Heilbronn oder die Feuerprobe“ von Heinrich von Kleist kommt an fünf Abenden zur Aufführung. Premiere ist am 1. Juli. Das Besondere: Das Bühnenbild wurde ebenso wie der Kultur-Tresen von der hauseigenen Werkstatt angefertigt.

Das Seeklang-Festival am 21. und 22. Juli, das gemeinsam mit der Leipziger Liederszene veranstaltet wird, ist ebenfalls zentraler Bestandteil des Kultursommers. Berührende Momente sind garantiert, wenn die Klänge talentierter Singer-Songwriter vor der malerischen Kulisse des Teiches erklingen und die Abendsonne über den See scheint. Am 23. Juli öffnet die Open-Stage für Singer-Songwriter, die das einmalige Ambiente für eine eigene Performance nutzt. Wer mehr über das KAOS und seine Kreativangebote erfahren möchte, sollte am 17. Juni in die Wasserstraße 18 kommen. Werkstattrundgang und Open House warten ab 14 Uhr auf Neugierige. Alle Türen sind offen, per Floß schippern Besucher von Ufer zu Ufer.

Die Zukunft liegt im Außenbereich

Isabella Hertel-Niemann freut sich auf die bevorstehenden Wochen, die vielen Begegnungen, die gemeinsamen Erfahrungen und darauf, wieder einmal ein bisschen mehr vor die weißen Tore in den Leipziger Westen zu rücken. Für den Kultursommer wünscht sie sich vor allem gutes Wetter. Für die Zukunft des KAOS, dass sich der Ort weiter entfalten kann – vor allem im Außenbereich gäbe es noch einiges zu tun.

Uta Zangemeister

Weitere Infos unter: www.kaos-kultursommer.de

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