Steffen Kurock begleitete Marion schon zum Tanz im legendären Ring-Café. Foto: PICTURE POINT/Kerstin Dölitzsch

Wenn es einsam wird auf der Tanzfläche oder ein Notfall vor dem Ball eintritt, ist er zur Stelle: Steffen Kurock (63). Ein Mann mit makellosen Manieren und Tanzqualitäten. Der letzte Gigolo von Leipzig leistet Damen Gesellschaft, indem er ihnen Walzer-Wünsche und Tango-Träume erfüllt. Sein Motto: Let’s Dance.

Er wirft sich gern in Schale: schwarzer Anzug, weißes Hemd, rote Fliege. So erscheint der 1,83 Meter große Sachse bei traditionellen Tanzabenden oder auf bildschönen Bällen. Er ist nicht zufällig dort. Der Tänzer wird gebucht. Dabei ist er zwar routiniert, aber nicht fantasielos. Denn dreimal in der Woche steht ein hartes Tanztraining auf dem Programm. Die selbst auferlegte Pflicht für ihn, um fit zu bleiben. Die Kür ist der Tanzabend, zu dem er gerufen wird. Von Marion beispielsweise.

Für die 61-jährige Ärztin ist Tanzen die beste Medizin. Und da ihr der Partner für die Party auf dem Parkett fehlt, ist sie froh, dass es Taxi-Tänzer Steffen gibt. So nennt er sich selbst. Rent a Dancer hat eine lange Tradition. „Früher gab es ja die Gigolos mit eindeutigen Absichten“, erzählt Steffen Kurock schmunzelnd. Auch er verführt heute noch, aber nur zum Tanzen.

Seriosität ist sein Markenzeichen, auf das er größten Wert legt. Denn immer noch klingt der schmachtende Schlager „Schöner Gigolo, armer Gigolo“ aus den 1920er-Jahren nach, in dem ein ausrangierter Husarenoffizier sein Geld als Eintänzer verdienen musste. Der ehemalige Fernseh-Aufnahmeleiter sieht dagegen seine Tanzbegleitung als Hobby an, für das er eine kleine Aufwandsentschädigung nimmt. Viel wichtiger für ihn ist aber, dass er so durch Zufall traumhafte Bälle auf Schlössern, Burgen und in Kurhäusern kennenlernt.

„Ich werde von Frauen eingeladen, wenn beispielsweise der Partner kurzfristig erkrankt oder verhindert ist“, plaudert Steffen Kurock aus dem Auftragsbüchlein. In Leipzig legt er des Öfteren im legendären „Ring-Café“ bei den Tanznachmittagen und -abenden eine flotte Sohle aufs Parkett. Gern würde er aber auch mal die berühmte Wiener Ballsaison erleben.
„Ich träume vom Kaffeesiederball oder vom Zuckerbäckerball“, schwebt dem Gentleman aus Germany vor. Inzwischen hat er schon eine kleine Fangemeinde.

„Es ist natürlich schön, wenn meine Tanzpartnerin mit mir auf einer Wellenlänge schwimmt“, bemerkt Steffen Kurock. „Sie soll sich so fühlen, als schwebe sie mit mir durch den Saal, sie soll sich beim Tanzen fallen und führen lassen“, beschreibt der professionelle Kavalier seine Idealbesetzung bei „Let’s Dance“.

Thomas Gillmeister

Kontakt: www.taxitaenzer-leipzig.de

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