Agenturchefin Susan Heine empfiehlt Jugendlichen Ausbildungsmessen für einen umfassenden Überblick zu beruflichen Möglichkeiten. Foto: Agentur für Arbeit
Agenturchefin Susan Heine empfiehlt Jugendlichen Ausbildungsmessen für einen umfassenden Überblick zu beruflichen Möglichkeiten. Foto: Agentur für Arbeit

Das neue Ausbildungsjahr hat für viele Azubi am 1. August begonnen. Da sind die Weichen gestellt und der Ausbildungsvertrag ist längst unterzeichnet. Doch nicht bei allen. Wessen Suche noch nicht von Erfolg gekrönt war, müsse aber längst nicht resignieren, meint Susan Heine, Leiterin der Agentur für Arbeit Oschatz. Mit ihr sprach der SachsenSonntag über die aktuelle Lehrstellensituation im Agentur-Bezirk und konkrete Hilfsangebote.

War es für die Schulabsolventinnen und -absolventen in diesem Jahr schwierig, einen Ausbildungsvertrag zu erhalten?

Susan Heine: Nicht schwieriger, aber auch nicht leichter als sonst. Das Angebot an betrieblichen Lehrstellen und damit an beruflichen Einstiegsmöglichkeiten ist auf einem hohen Niveau stabil. Gute Aussichten also für junge Leute.

Welche Hürden erwiesen sich als besonders problematisch, um eine Lehrstelle zu erhalten?

Rein rechnerisch kommt auf eine Lehrstelle auch eine Bewerberin beziehungsweise ein Bewerber. Klingt erst mal einfach – ist es aber nicht. Berufswahl ist mehr, auf die Stärken und Fähigkeiten kommt es an beziehungsweise auf die konkreten Anforderungen der Betriebe.

Was erschwerte es Arbeitgebern, Lehrstellen mit geeigneten Bewerberinnen und Bewerbern zu besetzen?

Am Ende jeder Ausbildung steht eine Prüfung. Es ist also nachvollziehbar, dass es von betrieblicher Seite her Anforderungen gibt. Andererseits buhlen viele Betriebe um die Gunst der Bewerberinnen und Bewerber.

Wie groß ist das Lehrstellenangebot und wie viele Schulabgängerinnen und -gänger konnten einen Vertrag unterschreiben?

Etwa 1900 Jugendlichen, die sich um einen Ausbildungsplatz bemühen, stehen in den beiden Landkreisen Leipzig und Nordsachsen fast ebenso viele Lehrstellen gegenüber. Die spannende Frage ist, ob es beim Trend bleibt, dass die Zahl der eingetragenen Lehrverträge bei den Kammern weiterhin leicht steigt. Das wissen wir spätestens im Herbst.

Wofür war oder ist die Nachfrage besonders groß?

Die Frage lässt sich kaum beantworten. Sowohl im kaufmännischen Bereich, im Handwerk, in der Industrie als auch im sozialen Bereich ist das Interesse beidseitig sehr groß.

Für welche Berufe werden dringend Azubis gesucht?

Verkäufer/-in, Kaufmann/-frau im Einzelhandel und Mechatroniker/-in führen die Hitlisten an. Allerdings lohnt es sich, auf berufliche Alternativen zu schauen. Es gibt eine Reihe artverwandter Berufe, und die eröffnen bei näherer Betrachtung prima Karrierechancen.

Was wird seitens der Unternehmen getan, um Anreize zu schaffen? Wie gelingt es der Agentur für Arbeit, die Suche zu lenken?

Das Werben um den Berufsnachwuchs nimmt immer kreativere Formen an. Nicht zu vergessen sind Ausbildungsmessen. Da werben oft Azubi um künftige Azubi. Die Berufsberatung lenkt übrigens nicht, sie orientiert und berät. Oft taucht die Frage auf, ob Berufsberatung im Internetzeitalter noch zeitgemäß ist. Sie ist es! Denn gerade im aktuellen Informationsdschungel ist Orientierung wichtiger denn je.

Wie sieht die Situation auf dem Lehrstellenmarkt im Vergleich zum Vorjahr aus? Zeichnet sich ein Trend ab?

Im Leipziger Umland ist die Situation stabil, sowohl auf der Angebots- wie auch auf der Nachfrageseite. Das ist gut so. Über einen Trend freue ich mich besonders. Jugendliche testen immer mehr aus, machen Praktika oder Ferienjobs und bekommen damit frühzeitig Einblicke in die Berufswelt.

Wie viele Jugendliche haben aktuell noch keinen Vertrag in der Tasche?

Rund 40 Prozent der gemeldeten Bewerberinnen und Bewerber gelten derzeit noch als unversorgt. Klingt erstmal viel, relativiert sich aber dadurch, dass von vielen einfach noch die Rückmeldung über ihren beruflichen Verbleib fehlt. Das gleicht sich in den nächsten Wochen weitestgehend aus.

Ist der Zug schon abgefahren, um noch pünktlich ins Ausbildungsjahr zu starten?

Auch wenn viele Weichen bereits gestellt sind, es gibt noch einige Möglichkeiten. Auch ein späterer Einstieg in die Ausbildung ist möglich.

Was raten Sie Betroffenen? Welche Hilfsangebote können genutzt werden?

Auf alle Fälle engen Kontakt zur Berufsberatung halten. Die Kolleginnen und Kollegen wissen, wo es noch freie Lehrstellen gibt und was zu tun ist, wenn es nicht so läuft wie gewünscht.

Was können Berufsberaterinnen und -berater im konkreten Fall leisten?

Der beste Weg ist der Start in eine Ausbildung. Mitunter ist aus unterschiedlichen Gründen dieser Start noch nicht möglich und das ist auch nicht schlimm. Da könnte eine Berufsvorbereitung helfen oder eine betriebliche Einstiegsqualifizierung. Beides zielt darauf ab, dass es dann gut vorbereitet im kommenden Jahr klappt.

Wie können Lehrstellensuchende Kontakt aufnehmen?

Das geht ganz einfach. Entweder online über www.arbeitsagentur.de einen Termin mit der örtlichen Berufsberatung vereinbaren oder per E-Mail an oschatz.berufsberatung @arbeitsagentur.de.

Interview: Heiko Betat

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