Unbeliebter Neuankömmling: Naturschützer und Landwirte gleichermaßen möchten die Nilgans-Population eindämmen.Foto: Manfred Beinstingel/pixelio.de

REGION. Waschbär, Nutria, Nilgans & Co.: Es gibt in unseren Breiten Tiere, die nicht immer hier heimisch waren. Der Fachbegriff „invasiv“, mit dem diese Arten beschrieben werden, mag zwar hart klingen, bringt aber die mit ihrer Ausbreitung verbundenen Probleme auf den Punkt.

Sie haben das Auftreten von Platzhirschen, wenn sie sich auf einem Feld niedergelassen haben. Die aus Afrika stammenden und sich regional in Deutschland rasant vermehrenden Nilgänse scheinen keine anderes Vogelarten in ihrer Umgebung zu dulden. Ein Eindruck, der nicht täuscht. „Die Nilgans legt ein arttypisch aggressives Verhalten an den Tag, womit sie andere Vogelarten zum Verlassen ihrer Brutplätze veranlasst“, beschreibt Olaf Kroggel, Vizevorsitzender im Kreisjagdverbands Muldental, das Problem. Ein Problem, das man in Sachsen seitens der Politik offensichtlich schnell erkannt hat. Denn der Freistaat gehört neben Niedersachsen und Schleswig-Holstein zu jenen neun Bundesländern, in denen die Nilgans bereits jagdbar ist. „Es gibt zwar keine Sonderjagden auf die Nilgans, aber den sächsischen Jägern ist somit die Möglichkeit an die Hand gegeben, den Anfängen zu wehren und mittels Abschüssen den Druck von den heimischen Arten zu nehmen“, so der Schmölener Waidmann.
Um der Ausbreitung dieser invasiven Vogelart im gesamten Bundesgebiet entgegentreten zu können, fordert der Deutsche Jagdverband (DJV) eine bundesweite Bejagung nach einheitlichen Standards, um weitere ökologische und ökonomische Schäden nachhaltig zu verhindern. Wobei die Waidmänner bei dieser ihrer Forderung Unterstützung seitens der Naturschützer erhalten. Denn zu eindeutig ist offensichtlich die Faktenlage. So hat sich der Anteil der Reviere mit Nilgans-Brutpaaren dem DJV zufolge in den vergangenen zehn Jahren bundesweit mehr als verdoppelt. Die Staatliche Vogelschutzwarte Buckow im Havelland schätzt den Nilgans-Bestand im Land aktuell auf weit mehr als 100 Brutpaare gegenüber 25 im Jahr 2009.
Auch Landwirte führen mittlerweile Klage über sowohl von Grau- und Kanada- als auch von Nilgänsen verursachte zum Teil erhebliche Ernteschäden, wobei die Problemlage in diesem Bereich in Sachsen nicht ganz so ernst scheint. „Wildgänse im Allgemeinen und die Nilgans im Besonderen sind zwar auch hierzulande im Kommen, und man bekommt sie, wenn sie einmal da sind, auch nicht so schnell wieder los. Es wäre aber gelogen zu sagen, dass sie bislang in Sachsen nennenswerte Schäden verursacht hätten“, berichtet der Präsident des Sächsischen Bauernverbandes, Wolfgang Vogel, der zugleich Geschäftsführer der Bauernland GmbH Beiersdorf nahe Grimma ist.
Nicht weniger problematisch als die Nilgans ist eine weitere invasive Tierart, der Waschbär, der allerdings von vielen Zeitgenossen seiner putzig anmutenden Art wegen eher als Bereicherung der heimischen Fauna empfunden wird. Dabei ist der aus Nordamerika stammende und sich nicht zuletzt des Fehlens natürlicher Feinde wegen stark vermehrende Allesfresser ein unersättlicher Nesträuber. „Dass etwa die Blässralle in der freien Natur kaum noch vorkommt, geht zu weiten Teilen auf das Konto des Waschbären, auch die heimische Singvogelwelt leidet unter dieser invasiven Art“, erläutert Kreisjagdverbands-Vize Olaf Kroggel, der deshalb an die Bevölkerung appelliert, von der Fütterung von Waschbären Abstand zu nehmen. „Man sollte sich nicht vom niedlichen Erscheinungsbild dieser Tiere täuschen lassen, sondern vielmehr den ökologischen Schaden, den sie anrichten, im Hinterkopf haben.“ Roger Dietze

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