Die Landfrauen in Beerendorf beleben das Dorf in vieler Hinsicht - etwa mit Angeboten zum Parkfest. Foto: Landfrauen Beerendorf
Die Landfrauen in Beerendorf beleben das Dorf in vieler Hinsicht - etwa mit Angeboten zum Parkfest. Foto: Landfrauen Beerendorf

In dem kleinen Raum neben der Beerendorfer Kirche geht es hoch her. Die Landfrauen arbeiten an einer Erntekrone. Zum Erntedankfest soll diese die Glesiener Kirche schmücken.

Das sattgelbe Getreide binden die Landfrauen traditionell an ein Erntekronengestell mit vier Bögen, von oben nach unten und am verbindenden Ring entgegen des Uhrzeigersinns. „Da gibt es feste Vorgaben“, weiß Hannelore Krausch. Die Krone wird aus verschiedenen Getreidesorten wie Weizen, Gerste, Hafer und Roggen gebunden. Das Getreide dürfen die Damen auf den Feldern der Agrargenossenschaft Beerendorf beziehungsweise bei anderen landwirtschaftlichen Betrieben schneiden. In insgesamt 307 Arbeitsstunden (Bindezeit 65 Stunden und anteilige Vorbereitungszeit 144 Stunden) und mit viel Kreativität entsteht so ein besonderes Exponat.

Mit diesem traditionellen Gebinde haben die Landfrauen Beerendorf schon häufig am Wettbewerb um die „Schönste Erntekrone“ beim Sächsischen Landeserntedankfest teilgenommen. „Und dabei viele erste und zweite Plätze errungen“, ist die Vorsitzende der Beerendorfer Landfrauen stolz. Die Erntekrone aus dem vergangenen Jahr zum Beispiel ist in der Kirche in Geisingen zu bewundern.

Einsatz Für Frauen und die ländliche Region

Die derzeit 37 Beerendorfer Landfrauen binden nicht nur Erntekronen oder -kränze. „Das ist jedoch ein wichtiger Bestandteil unserer Arbeit. Wir wollen Traditionen lebendig erhalten und das Wissen darüber an Jüngere weitergeben“, erzählt die 70-Jährige.

Die Landfrauen sind, wie es der Name schon sagt, im ländlichen Raum zu Hause und setzen sich für die Interessen von Frauen ein. „Das beginne bei Gleichberechtigung, Mobilität und Bildung bis hin zu aktiver Freizeitgestaltung und Angebote für Kinder“, beschreibt sie.

Kaffeetrinken, Feste, Lesungen und mehr

In Beerendorf liege der Schwerpunkt auf der Bewahrung alter Tradition, die aktive Freizeitgestaltung und die Belebung des örtlichen Lebens durch verschiedene Angebote. So treffen sich die Landfrauen zum Beispiel einmal im Monat zum Kaffeetrinken. „Da können alle teilnehmen, die wollen, und sich in gemütlicher Runde austauschen“, sagt Hannelore Krausch.

Höhepunkte für den Ort und darüber hinaus sind das Osterfeuer gemeinsam mit der Freiwilligen Feuerwehr im April und das Parkfest im September. Dazu gesellen sich Spielenachmittage, Lesungen, Konzerte, das Landfrauenfrühstück, Vorträge zu bestimmten Themen, die Frauen bewegen, oder kreative Workshops.

Beim Parkfest gibt es immer einige Angebote für Kinder. Foto: Landfrauen Beerendorf
Beim Parkfest gibt es immer einige Angebote für Kinder. Foto: Landfrauen Beerendorf

„Besonders stolz sind wir, dass wir in unseren Reihen viele junge Frauen haben, die sich mit uns engagieren, neue Ideen einbringen und zusätzlich Angebote für Kinder organisieren“, sagt Hannelore Krausch. „So bieten wir zum Beispiel Bastelworkshops für Kinder an, der nächste findet im November statt, oder haben erstmals zu Ostern eine Rallye durchs Dorf veranstaltet.“

Lebendige Gemeinschaft belebt das Dorf

Als Hannelore Krausch vor 22 Jahren von der Idee der Landfrauen hörte, war sie sofort begeistert. Mit 22 Mitstreiterinnen ging es im Oktober 2004 los. „Seither haben wir im Dorf viel bewegt“, betont sie. Außer der Feuerwehr gebe es niemanden, der Beerendorf so lebendig hält. „Ohne uns sähe es hier dunkler aus“, ist die Vorsitzende überzeugt, und hebt das Engagement jeder einzelnen hervor. „Wir sind eine tolle Gemeinschaft. Wir sind füreinander da und helfen uns gegenseitig. Das ist das A und O.“ Um Dinge zu bewirken, braucht es eben Mitstreitende, die mitziehen und mitmachen. „Und die haben wir hier.“

Jutta Hesselbach ist 2006 nach Beerendorf gezogen. Als sie von den Landfrauen hörte, wollte sie mitmachen. „Als Außenstehende war es schwer, in einem Dorf Fuß zu fassen. Die Landfrauen haben es mir leicht gemacht“, sagt die 74-Jährige rückblickend. Es stecke zwar viel Arbeit in den Vorbereitungen für die Feste und die anderen Angebote, aber es mache zusammen auch viel Spaß. „Und wenn dann von den Besuchern das positive Feedback kommt, dann hat sich der Aufwand doch gelohnt“, meint sie.

Die Adventslesung zur Vorweihnachtszeit mit Pfarrer Matthas Taatz ist eine liebgewonnen Tradition. Foto: Landfrauen Beerendorf
Die Adventslesung zur Vorweihnachtszeit mit Pfarrer Matthas Taatz ist eine liebgewonnen Tradition. Foto: Landfrauen Beerendorf

Seit einem Jahr unterstützt ­Susan Schmeil die Landfrauen. „Gefragt wurde ich schon viele Jahre vorher, aber durch die Arbeit und die Kinder hatte ich nicht das Gefühl, richtig mitmachen zu können“, sagt sie. Und wenn, dann wollte sie mit ganzem Herzen bei der Sache sein. Da die Kinder jetzt soweit selbstständig sind, war es für sie an der Zeit. „Und es ist die richtige Entscheidung gewesen, hier mitzumachen. Es gefällt mir, mich für unser Dorf zu engagieren“, sagt die 49-Jährige. Hier treffen neue Ideen auf offene Ohren und wenn man mal keine Zeit hat, werde keine schief angeguckt.

Herausfordernde Zeiten

„Jeder macht das, was er leisten kann“, betont Hannelore Krausch. Nur mit Verständnis und Respekt könne man zusammenarbeiten und viel erreichen. Aber sie weiß auch, dass es ohne Unterstützung von außerhalb auch nicht funktionieren würde. „Gerade die großen Feste könnten wir nicht alleine stemmen. Da musst du so viel beachten und Genehmigungen einholen“, sagt sie kopfschüttelnd. Die Bürokratie mache den Vereinen und Ortsgruppen ebenso zu schaffen wie den Unternehmen. Das sei jedes Mal durchaus eine Herausforderung.

Freuen würde sie sich, wenn die Landfrauen größere Räumlichkeiten im Ort zur Verfügung hätten. „Unser Bürgerhaus ist ziemlich klein, da gibt es keinen extra Raum, um Dinge einzulagern. Der fehlt uns.“

Mühlenpreis würdigt Ehrenamt

Hannelore Krausch ist in diesem Jahr mit dem Mühlenpreis in der Kategorie „Soziales“ ausgezeichnet worden. „Für mich eine tolle Ehrung und eine große Anerkennung für ehrenamtlich Tätige“, sagt sie. Mit der Auszeichnung habe sie nicht gerechnet. Für die Vorsitzende der Beerendorfer Landfrauen ist es ein Dank im doppelten Sinn: „Wenn es die vielen Ehrenamtlichen nicht gäbe, dann würde es im Landkreis schlecht aussehen. Auf unseren Schultern wird viel gestemmt.“ Nannette Hoffmann

Mehr Infos zu den Landfrauen Beerendorfer und zu den Veranstaltungen unter landfrauen-beerendorf.de

16. Oktober, ab 18 Uhr: Kreativworkshop „Herbstdeo und Häkeln“, November: Bastelworkshop für Kinder. 7. Dezember, ab 16 Uhr: Buchlesung mit Pfarrer Matthias Taatz in der Beerendorfer Kirche

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