Der VSR-Gewässerschutz stellte in den am 26. Mai in Delitzsch abgegebenen 47 Brunnenwasserproben eine hohe Nitratbelastung fest. Die Nitratrichtlinie verpflichtet dazu, Überschreitungen des Grenzwertes für Nitrat von 50 Milligramm pro Liter zu verhindern.
Harald Gülzow stellt bei der Auswertung der Messergebnisse fest, dass die Nitratbelastung im Brunnenwasser trotz vielen Auflagen zur Düngemenge und Düngezeitpunkt nicht so wie gehofft sinkt. „In jeder siebten Probe aus den privat genutzten Brunnen stellten wir eine Überschreitung von 50 Milligramm pro Liter (mg/l) Nitrat fest“, erklärt er.
Besonders erschreckend fand der Gewässerexperte die festgestellte Belastung in je einem Brunnen in Süptitz mit 123 Milligramm Nitrat pro Liter (mg/l), in Freiroda mit 116 mg/l und in Beerendorf mit 93 mg/l. Etwas weniger hoch belastet ist das Brunnenwasser in Eilenburg mit 68 mg/l Nitrat, in Döbernitz mit 63 mg/l und in Lissa mit 59 mg/l.
Nitrat im Dünger wird durch Regenfälle in tiefere Bodenschichten verlagert
Im Landkreis Nordsachsen bestehen die landwirtschaftlichen Flächen zu 89 Prozent aus Ackerflächen. Es dominieren Felder ohne Bäume. Diese verschwanden im Zuge der Intensivierung der Landwirtschaft. Das leichtlösliche Nitrat im Dünger wird durch Regenfälle schnell in tiefere Bodenschichten verlagert. Dort können die Feldfrüchte die Nährstoffe nicht mehr zum Wachstum verwenden.
Im Gegensatz dazu können Bäume mit ihren tiefen Wurzeln das in die Tiefe transportierte Nitrat für sich nutzen. „Bäume auf den Feldern helfen, das Nitrat wieder an die Oberfläche zu befördern und so in der Zukunft die Nitratbelastung im Grundwasser zu verringern“, berichtet Harald Gülzow.
Aus Sicht des VSR-Gewässerschutzes lässt sich durch sogenannte Agroforstsysteme die Nitratbelastung nachweislich senken, ohne den Ertrag auf dem Acker zu verringern. Außerdem würden diese zum Klima- und Artenschutz beitragen. Bislang fehlten jedoch die notwendigen politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, um die breite Umsetzung zu ermöglichen.
„Agroforst Jetzt!“
Aus diesem Grund haben ein Bündnis von Agrarexperten und Beratern in dem Positionspapier „Agroforst Jetzt!“ dargelegt, wie notwendig und dringlich die Durchsetzung von Agroforstsystemen in Deutschland ist. „Wir unterstützen den Aufruf ,Agroforst Jetzt’. Dieser fordert die Bundesregierung auf, klare Rahmenbedingungen für die Agroforstwirtschaft zu schaffen“, berichtet Harald Gülzow.
Im Aufruf wird dargelegt, dass diese effiziente Form der Landnutzung die Anpassungsfähigkeit der Landwirtschaft an den Klimawandel verbessert. Durch den Schutz vor Bodenerosion sowie die Förderung der Taubildung können Agroforstsysteme mit einer ertragsstabilisierenden Wirkung dazu beitragen, die Lebensmittelversorgung auch bei zunehmenden Extremwetterereignissen zu sichern.
Über den VSR-Gewässerschutz
Der VSR-Gewässerschutz wurde bereits 1980 als Zusammenschluss verschiedener Bürgerinitiativen gegründet und setzt sich seit über vier Jahrzehnten für sauberes Wasser ein. Das gelbe Labormobil ist von April bis September unterwegs, um Brunnenwasserproben zu untersuchen und Bürger am Informationsstand zu informieren.
Im Winter werden dann Flüsse und Bäche beprobt, um festzustellen, inwieweit das Nitrat im Grundwasser zur Belastung in den Flüssen und Bächen führt. Für viele Bäche stelle das Zusickern des belasteten Grundwassers eine Hauptursache für die starke Nitratbelastung dar, ist der VSR-Gewässerschutz überzeugt.
Zu den weiteren Auswertungen der Nitratmesswerte im Kreis Nordsachsen gelangt jeder Interessierte über die interaktive Karte auf der Homepageseite vsr-gewaesserschutz.de/regionales/sachsen.
Infos zur Agroforstwirtschaft sind auf der Homepage agroforst.jetzt zu finden.