Tobias Nyari und Töchterchen Romy bewundern das Sebnitzer Schattenspiel in der Delitzscher Ausstellung. Foto: KiKi

DELITZSCH. Versuchen Sie doch mal, ein Bild mit einem Messer zu zeichnen oder mit einer Schere zu schneiden! Es wird sich herausstellen, dass diese Art der kreativen Gestaltung gar nicht so einfach ist. Doch, wenn jemand diese Kunst beherrscht, entstehen wunderschöne Bilder. Die Palette der Motive reicht von Porträt, Märchenfiguren und floralen Ornamenten bis hin zu Landschaften.

Das Museum im Delitzscher Barockschloss lädt noch bis zum 3. März ein, die Sonderschau „Mit dem Messer gezeichnet – Scherenschnitt und Schattenriss vom 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart“ zu besichtigen. Neben den vielen künstlerischen Werken, die in Bilderrahmen an den Wänden und in Vitrinen ausgestellt sind, zeigt das Museum auch Märchenfilme in Silhouettierkunst von Lotte Reiniger. Sie gilt übrigens als Pionierin des ersten Animationsfilms überhaupt.

Bewegte Bilder präsentiert auch das sogenannte Sebnitzer Schattenspiel, das insbesondere die Blicke der kleinen Gäste auf sich lenkt. Diese Art der Schattenspiele entstand ursprünglich als Volkskunst der Sebnitzer Leineweber Anfang des 19. Jahrhunderts. Wie in der Ausstellung zu erfahren ist, besteht das Gehäuse aus Holz, Pappe und Papier und ist in den Etagen mit unterschiedlichen Scherenschnitten geschmückt. In der Mitte befindet sich eine Wärmequelle in Form einer Kerze oder einer Öllampe und ähnlich einer Weihnachtspyramide sorgen die aufsteigende Wärme und ein oben angebrachtes Flügelrad dafür, dass sich die Trommel dreht. Dadurch und durch das Licht werden die geschnittenen Motive „an die Wand geworfen“ – ähnlich heute einem Beamer.

Beliebt waren vor allem Weihnachtsmotive und die Darstellung der biblischen Geschichte. Aber auch Märchenbilder, die vier Jahreszeiten, Jagdszenen, volkstümliche Feste und landschaftliche Idylle wurden den Betrachtern gern dargeboten. Es gab des Weiteren Scherenschnittstreifen, die „menschliches Treiben und Leben“ und „typische Szenen aus dem Alltag“ zeigen. Auch heute, in Zeiten moderner Technik bewahrt sich so ein Schattenspiel seinen besonderen Reiz. Die im Delitzscher Museum gezeigte Version wurde von dem Künstler Hansjörg Hertwig 2018 nach historischem Vorbild angefertigt.

Doch zurück nach Sebnitz, wo das Schattenspielbauen eine lange Tradition besaß. Das Museum nennt den in Bad Schandau geborenen Adolf Tannert und stellt ihn in einem Porträt als einen berühmten Scherenschnittkünstler vor. Er lebte von 1839 bis 1913 und fertigte bereits als siebenjähriger Knabe erste Scherenschnitte an. Sein erstes Schattenspiel entstand 1856. Einen Großteil seines Lebens wirkte er künstlerisch in Sebnitz und das bis kurz vor seinem Tod.

Die Ursprünge des Scherenschnitts liegen übrigens in Asien. Wie in der Ausstellung zu erfahren ist, wurden in China bereits im 5. Jahrhundert Scherenschnitte als Grabbeilagen verwendet. Kunstvolle Schöpfungen zeigen Figuren, Tiere und Pflanzen und auch das asiatische Schattentheater ist legendär.

Gäste, die sich in der Anfertigung von Schattenbildern probieren möchten, sei die Silhouettierbox empfohlen. Und das funktioniert folgendermaßen: Eine Person setzt sich in der Box auf einen Hocker und rückt so nah wie möglich an die Milchglasscheibe heran. Durch eine Lampe im Inneren der Box wird die Silhouette des Kopfes auf die Scheibe übertragen und von außen kann eine andere Person diese auf einem Blatt Papier nachzeichnen. KiKi

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