Wo Clown Monello auftaucht, da herrscht gute Laune. Foto: Andre Kempner
Wo Clown Monello auftaucht, da herrscht gute Laune. Foto: Andre Kempner

Monello kommt aus dem Italienischen, auf Deutsch übersetzt heißt das Wort „Schelm“. Und das ist er auf jeden Fall, dieser Wolfgang Brand aus Pönitz. Dabei hat er diesen Namen von anderen bekommen, „verpasst“ habe man ihm diesen Titel genauer gesagt in Neapel. Und zwar bei einem seiner ersten Auftritte als Clown, erzählt er mir an meinem Küchentisch.

Der Name habe ihm sofort gefallen: Monello, das sei so melodisch und genau deshalb passe der „italienische Schelm“ genau zu ihm. Insgesamt zehn Jahre hat Wolfgang Brand in Neapel gelebt. In der drittgrößten Stadt Italiens, von der einst auch Johann Wolfgang von Goethe so schwärmte. Der Liebe wegen sei er in Neapel hängen geblieben. Und bis zum heutigen Tag denke noch gern an diese Zeit zurück.

An die liebenswürdige Art der Italiener beispielsweise, die sie ihm nicht nur während seiner Straßenauftritte entgegenbrachten. Und an die sehr schmackhafte Küche natürlich … Dabei war die Sache mit Italien überhaupt nicht geplant gewesen – es habe sich einfach so ergeben. Ebenso wie übrigens seine Karriere als Clown: „Nach der Wende machte ich mich auf, um westliche Gefilde zu erkunden. In Amsterdam ist mir dann das Geld ausgegangen und so bin ich in meine Clowns-Klamotten geschlüpft.“

Aus Modellierballons werden kleine Tiere

Und dann zauberte er aus Modellierballons kleine Elefanten, Hunde oder Katzen. Und den Zuschauern zauberte er ein Lächeln ins Gesicht mit seinen Sprüchen – die gespickt mit Lebensweisheiten daherkamen – mit seinen Grimassen und seiner Handpuppe, dem Affen Klaus. Schnell erwies sich dies als die genau richtige Entscheidung, erzählt Wolfgang Brand: „Das ist so gut gelaufen, dass ich weiter nach Paris gereist bin. Später ging es nach Südfrankreich und dann eben nach Italien.“

„Es waren schöne Jahre“, sinniert der gelernte Stahlbauschlosser über diese rastlose Zeit. Er lächelt und meint, dass ihm die rote Pappnase wohl schon in die Wiege gelegt wurde, denn schließlich habe er zwei Gesichter, sei ja im Sternzeichen Zwilling geboren. Als Klassenkasper trat er immer mal wieder in Erscheinung. Dann wurde sein Interesse für das Metier so richtig geweckt, als er als Bühnenarbeiter mit Artisten und Musikern unterwegs war.

 Clown Monello am Petersbogen in Aktion. Foto: Andre Kempner
Clown Monello am Petersbogen in Aktion. Foto: Andre Kempner

Nach dem Zuschauen kam das Probieren. Wolfgang Brand – der Flöte, Klavier, Gitarre mehr schlecht als recht beherrscht, wie er selbst sagt – guckte sich das Jonglieren ab, lernte Pantomime, spielte mit Marionetten … Und eines schönen Tages fasste er sich ein Herz, ging im Clownskostüm unter die Leute und erlebte unglaubliche Momente der Freude.

Immer wieder. „Andere Leute glücklich zu machen, ihre Seelen zu berühren, gute Laune zu verbreiten, unbeschwerte Minuten, das ist ein absoluter Traum, den ich auch mir immer wieder erfülle. Es ist auch ein Geschenk für mich und meine Seele. Dadurch bin ich selbst ein anderer, ein zufriedener Mensch, geworden. Und dafür bin ich sehr dankbar“, sagt der Mann, der eigentlich in Wiederitz als Betriebshandwerker arbeitet.

Unterwegs mit Pferd und Wagen im Erzgebirge

Und Clown Monello bringt seine Mutter mit ins Spiel, die sehr streng, aber gerecht und liebevoll war, wie er betont. Sie betrieb am Stadtrand von Dresden ein Reit-und Fahr-Touristik-Unternehmen. „Öfter war meine Mutti mit Pferd und Wagen bis ins Erzgebirge unterwegs. Da durfte ich manchmal mit und fühlte mich selbst wie ein König“ scherzt er. Spannende Geschichte, war die Mutter von Wolfgang Brand doch eine Adlige, wie er so ganz nebenbei erwähnt.

„In Amsterdam ist mir dann das Geld ausgegangen und so bin ich in meine Clowns-Klamotten geschlüpft.“

Genauer gesagt: Eine geborene Judith von Carlowitz, aus einem 1311 gegründeten sächsischen Uradel, deren Vorfahren nicht nur die Geschichte Sachsens beeinflussten. Dazu gehörten Minister, Politiker, kurfürstliche Hofbeamten, Generäle. Diplomaten, Bürgermeister, ein Bischof … „Mein Uropa war sächsischer Hofmarschall von König Albert“, sagt Wolfgang Brand und freut sich, dass im Leipziger Schillerhaus am 1. Juli um 14 Uhr eine szenische Lesung „Hans Georg von Carlowitz (1772 – 1840) und die Zeichen der Zeit“ aus dem historischen Roman von Bernhard Schawohl stattfinden wird. Hans-Georg von Carlowitz gilt als Urheber der sächsischen Verfassung. Da werde Wolfgang Brand auch wieder Familienmitglieder treffen. Und das sei immer sehr schön und auch spannend.

Jede Menge zu tun in der Sommerzeit

Spannend wird es auch wieder in den nächsten Tagen, wenn er sich wieder in sein Kostüm wirft, den Hut aufsetzt und sich die Nase ins Gesicht pappt. Sommerfeste, Pflegeeinrichtungen, Vereine, Kinderfeste, Straßentheater stehen auf dem Programm. Und immer mal wieder auch Besuche in Krankenhäuser, um zum Beispiel schwerkranken Kindern für einige Minuten etwas Augenglanz zu verleihen.

Überhaupt: „Kinderlachen ist sowieso das Schönste für mich und meinen Affen Klaus.“ Er bedaure sehr, dass er seine zwei Enkel Mädchen nur sehr, sehr selten gesehen hat – seine 34jährige Tochter Sieglinde lebt in Amerika. „Aber vielleicht wird’s bald wieder einmal“, so hofft er. Immerhin: Auf alle Fälle hat er die jede Menge Briefe und Grüße von Verehrern.

„Es ist nicht groß bei mir dorheeme, dafür aber sehr gemütlich.“

Darunter ist nicht nur ein Brief von einem zehnjährigen Mädchen für den „lieben und immer gesund bleibenden Straßenclown“, der in seinem kleinen 40-Quadratmeter-Häuschen in Pönitz fein säuberlich geordnet zu finden ist. „Es ist nicht groß bei mir dorheeme, dafür aber sehr gemütlich“, erzählt Wolfgang Brand: „Auch auf der Terrasse und in meinem Garten – gerade jetzt um diese Jahreszeit.

Clown Monello in Aktion beim Zoofest.
Clown Monello in Aktion beim Zoofest.

Da sitze ich auch beim Sonntagsfrühstück und genehmige mir je nach Laune neben Pumpernickel und Blauschimmelkäse ein Glas Rotwein oder ich schmiere mir eine Bemme mit Wurst und Butter, dazu ein Topp Kaffee und träume bei Vogelgezwitscher so vor mich hin.“ Und mit einem Lächeln ergänzt er: „Dabei wünsche ich mir auch, dass mein Clowns-Dasein nie aufhört. Ein Lebensgefühl, das mich sehr glücklich macht.“

Zuspruch gibt es aus berufenem Munde

Ach ja – Zuspruch für Clown Monello gibt es auch aus ausgesprochen berufenem Munde. „Er ist ein sehr toller, sehr liebenswürdiger, zuverlässiger Mensch, der die Clownerie aus dem Effeff beherrscht“, sagt Dieter Hormann, Chef des Leipziger Clown-Museums – und dies ist das einzige dieser Art in ganz Europa. Und der muss es ja schließlich wissen.

Traudel Thalheim

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