Die Bundesforstmitarbeiter Susanne Osterloh und Uwe Vanhauer in einem Areal im Authausener Wald, wo sich die Amerikanische Traubenkirsche stark vermehrt hat. Foto: KiKi

DÜBENER HEIDE. Einst als Ziergehölz in Parkanlagen begehrt, versucht man nun in ganz Deutschland, die Spätblühende Traubenkirsche, die ihre Heimat auf dem nordamerikanischen Kontinent hat, wieder loszuwerden. Auch in der Dübener Heide fühlt sich der Einwanderer wohl und breitet sich immer weiter unkontrolliert aus. Die Amerikanische Traubenkirsche gilt als invasiver Neophyt.

Um es gleich vorweg zu nehmen – das Gewächs ist nicht unattraktiv. Im Frühjahr zeigt sich das Gewächs mit üppiger Blütenpracht und jetzt im Herbst färbt sich das Laub ganz schick orange. Vor Kurzem hingen kleine tiefschwarze Kirschen in Trauben angeordnet vom Geäst. Aus den Früchten soll sogar Marmelade oder Saft bereitet werden können. Doch Achtung: Roh können die Früchte abführend wirken und alle anderen Teile der Pflanze (Kirschkern, Blätter, Zweige) sind giftig.

Nach Deutschland kam die Pflanze im 17. Jahrhundert und man baute sie ihrer Schönheit wegen in Parks und Gärten an. Auch die Forstwirtschaft versprach sich einst Nutzen vom Exot, denn in ihrer Heimat kann die Amerikanische Traubenkirsche bis zu 30 Meter hoch werden und liefert wertvolles Holz. Doch es kam anders. In Mitteleuropa gedeiht die Pflanze vorzugsweise als Strauch. Luft, Licht, Wasser, Klima und Boden scheinen zu gefallen, und so breitet sich diese Pflanze nun selbstständig massenhaft aus. Das Problem dabei ist, dass die einheimische Flora mächtig zurückgedrängt wird und teilweise sogar schon wertvolle Biotope gefährdet sind. Deshalb gilt der Einwanderer (Neophyt) als invasiv.

„Ich arbeite seit über dreißig Jahren beim Forst“, sagt Revierleiter Uwe Vanhauer, und er kann sich gut daran erinnern, dass es diese Traubenkirsche schon 1985 gab, als er seinen Dienst im Revier antrat. Seitdem beobachtet der Forstbeamte auch im Authausener Wald eine starke Ausbreitung. Schon zu DDR-Zeiten versuchte man gegenzusteuern. Doch bis heute konnte noch keine Maßnahme als besonders wirkungsvoll eingestuft werden.

Susanne Osterloh aus Bad Düben war an einem Projekt in der benachbarten Oranienbaumer Heide beteiligt, wo seit 2008 verschiedene Beseitigungsmöglichkeiten wissenschaftlich durch die Hochschule Anhalt in Bernburg untersucht wurden. Auf einer größeren Fläche wurden zum Beispiel alle fruchtenden Bäume kartiert und sogar mit GPS eingemessen. Diese wurden dann im Winter abgesägt und die gesamte Biomasse beräumt. Die Spätblühende Traubenkirsche bildet viele Stockaustriebe und man versprach sich bei Beweidung mit Heckrindern und Koniks (Wildpferden), dass diese die Triebe so stark verbeißen könnten, dass diese keine Früchte mehr bilden. Tatsächlich konnte beobachtet werden, dass die Tiere die Stockausschläge durch Abfressen kurz halten und ein Teil der Wurzelstöcke im Laufe der Zeit abstarben.

Beweidung funktioniert jedoch nicht im Wald, zum Beispiel in Kiefernforsten, wo eine starke Ausbreitung zu finden ist. 2014 starteten Versuche mit Folienabdeckungen nach dem Roden. Doch selbst durch Lichtmangel geschwächt, kommt es vor, dass der Stockausschlag durch die Folie hindurchsticht. Diese Arbeit ist vor allem bei flächigen Vorkommen im Wald überhaupt nicht praktikabel, kann aber bei Einzelexemplaren erfolgversprechend sein. Versuche, die in ganz Deutschland unternommen werden, sind also regelmäßiges Fällen und Auskusseln, Stubben roden, Wasser anstauen, Folienabdeckungen und Beweidung. Auch die Beimpfung mit Pilzkulturen wurde getestet. Der Einsatz des Giftes Glyphosat wird zwar als relativ wirkungsvoll beschrieben, ist aber aus gesundheitlichen und naturschutzfachlichen Gründen zu vermeiden.

Im Authausener Wald –im Besitz der Deutschen Bundesstiftung Umwelt – läuft zurzeit der Versuch, durch Beschattung und Ausdunklung mit standortgerechten, heimischen Baumarten der Amerikanischen Traubenkirsche entgegenzutreten. So gibt es drei Gatter (Schutz vor Verbiss), in denen in Zusammenarbeit mit der TU Dresden Buchen, Eichen und Linden gepflanzt wurden.

Grundsätzlich, so sind sich die beiden Bundesforstmitarbeiter einig, sollte zukünftig mehr auf eine natürliche Laubwaldentwicklung als auf nicht standortgerechte artenarme Kiefernforsten gesetzt werden. KiKi

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