Bühne frei zur Konzertpremiere: In der St. Lucas Kirche Leipzig spielte das Ensemble „Harmonia“ zum ersten Mal vor Publikum auf. Foto: Max Lukowsky
Bühne frei zur Konzertpremiere: In der St. Lucas Kirche Leipzig spielte das Ensemble „Harmonia“ zum ersten Mal vor Publikum auf. Foto: Max Lukowsky

Manchmal passt es einfach, dann kommt eines ganz nahtlos zum anderen – wie in diesem Beispiel: Die Suche nach dem Namen für das neue Ensemble fiel überhaupt nicht schwer, erinnert sich Toni Schuster – seines Zeichens Trompeter und Schlagzeuger in eben jenem Ensemble: „Im Café Puschkin war’s. Noch ehe der erste Schnaps kam, hatten wir unseren Namen: Harmonia.“ Dies erzählt das Vorstandsmitglied mit einem Lächeln…

Eine kleine Einschränkung gibt es dann aber doch: Er kann sich beim besten Willen nicht mehr so genau erinnern, wer denn nun eigentlich die Idee hatte. Diese durchaus ambitionierte Idee, ein Sinfonie-Blasorchester zu gründen. Dabei war die Ausgangslage schon perfekt, irgendwie: Sie kannten sich schon länger, die Elli, der Toni, die Emmi, der Carolus, die Carina, die Clara, die Lea, der Wolfgang und und und … Durch das (gemeinsame) Musizieren in ihrer Freizeit, durch Kneipentreffs und vieles andere mehr. Da lag es doch irgendwie nahe, auch mal gemeinsam als Ensemble auf den Bühnen zu stehen.

Manchmal passt es einfach

Wie gesagt – manchmal passt es einfach. Manchmal ist die Welt bereit für eine ambitionierte Idee. Ohne, dass die Impulsgeberinnen und Impulsgeber aus dem Café Puschkin viel dazu taten, sprach es sich in der (Musik-)Szene ziemlich schnell herum, dass da was im Gange war. Und so existiert es seit Sommer 2024, das Sinfonie-Blasorchester „Harmonia“. Das ist übrigens das erste Ensemble dieser Art in Leipzig, schon auch bemerkenswert in einer Musikstadt. Inzwischen ist „Harmonia“ knapp 50 engagierte Musikerinnen und Musiker stark.

„Nach der ersten gemeinsamen Probe im Ringcafé trafen und treffen wir uns seitdem in der Nordstraße in der Macromedia Akademie. Total begeistert waren wir von der ersten Minute an vom Dirigenten Norman Grüneberg“, berichtet der IT-Berater Toni Schuster und ergänzt: „Sehr einfühlsam, aber auch bestimmend nahm er uns an die Hand, versprach, dass wir als musizierende Gemeinschaft viel Freude haben werden, wenn wir mit dem Herzen dabei sind.“ Da war auf Anhieb, dieser verbindende Zauber der Musik, sagt er: „Es war schon beim ersten Treff so, als würden wir uns ewig kennen.“

Toni Schuster
Er erinnert sich noch gut an die fixe Namensfindung: Toni Schuster
beim (Sonntags-)Frühstück. Foto: Traudel Thalheim

Diese Worte haben Gewicht

Macht es aber auch dem Angesprochenen Spaß? „Ja“, sagt Norman Grüneberg – nicht nur Dirigent, sondern auch Pädagoge am „Maria Merian“ Gymnasium in Schkeuditz. Und ob dies Spaß mache mit „Harmonia“. Dies sind Worte, die Gewicht haben – war er doch auch schon als Dirigent in Schweden tätig war. Ja, es mache ihm einfach Spaß, zu erleben, wie talentiert und leidenschaftlich sich alle Orchestermitglieder in ihrer Freizeit dem Musizieren widmen.

„Einfach fantastisch,
vor so vielen
begeisternden
Menschen spielen zu
dürfen und dabei zu
merken, wie gut das
einem selbst tut.“

Und wie erfrischend harmonisch sie miteinander umgehen: „Im Repertoire spiegele sich eine spannende Mischung aus klassischer Bläserliteratur, sinfonischen Werken und modernen Kompositionen wider. Auf dem Programm stehen sowohl bekannte Meisterwerke als auch innovative, zeitgenössische Musik – gewissermaßen von Johann Sebastian Bach über Wolfgang Amadeus Mozart und Felix Mendelssohn Bartholdy bis zu Alfred Reed und David Maslanka.“

Konzertpremiere zur Adventszeit 2024

Dann kam die Adventszeit im Jahr 2024. Genauer gesagt der 15. Dezember 2024, ein wichtiger Tag in der „Harmonia“-Geschichte: der erste Auftritt, die Premiere in der Leipziger St. Lucas Kirche. Welch ein Erfolg – beflügelnde Gefühle, Riesen-Beifall und lange Nacht… Ja, so war es, da ist man sich einig im Ensemble. Die Welle der Euphorie trägt weiter: Auch der zweite Auftritt in der Peterskirche am 11. Mai wird ein Erfolg. Und auch jener vor ein paar Wochen beim Musikfestival „Deutsches Musikfest“ im Glacis-Park in Neu-Ulm.

Engagierter Dirigent voller Musik-Leidenschaft: Norman Grüneberg
Engagierter Dirigent voller Musik-Leidenschaft: Norman Grüneberg schwingt bei „Harmonia“ den
Taktstock. Foto: Helene Kuntzsch

„Einfach fantastisch, vor so vielen begeisternden Menschen spielen zu dürfen und dabei zu merken, wie gut das einem selbst tut“, sinniert Studentin Elli Neuhaus – sie ist Hornistin. Und der Architekt Carolus Zschieschang erklärt, der Freitag sei für ihn „der perfekteste Tag der Woche“. Nicht nur, weil da das Wochenende vor der Tür stehe, sondern vor allem wegen des Probetreffs. Der ist jeden Freitag 18 Uhr: „Das ist für mich jedes mal ein Ereignis. Noch heute bin ich meinem Lehrer Herrn Römer dankbar, dass ich die Blockflöte nicht in die Ecke legte,“ stellt der Klarinettist glücklich fest. „Es ist schön zu erleben, wie wir durch unser gemeines Engagement Wohlbefinden und Lebensfreude verbreiten und selbst davon profitieren“, erklärt Apothekerin und Trompeterin Emma Neuhaus.

Und das Allerschönste ist: Das Ensemble „Harmonia“ Leipzig sorgt höchstselbst für den musikalischen Nachwuchs. Den Hut dafür hat vor allem die studierte Sozialpädagogin Carina Löwe auf, die im Orchester Klarinette spielt und auch Gitarre beherrscht. Sie leitet das Kinderorchester „Kleine Harmonie“, zu dem schon zehn Mädchen und Jungen gehören. Das Dirigat eignete sie sich während eines Studiums beim Sächsischen Blasmusikverband an. Ganz wichtig dabei: Die konstruktive Zusammenarbeit mit den Leipziger Musikschulen „Johann Sebastian Bach“, „Blechbude“ und „Luft(T)raum“.

Ihr (Lebens-)Motto lautet frei nach Friedrich Nietzsche „Ohne Musik ist das Leben ein Irrtum“; ihr Lieblingskomponist ist Johann Sebastian Bach. Diese Leidenschaft kommt an beim Nachwuchs. „Carina Löwe ist einfach Klasse: Sie erklärt super und ist zu uns sehr nett“, meint der elfjährige Schüler und Schlagzeuger David Schlehhahn. Dann fügt er noch an, dass es einfach Spaß mit ihr mache und dass vor Publikum zu spielen das Größte sei.

Das Feiern gehört dazu

Ein bisschen ist es ja bereits angeklungen: Zur inspirierenden „Harmonia“-Gemeinschaft gehört auch das Feiern – das versteht sich wohl von selbst. Da war die Maifeier, da war das Osterfeuer in Eilenburg, zu dem sie auf dem Weg dahin auf einem Anhänger sitzend schon flotte Egerländer spielten und somit in der Umgebung für gute Laune sorgten. „Das war für uns ein Gaudi“, ist Student und Trompeter Janosch Walde noch heute ebenso davon angetan. Wie von der Fete zu Himmelfahrt. „Es ist einfach ein Glücksfall, dass wir uns alle so gut miteinander verstehen, die Musik uns zusammengeführt hat“, ist Toni Schuster überzeugt. Übrigens: Am 24. August ab 15 Uhr ist „Harmonia“ im Musikpavillon des Clara-Zetkin-Parks zu erleben und zum Advent, am 14. Dezember spielen sie in der Heilandskirche Plagwitz. T. Thalheim

Infos: www.harmonia-leipzig.de

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