
Geht Knut Jänicke durch die Straßen von Delitzsch, kommt es nicht selten vor, dass er von jungen Männern oder Frauen angesprochen wird: „Kennst Du mich noch?“ oder „Erinnerst Du Dich an mich?“ lauten dann oft die Fragen an ihn. Es sind aber nicht die Namen, die eine Erinnerung wachrufen, sondern die zu Herzen gehenden Aktionen, die mit Knut Jänicke in Verbindung stehen und den Kindern eine schöne Zeit beschert haben.
Mit Motorrädern durch die Region
Knut Jänicke ist leidenschaftlicher Motorradfahrer. Er besitzt eine 50 Jahre alte MZ. Und da er nicht der Einzige ist, tauschen sich Besitzer in Foren aus. Über das MZ-Forum lernte er Michael Pforte kennen, ehemaliger Erzieher im Kinder- und Jugendheim „Gutshaus Biesen“. „Er sprach mich vor nunmehr 25 Jahren an, ob ich nicht irgendwas mit dem Motorrad für die Kinder anbieten könnte“, erinnert er sich.

Knut Jänicke musste nicht lange überlegen. Als ehemaliger Hausmeister in einer Leipziger Kita war für ihn sofort klar, dass er den Kindern helfen möchte. Ihm kam die Idee, eine Ausfahrt für und mit den Kindern zu organisieren. Er rührte die Werbetrommel im MZ-Forum und fand Unterstützer. „2000 konnten wir so mit 35 Maschinen eine erste Ausfahrt unternehmen.“
Echtes Highlight für die Kinder
Die Kinder staunten nicht schlecht, was da vor der Gutshaustür vorfuhr. „Die Augen wurden immer größer. Jedes Kind durfte sich aussuchen, wo es mitfahren wollte.“ Und dann ging es los, über die Landstraßen an Dörfern vorbei ins Porsche Werk. „Wir wollten den Kindern was Interessantes bieten. Das Werk hat für die Kinder eine Führung inklusive Snacks angeboten. Das war genial und ein echtes Highlight“, sagt er rückblickend. „Am Ende fragte uns ein Junge, wann wir wieder kommen. Da sagte ich spontan im nächsten Jahr und er antwortete mit einem Lächeln: „Dann warte ich hier auf euch.“
Worte, die Knut Jänicke nahe gehen, Worte, die ihm ein neues Ziel wiesen. Denn seither kommen bis zu 50 Unterstützer aus dem MZ-Forum und seinem neuen Motorradclub „Coole Wampe | Landeier“ jedes Jahr am 1. Juni mit ihren Maschinen ans Gutshaus und laden die Kinder zu einem aufregenden Tag ein.
Immer wieder mit neuen Zielorten. „Wir haben schon eine Überfahrt mit der Fähre in Pretzsch unternommen, in den Tierpark Petersberg, in die Hallorenfabrik in Halle (Saale) oder wir verbinden die Ausfahrt mit Kinderfesten in der Region, damit die Kids auch mit anderen Kindern spielen können“, berichtet Knut Jänicke.
Mit Spenden finanzielle Engpässe ausgleichen
Der 63-Jährige hat vor vielen Jahren selbst das Gutshaus in Biesen besichtigt und das Konzept näher kennengelernt. „Es ist eine tolle Einrichtung, die organisiert ist wie eine Familie. Hier erleben die Kinder und Jugendlichen den normalen Alltag, kaufen selbst Lebensmittel ein, kochen, lernen den Umgang mit Geld und vor allem wichtige Werte und Gemeinschaft kennen sowie Empathie“, zählt er auf.

Die Erzieher leisten in seinen Augen wertvolle Arbeit. „Dennoch fehlen meist die Mittel, um ihnen auch Dinge zu ermöglichen, die für andere Kinder selbstverständlich sind – Campen gehen, Nintendo spielen oder ein Buch lesen, eben simple Freizeitbeschäftigungen“, betont er.
Daher sammelt er seit 20 Jahren Spenden für das Kinderheim – in Form von Geld- aber auch Sachspenden. „Ich weiß, die Zeiten sind schwierig. Doch gerade in diesen Zeiten darf man das schwächste und zugleich wichtigste Glied unserer Gesellschaft nicht vergessen. Und das sind die Kinder! Ganz besonders schwer haben es Kinder, die in Heimen aufwachsen, ohne den Schutz und Halt der Familie.“
5000 Euro an Spenden
Angefangen habe er im ersten Spendenjahr mit 600 Euro, im vergangenen Jahr sind sage und schreibe 5000 Euro zusammengekommen. Hinzu kommen Sachspenden wie Bücher, Fahrräder, Laufräder, Puppen, Matchbox Autos und mehr – „eben alles, was noch gut erhalten ist und zu Hause nicht mehr gebraucht wird.
Wir haben für die Kids auch schon Computer und Laptops samt Netzwerk angeschafft, damit sie Onlineunterricht mitmachen konnten oder eine komplette Campingausrüstung, damit sie mal an den See fahren und übernachten können“, erzählt Knut Jänicke.
Die Spendenaktion ist über die Jahre gewachsen. „Viele Ex-Delitzscher, die der Arbeit wegen weggezogen sind, aber ihrer Heimat noch verbunden sind, unterstützen das Gutshaus. Aber auch Firmen, Muttis, Omis, Tanten und andere Kinder helfen uns, damit es anderen besser geht“, freut er sich. Eine Mutti fülle zum Beispiel immer 40 Überraschungstüten. Eine Omi strickt Schals und Mützen. „Ich weiß, wir können nicht die ganze Welt retten. Aber wir können hier anfangen, in Biesen. Und wenn wir für ein Kind das Leben erleichtern, hilft das ungemein“, betont er.
Die Sachspenden werden mit beleuchteten und geschmückten Motorrädern, Quads und Transportern am 23. Dezember überbracht – und Knut Jänicke kommt im Weihnachtsmannkostüm. Jedes Kind darf sich dann ein Geschenk für sich aussuchen und alles andere kommt allen zugute.
Tieren in Not helfen
Knut Jänicke sagt über sich selbst, er habe ein Helfersyndrom. Angefangen habe es bereits in frühester Kindheit. Überall da, wo er Misshandlung oder Vernachlässigung von Tieren sah, setzte er sich ein. „Mein Vater meinte einmal zu mir: ‚Junge, eines Tages bringt zu noch einen Elefanten mit nach Hause, den du gerettet hast! ‘ Aber so war ich nun mal“, sagt der 63-Jährige.
Tiere und die Natur waren sein Metier. So verwundert es nicht, dass er als Kind bei der „Station junger Naturforscher“ mitwirkte und sich so viel Wissen aneignete. Bis heute ist die Liebe zu Tier und Natur geblieben. Daher ist er unter anderem auch Mitglied im Tierschutzverein Delitzsch sowie beim Nabu. Nannette Hoffmann

































