Die Trockenheit der vergangenen Wochen hat der Binnenfischerei in der Region nach 2018 erneut Probleme beschert. Nun setzt auch noch der Komoran den Beständen zu. Foto: Christoph Aron

Landkreis. Die Wasserspiegel von Teichen und Tagebaurestlöchern sind aufgrund der Trockenheit der vergangenen Wochen mehr oder weniger niedrig. In der regionalen Binnenfischerei wünscht man sich deshalb nichts sehnsüchtiger als mehr Regentage von der Sorte dieses Montags.

„Eine Teichwirtschaft ohne Fische lässt sich nur ungünstig betreiben“ – Udo Wolf hat sich trotz allem seinen Humor bewahrt. Trotz der Tatsache, dass sich auch die Binnenfischerei mit dem zweiten extrem trockenen Jahr hintereinander und dessen Auswirkungen konfrontiert sieht. „Die Situation ist in diesem Jahr trotz der Tatsache, dass der Sommer auch ein paar kühlere Tage und zumindest ein wenig Regen mit sich gebracht hat, insofern noch etwas verschärft, als anders als im vergangenen Jahr die Teiche bereits im Frühjahr einen Niedrigstand aufgewiesen haben“, so Wolf, der insgesamt rund 130 Hektar Wasserfläche mit den Schwerpunkten Eschefelder, Kleinbeuchaer und Rohrbacher Teiche nahe Belgershain bewirtschaftet. „Aufgrund dieses Umstandes haben wir uns bereits im Frühjahr zu Notabfischungen veranlasst gesehen. Ansonsten haben wir abgesehen von einigen Notbelüftungen bei besonders wertvollen Beständen kaum Handlungsmöglichkeiten“, so Wolf.

Niedrigwasser erleichtert Futterbeschaffung

Dabei seien die hohen Temperaturen per se nicht einmal das Hauptproblem, im Verbund mit dem Wassermangel verschärften sie aber die Situation zusätzlich. „Bei diesen Temperaturen fressen die Fische sehr viel, womit zugleich ihr Bedarf an Sauerstoff steigt, der bei Niedrigwasser jedoch nur eingeschränkt verfügbar ist.“ Ein Teufelskreis, um den sich des Fischers „bester Freund“, der Kormoran, selbstredend wenig schert, zumal ihm niedrige Wasserstände die Futterbeschaffung zusätzlich erleichtern. „Wenn dieser Mitesser im Herbst einfällt, dann steht uns das nächste Problem ins Haus, gegenüber dem wir nahezu ebenso machtlos sind.“ Im Endergebnis kosteten die Trockenheit und der Kormoran rund zwei Drittel der Fischernte. „Und mit dem verbleibenden einem Drittel muss der Fischer sehen, wie er zurechtkommt“, so der Kleinbeuchaer Binnenfischer, der sich hinsichtlich der meteorologischen Entwicklung nachvollziehbar „ein paar normale“ Jahre wünscht.

Das Gleichgewicht stimmt noch nicht

Ein Wunsch, den Udo Wolf mit seinem Neukieritzscher Kollegen Jürgen Etzold teilt, der mit seinem Fischereibetrieb die Speicherbecken Witznitz und Adria sowie die Haselbacher Teiche bewirtschaftet, die Hege und Pflege des Fischbestandes im Stöhnaer Becken betreibt und darüber hinaus Forellen und Saiblinge züchtet.

Es fehlt Wasser, Wasser und nochmals Wasser

„Zumindest in den Speicherbecken ist die Situation gegenüber dem vergangenen Jahr etwas entspannter, gleichwohl fehlt allerorts und insbesondere in den Teichen Wasser, Wasser und nochmals Wasser“, so der 61-Jährige. Aufgrund der geringen Mengen, insbesondere in den Teichen, dicke das vorhandene Wasser ein und führe insbesondere in den Morgenstunden zu einem Sauerstoffmangel. „Und die hohen Wassertemperaturen erschweren die Aufzucht von Forellen und Saiblingen“, berichtet Etzold, der sich zu allem Überdruss in den Speicherbecken mit großen Problemen konfrontiert sieht. „Nachdem es eine Weile gedauert hat, bis ich mir einen kleinen Markt für die in den Speicherbecken ausgesetzten Kleinen Maränen habe aufbauen können, gibt es sie nun nicht mehr.“ Der Grund: Obgleich diese der Familie der Lachsfische zugeordnete Fischart mit nährstoffarmen Bedingungen gut zurecht kommt, können Tagebaurestlöcher offensichtlich noch nicht einmal diese minimalen Nährstoffbedingungen, die für eine ausreichende Reproduktionsrate nötig sind, bieten. „Die vorhandenen Nährstoffe sinken auf den Grund, das Gleichgewicht stimmt noch nicht, und für seine Herstellung könnten nach Lage der Dinge mehrere Hundert Jahre ins Land gehen“, schätzt Jürgen Etzold und weiß auch in dieser Hinsicht um die negativen Aspekte des Klimawandels. „Es fehlen dafür sowohl die Niederschläge als auch die alljährliche Schneeschmelze“, so Etzold, der auch deshalb davon ausgeht, dass die Fischerei in den Speicherbecken auf lange Sicht nur mittels mit automatischen Fütterungssystemen ausgestatteten Netzgehegen möglich sein wird. „Ich allerdings werde diese Investition in Anbetracht meines Alters ganz sicher nicht mehr tätigen“, so der Neukieritzscher Fischereibetrieb- und Forellenhof-Inhaber. Roger Dietze

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