
Wenn von Ritualen am Familien-Frühstückstisch berichtet wird, gibt es bei Zuhörern eine mögliche Bewertung von „ach ja“ bis „waaaas“? Stefanie Jahn (40) verrät eines, welches selten außerhalb der heimatlichen Region praktiziert werden kann: „Ich hatte früher mit meinen Kindern die Vereinbarung, dass wir aufeinander aufpassen, wer zu sehr in unseren sächsischen Dialekt verfällt.“
Der Sohn verwies auf die sächsische Heimat, in der ja wohl genau dieser Dialekt ein besonderes Merkmal sei. Jahre später, Stefanie Jahn erinnert sich: „Jetzt studiert mein Sohn in München. Da kam er tatsächlich mal, um sich zu erkundigen, wie er in Bayern seinen sächsischen Dialekt etwas zurücknehmen kann.“ „Junge, Sachsen, Heimat, so spricht man hier“ – das mag manch Zuhörer oder Leser wohl an dieser Stelle einwerfen. Wenn Stefanie Jahn spricht, wenn sie redet, besitzt sie das Können, sich in einem klaren und wohltemperierten Hochdeutsch auszudrücken.
Zu der Waldheimerin gehört aber auch eine treue Heimatverbundenheit. Sie gesteht mit einem Funkeln in den Augen: „Ich bin von Herzen Sachse. Klar, ich kann oooch sehr gutes Sächsisch sprechen. Ich verstecke mich damit auch nicht. In Momenten der Euphorie kommt mein Dialekt häufig am deutlichsten heraus.“
Gut reden können ist eine echte Kunst
Reden ist Können, gut reden können ist Kunst – Stefanie Jahn hat beim internationalen Speaker Slam in der hessischen Hauptstadt Wiesbaden den ersten Platz belegt. „Wir mussten unsere Botschaft in einer Redezeit von vier Minuten präsentieren. Das war eine Herausforderung, die übliche Zeit für eine Rede beträgt zwischen 15 Minuten und 20 Minuten.
Bei Kongressen werden auch schon mal Reden mit der Dauer von einer Stunde verlangt.“ 150 Teilnehmer aus 22 Ländern traten auf zwei Bühnen gegeneinander an. Stefanie Jahn konnte mit ihrer mitreißenden Rede das Publikum und auch die Jury für sich gewinnen und den Excellence Award mit nach Hause nehmen.

Speakerin Stefanie Jahn kommt aus Waldheim.
Foto: Lars Preußer
„Der Speaker Slam ist ein Rednerwettstreit. So wie bei den beliebten Poetry Slams um die Wette gereimt oder gerappt wird, messen sich beim Speaker Slam Redner mit ihren persönlichen Themen gegeneinander“, erklärt sie das Konzept. Nach New York, Wien, Frankfurt, Hamburg, Stuttgart und München fand der internationale Speaker Slam nun in Wiesbaden statt und wurde live im Internet übertragen.“
Stefanie Jahn wollte auf die Bühne
Stefanie Jahn hat den Drang, Botschaften zu senden, bereits als Kind verspürt. Sie sagt: „Das war aber in unserem kleinen Ort bei Waldheim sehr schwierig. Ich wollte meine Botschaft weiter streuen, mehr Menschen sollten sie wahrnehmen. Also wollte ich irgendwie auf eine Bühne. Ich musste auf die Bühne.“
Zu dieser Zeit lagen Abitur, Studium (Diplom-Ingenieur) und erste Festanstellung bereits hinter ihr. Mit der Freude an der Bühne kam für Stefanie Jahn der feste Glaube an eine erfolgreiche Selbstständigkeit. Um diese mit den entsprechenden Fähigkeiten auszustatten, nahm sie unter anderem an einer Speaker-Ausbildung teil. „Es geht dabei um Gestik, Rhetorik, Sprache, das Tempo der Rede und um Pausen. Wer erfolgreich gehört werden will, der erzählt eine Geschichte von Erlebtem, in der sich die Menschen auch selbst erkennen.“
Erlerntes braucht auch praktische Anwendung
In Wiesbaden redete Jahn davon, dass Erlerntes auch praktische Anwendung benötigt, dass schmutzige Hände und Arbeit nötig sind, um das eigene Ziel erreichen zu können. Die Jury honorierte Botschaft, Geschichte und Vortrag mit dem Preis für den Sieger. Das fiel Stefanie Jahn dabei besonders auf: „Es war ein Wettbewerb, der ohne Konkurrenzdenken und -kampf auskam. Das war eine sehr angenehme Atmosphäre unter allen Teilnehmern, weil die Menschen dort kreative Mitglieder einer sehr offenen Branche sind.“
Reden verbindet, Kommunikation bringt zusammen. Stefanie Jahn bereichert mit Bühnen-Talent und Rede-Begabung die Inhalte ihrer Selbstständigkeit. Die aktuelle Berufsbezeichnung der dreifachen Mutter: Business-Erfolgsmentorin. Sie zerlegt die Wort-Kombination: „Ich will dazu beitragen, dass Frauen in ihrer Selbstständigkeit erfolgreich sind. Auf dem Weg dorthin will ich Mentor sein.“ Eine Frau, die sich ausschließlich für Frauen engagiert? Nein, sie stellt klar: „Es gibt auch Männer, die meine Arbeit buchen. Das funktioniert genauso gut.“
„Wenn ich bei meinem Gegenüber das Funkeln in den Augen sehe, weiß ich, wir haben das Thema gefunden, wofür der Mensch brennt.“
Ihre Arbeitswelt ist digital. „Jeder Kanal im Online-Bereich ist eine mögliche Marketing-Plattform. Auf der sollen meine Kunden sichtbar werden. Sie sollen sie so vermarkten, dass sie damit den Erfolg haben, den sie sich erhoffen.“ Der Weg bis an so ein Ziel ist gemeinsame Arbeit. Zur Erinnerung: Ja, auch solche Arbeit, die mal – wenn natürlich im übertragenen Sinn – schmutzige Hände mit sich bringt.
Stefanie Jahn erläutert dazu: „Jeder Mensch hat ein Herzensthema, mit dem er sich wohl fühlt, das er am besten transportieren kann. Das arbeiten wir in den Gesprächen heraus, darum bauen wir dann die individuelle Beratung auf. Wenn ich bei meinem Gegenüber das Funkeln in den Augen sehe, weiß ich, wir haben das Thema gefunden, wofür der Mensch brennt.“
Pläne, Strategien und Systeme
Dieser individuelle Ansatz unterscheidet Stefanie Jahns Offerte von anderen. Sie sagt: „Es gibt für jeden ein Grundkonzept mit Plänen, Strategien und Systemen. Diese Dinge tragen zum Erfolg bei, aber der Mensch bleibt entscheidend in diesem Prozess. Es sind Geduld, Selbstvertrauen, Selbstwert und Vertrauen wichtig. Das Dranbleiben, das Immer-weiter-machen benötigt die lebendige Online-Welt, um in ihr erfolgreich zu sein. Das sage ich meinen Kunden immer wieder. Diese Welt ist schön, sie verspricht viel, aber man darf nicht aufhören und muss die richtigen Dinge tun.“
Stefanie Jahn ist als Mentor Trainer und Vermittler für ihre Kunden. In der Zeit ihrer selbstständigen Arbeit hat sie ausmachen können, was die Menschen an ihr schätzen: „Sie nehmen meine Energie an, sie mögen wohl auch mein Sprudeln für die Sache. Für manche rede ich auch mal zu viel, aber das gehört zu mir ebenso dazu.“
Weil sie inzwischen eine prämierte Rednerin ist, nimmt Stefanie Jahn Reden anderer mit erhöhtem Interesse wahr. Sie bestätigt: „Ja, da bin ich ein Konsument mit besonderer Aufmerksamkeit geworden. Wie geht ein Redner zum Pult? Wie hat er seine Rede aufgebaut? Welche Geschichte hat er ausgewählt, und wie erreicht mich diese Geschichte? Wo setzt der Redner Pausen? Es gibt viele Inhalte und Kleinigkeiten, die mir beim Zuhören und Zusehen interessante Aufschlüsse geben. Dabei vergesse ich nie, dass ich immer weiter dazulernen will.“
Angst vor dem Scheitern überwinden
Inhalte ihrer Rede findet sie alltäglich, wenn sie gemeinsam mit Kunden die praktische Arbeit lebendig gestaltet. Stefanie weiß: „Viele Menschen besuchen Seminare und lesen Bücher, aber scheitern daran, das Gelernte tatsächlich umzusetzen“, erklärte sie in ihrer Rede. „Der Schlüssel zum Erfolg liegt darin, die Angst vor dem Scheitern zu überwinden und einfach anzufangen. Nur durch konsequente Umsetzung können wir wirklich wachsen und unsere Ziele erreichen.“ Jahn hat in kurzer Zeit ein erfolgreiches Online-Beratungsunternehmen aufgebaut und begleitete bisher schon über 300 Online-Dienstleister, Berater und Mentoren, ihren Traum von einer gut bezahlten Selbstständigkeit auch in die Tat umzusetzen.
In nächster Zeit werden es wieder vorrangig die Kunden sein, die Stefanie zuhören. Sie sagt: „Ich werde bestimmt noch einmal an so einem Wettbewerb teilnehmen. Das gesamte Forum, die Mitbewerber haben die Veranstaltung zu einem wertvollen Ereignis gemacht.“ Der erste Platz war die logische Bewertung für ihre ganz individuelle Arbeit in Training und Vorbereitung. Jetzt darf sie mit Rede-Kunst und -Können auf einer ganz anderen Bühne auftreten.
Sie verrät: „Aus dem Wettbewerb in Wiesbaden ist tatsächlich ein Folgeauftrag entstanden. Ich wurde eingeladen, vor Frauen zu sprechen, die sich im Online-Bereich eine berufliche Zukunft auf Basis der Selbstständigkeit erhoffen. Ich will ihnen so viel Motivation wie möglich mit auf den Weg geben.“
Wenn sich Stefanie Jahn Familie in nächster Zeit am Frühstückstisch versammelt, könnte so ein Wettbewerb entstehen: Wer kennt das sächsische Wort für einen Begriff aus der bayrischen Mundart. Und wer kann diese Mundart Bayerns in das Hochdeutsche übersetzen? Eine Bewertung der Zuhörer würde derart ausfallen, von „ooor, das fetzt“ bis „muss isch Heeme oooch ma brobiern“. Lars Preußer