Veronika Leißner kennt sich mit der heimischen Fauna und Flora bestens aus. Foto: Heike Liesaus
Veronika Leißner kennt sich mit der heimischen Fauna und Flora bestens aus. Foto: Heike Liesaus

Wer aufmerksam ist, kann viele unserer heimischen Vogelarten im Garten entdecken. Doch welche sind das eigentlich? Woran erkenne ich sie? Darf ich sie füttern? Und wie kann ich meinen Garten vogelfreundlich gestalten? Diese und weitere Fragen beantwortet Veronika Leißner, Vorsitzende der ­Regionalgruppe des Naturschutzbundes (NABU) Delitzsch, im Interview.

Welche Vogelarten gibt es bei uns in der Region?

Die häufigsten Vogelarten, die man bei uns sehen und beobachten kann, sind ­Finken, Meisen, Tauben, Schwalben, Amseln, Drosseln, Stare sowie Rotkehlchen und Rotschwänzchen.

Hinzukommt der Haussperling – im Volksmund auch Spatz genannt. Vorstellen muss man ihn nicht, denn er ist jedermann bekannt und gehört weltweit zu den häufigsten Arten. Über ihn gibt es auch zahlreiche bekannte Redensarten wie „Spatzenhirn“, „Dreckspatz“ oder „Die Spatzen pfeifen es von den Dächern“.

Die Amsel zählt heute mit zu den häufigsten Gartenvögeln. Vor 2000 Jahren war es eher ein seltener Waldvogel, der in Dörfer und Städte einwanderte und sich vermehrte. Ihr melodiöser lauter Gesang ist früh am häufigsten zu hören.

Das Rotkehlchen wird dem Menschen oft recht zutraulich und gilt als Sympathieträger. Eine alte Legende erzählt, dass das Rotkehlchen dem am Kreuz hängenden Christus eine Dorne aus der Krone gezogen habe. Dabei sei ihr ein Blutstropfen auf seine Brust gefallen und ­habe sie verfärbt.

Bekannt ist sicher allen auch die Elster, die man in unseren Regionen als diebisch oder auch als Galgen- und Hexenvogel bezeichnet, da sie glänzende Gegenstände in ihr Nest einbaut. In ­Russland fand man Nester, die ganz aus glänzendem Aludraht bestanden. Es gibt sogar eine Oper über sie – der Komponist Rossini schrieb „Die diebische ­Elster“. Bei den Chinesen steht sie allerdings für das Glück in der Ehe.

Außerdem sind oft Greif­vögel zu beobachten: Hier bei uns besonders die ­Turmfalken, Bussarde und Milane, die zurzeit sehr aktiv sind und um ihre Frauen werben. Dies kann man in der Luft sehr gut beobachten, da sie dort besondere Flugmanöver als Pärchen veranstalten.

Wie erkenne ich unsere heimischen Vogelarten?

Einige unserer Vogelarten wie Blau- und Kohlmeise kennen sicherlich schon ­viele. Diese kann man anhand des Namens zuordnen. Die Blaumeise hat ein blaues Köpfchen und die Kohlmeise ein kohlrabenschwarzes Köpfchen.

Bei anderen bekannten ­Arten, wie dem Sperling, muss man schon beim Auseinanderhalten von Haus- und Feldsperling etwas genauer hinschauen und sich auch eine Bestimmungs­hilfe beziehungsweise die Zählhilfe vom NABU mit hinzunehmen. Am besten lassen sich bei den Sperlingen die männlichen Vögel bestimmen. Der Haussperling hat einen breiten grauen Streifen auf dem Kopf mit angrenzendem braunem Band. Der Feldsperling dagegen besitzt eine braune Haube.

Bei den Schwalben und Mauerseglern muss man sich auf die Flugform und die Farbe konzentrieren. Doch mit Unterstützung der Zählhilfe und einem Bestimmungsbuch findet man sicher die richtige Art.

Auch an der Größe des ­Vogels kann die Art bestimmt werden, wie zum Beispiel der Zaunkönig, der, nach dem Goldhähnchen, der kleinste Vogel bei uns ist. Man erkennt ihn außerdem an seinem keck aufgestellten Schwanz und an seiner Rastlosigkeit. Lebhaft huscht er durch Zweige von Büschen oder schnurrt im geradlinigen Flug von ­Hecke zu Hecke. Bei Erregung knickst er. Bei uns hieß er lange Zeit Schneekönig, weil er im Winter laut schmetternd singt. So kam es zu der Redensart: „Sich freuen wie ein Schneekönig.“

Wo und wie leben unsere Vogelarten?

Viele Vogelarten sind in Deutschland häufig. Kohl- und Blaumeise kommen überall vor, besonders in Wäldern, Gärten und Parkanlagen. Man sieht sie eigentlich auch überall in den Dörfern und Städten. Tannen- und Haubenmeisen (Federhaube auf dem Kopf) kommen überwiegend in Nadelwäldern vor. Der Zaunkönig lebt in ­Hecken, dichtem Buschwerk, aber auch in Mauernischen und baut kugelförmige Nester mit seitlichem Eingang.

Einige Vögel benötigen dichte Hecken mit Baumbestand, um in Ruhe ihre Jungen aufziehen zu können, wie zum Beispiel die Nachtigall. Mit ihrem einfarbigen braunen Gefieder ist sie sehr gut getarnt in den Hecken, wodurch man sie kaum bemerkt. Der Gesang der Nachtigall gehört zu den kompliziertesten Gesängen im Vogelreich.

Der Name des Turmfalken deutet schon darauf hin, wo er gern lebt. Tatsächlich kommt er häufig in Städten vor, fängt aber seine Mäuse vorwiegend im ländlichen Bereich. Er jagt in allen offenen Bereichen und meidet dichte Wälder.

Ist füttern im Frühjahr und Sommer erlaubt?

Vogelfütterung ist im Winter eine Hilfe, aber auch zugleich ein Naturerlebnis, da man an den Futterstellen aus nächster Nähe Vögel beobachten kann und sich Artenkenntnisse aneignet.

Vorsicht ist jedoch von April bis Juni geboten, während der Jungenaufzucht. Die ­Vogeljungen werden während dieser Zeit vorwiegend mit Insekten gefüttert. Herkömmliches Vogelfutter kann zum Tode führen. An großen Futterstücken oder auch großen Sonnenblumenkernen können Jungvögel ersticken oder Vögel stecken sich an Futterstellen mit Krankheitserregern von ­anderen Vögeln an. Wichtig ist aber, an heißen und trockenen Tagen Wasserstellen für Vögel ­anzubieten.

Wie kann ich meinen Garten vogelfreundlicher gestalten?

Grundsätzlich ist es wichtig, dass viele verschiedene Strukturen im Garten vorhanden sind. Dazu zählen beerentragende Sträucher, heimische Blühpflanzen, Obstbäume, aber auch Totholz. Kleine Wasserstellen ergänzen die Strukturvielfalt und tragen dazu bei, dass sich zahlreiche Tier- und auch Pflanzenarten wohl fühlen und ideale Lebensbedingungen, wie Nahrung, Versteck und Nistmöglichkeiten vorfinden. Die Trink- und Wasserstellen sollten möglichst oft gesäubert werden, damit sich die Vögel nicht mit Krankheitserregern anstecken.

Vögel ernähren sich von Insekten oder Samen, weshalb generell die einheimische Flora und Fauna gefördert werden soll. Sie bieten den Vögeln eine Vielzahl von ­Samen und Früchten. Zierpflanzen dagegen bieten meist keine ausreichende Nahrung an und werden von Insekten gemieden. Bäume mit Höhlen, wie zum Beispiel alte Obstbäume, sind ebenfalls ein wichtiger Bestandteil.

Doch auch in kleinen Hofbereichen kann durch eine ­Fassadenbegrünung ein wertvoller Lebensraum beziehungsweise Nist- oder Versteckmöglichkeiten für Vögel geschaffen werden.

Wo sehe und höre ich die meisten Vögel (Garten, Wald, Park?)

Man kann fast überall Vögel beobachten. Allerdings findet man in strukturreichen Gärten und Parkanlagen ­sicherlich mehr Vogelarten. Also schauen Sie sich ihre Umgebung gut an. Dort, wo viele Sträucher, Bäume und Wildblumen wachsen, findet man sicher auch die meisten Vögel.

Gibt es gefährdete Vogelarten?

Lebensraumverlust, Klimawandel und illegale Jagd sind die größten Bedrohungen für Singvögel. Einige Singvogelarten stehen auf der Roten Liste gefährdeter Arten, was bedeutet, dass sie vom Aussterben bedroht sind. Dazu zählen die Feldlerche, der Ortolan und der Kiebitz. Nannette Hoffmann

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