
Banksy is back in L.E. – die neue Pop-Up-Ausstellung „House of Banksy Leipzig – An Unauthorized Exhibition“ lockt seit einigen Tagen zu einem Besuch. Das Bemerkenswerte: Diesmal findet man die Ausstellung über den Street-Art-Superstar im Herzen der Messestadt, in der Flaniermeile Grimmaische Straße.
Und auch all jene, die sich schon „The Mystery of Banksy – A Genius Mind“ vor gut drei Jahren im Kunstkraftwerk angeschaut haben, werden viel Neues entdecken. „Eigentlich kann man die beiden Ausstellungen nicht miteinander vergleichen“, erklärt Kuratorin Virginia Jean im Interview.
Nach „The Mystery of Banksy“ nun „House of Banksy“: Erneut präsentieren Sie in Leipzig eine Ausstellung über den Street-Art-Superstar Banksy – lohnt sich ein erneuter Besuch in der neuen Pop-Up-Ausstellung auch für all jene, die schon im Kunstkraftwerk waren?
Virginia Jean: Unbedingt. Zum einen liegt dies schon an den Gebäuden – das Kunstkraftwerk war ein wunderbarer Standort, ein Haus mit Charakter. Das Besondere am neuen Standort: Viele Menschen kennen noch den ehemaligen Zweck des Hauses und sind dementsprechend neugierig, wie die Räume nun kreativ genutzt werden.
Zum anderen gibt uns das Gebäude neue Möglichkeiten: Bei „House of Banksy Leipzig“ liegt der Fokus viel stärker auf den Wandbildern, die dann hier in Leipzig vor Ort von unserem internationalen Team neu gesprüht worden sind.

politisch: So präsentiert sich
die neue Schau. Foto: Mayla Luest
Nur zum Vergleich: Von der Fläche gesehen ist die neue Ausstellung vielleicht nicht viel größer als „The Mystery of Banksy“, aber wir haben die zehnfache Größe, um die großen Wandbilder und sogar ganze Straßenzüge zu zeigen. Und damit haben wir die Chance, gestohlene oder verschwundene Kunst von Banksy der Öffentlichkeit erneut zu präsentieren – das ist ja ohnehin die Idee der Ausstellungen.
Wie nimmt die Öffentlichkeit diese Präsentation mitten in der Innenstadt an?
Schon beim Aufbau haben so viele Menschen neugierig reingeschaut und nachgefragt. Das Interesse ist auf jeden Fall da. Aber Banksy ist da auch etwas Außergewöhnliches: Seine Kunst spricht jeden Menschen an. Dies ist wahrhaftig Kunst für alle. Und dieser Philosophie sind wir voll und ganz verpflichtet – auch „House of Banksy“ ist eine Hommage an den Künstler und auch an dessen Projekte, die wir als Ausstellungsmacher erneut unterstützen.
Schaut man sich in der neuen Ausstellung um, fallen einem viele Bilder ins Auge, deren Botschaften nach wie vor bemerkenswert aktuell erscheinen …
Ja, Banksy ist mit seiner Kunst unglaublich politisch. Es ist beinahe ein wenig wie Zeitunglesen. Natürlich geht es auch in „House of Banksy“ um politische Themen – um den Krieg in der Ukraine zum Beispiel, der ihn aktuell sehr stark beschäftigt. Da sind zum Teil erschreckende und düstere Bilder entstanden. Auch dies findet sich in der neuen Ausstellung wieder: In den letzten Jahren war er sehr aktiv – schon deshalb ist die Ausstellung gewissermaßen ein Update seiner jüngsten künstlerischen Tätigkeit. Denn dieser Punkt ist wichtig: Seine Kunst ist ein Medium. Sie hat die Kraft, diese Themen in den Blickpunkt der Öffentlichkeit zu rücken.
Ist dies auch ein Anliegen der Ausstellung?
Unbedingt. Ich hoffe wirklich, dass die Leute etwas mitnehmen für sich. Dass sie nachdenken über sich und die Gesellschaft. Und auch darüber, wie sie selbst die Gesellschaft ein bisschen besser machen können …
Ist dies aus Ihrer Sicht auch die entscheidende Bedeutung von Street-Art im Allgemeinen und Banksy im Besonderen?
Auf jeden Fall. Viele Menschen wollen etwas sagen – auch einfach aus dem Bauch heraus. Direkt und ungefiltert. Da gibt es in der Tat keine andere Kunst als Street-Art, die derart politisch ist – und Banksy hat diese Idee vom Spiegel der Geschichte und der Gesellschaft gewissermaßen salonfähig gemacht. Deshalb ist Street-Art nach wie vor unglaublich relevant. Leider gibt es immer weniger Flächen, auf denen sie gesprüht werden kann … Jens Wagner