Aiste Stankevicius steht aktuell bei
Aiste Stankevicius steht aktuell bei "Der Nussknacker auf der Bühne. Foto: Ronny Ristok

Anmutig zur Musik über die Bühne schweben, das war schon immer der Traum von Aiste Stankeviciute. Den hat sich die 22-Jährige längst erfüllt. Die gebürtige Litauerin tanzt seit dem Sommer 2023 im Thüringer Staatsballett am Theater Altenburg Gera und wohnt seitdem in Gera. Derzeit steht die 22-Jährige unter anderem im Weihnachtsmärchen „Dornröschen“, „Der Nussknacker – Clara und die Kristallkugel“ und in „Rachmaninov – Zwischen den Welten“ auf der Bühne in Gera und Altenburg.

Von London über Berlin nach Gera

Anfangs war das Leben in Ostthüringen für die gebürtige Litauerin ein echter Kulturschock. Kein Wunder. Schließlich war sie vorher den Trubel des Großstadt-Lebens in London und Berlin gewohnt. „Das war für mich tatsächlich eine große Umstellung. Inzwischen fühle ich mich hier richtig wohl“, sagt die junge Ballettänzerin. Das deutlich ruhigere Leben in Ostthüringen weiß sie längst zu schätzen.

Aiste Stankevicius ist derzeit unter anderem in „Rachmaninov“ auf der Bühne zu sehen. Foto: Ronny Ristok
Aiste Stankevicius ist derzeit unter anderem in „Rachmaninov“ auf der Bühne zu sehen. Foto: Ronny Ristok

„Wir sind eine kleine Ballettcompany. Da hat man immer die Chance, auf der Bühne zu stehen. Hier kann ich unheimlich viel lernen, mich auf der Bühne auszudrücken – und das nicht nur in Ballettstücken. Wir Tänzer wirken auch in einigen Musical- und Operettenaufführungen mit“, freut sich die gebürtige Litauerin, die beim Theater Altenburg Gera als festes Ensemblemitglied des Thüringer Staatsballetts tanzt: „Diese Vielseitigkeit öffnet die Augen für die anderen Sparten.“

Dabei macht ihr das Musical am meisten Spaß, gibt sie zu. „Als ich das erste Mal bei einem Musical auf der Bühne stand, habe ich das richtig genossen. Ich konnte einfach tanzen und musste nicht über Ballettschritte nachdenken“, erinnert sich Aiste Stankeviciute an ihr erstes Musical-Erlebnis auf der Bühne „Anything Goes“ vor zwei Jahren. In Gera und Altenburg schätzt sie vor allem die kurzen Wege und die – im Vergleich zu London und Berlin – wenigen Ablenkungen. „Hier kann ich mich voll auf die Company konzentrieren und mich schrittweise weiterentwickeln.“

Ballett als Therapie

Trotz ihres jungen Alters, hat die junge Balletttänzerin in ihrem Leben bereits einiges erlebt – auch abseits der Bühne. Sie wuchs in Litauen auf. Im zarten Alter von drei Jahren ging es mit der Familie nach London. Hier besuchte sie mit ihren Eltern zum ersten Mal eine Ballettaufführung – und verliebte sich sofort. „Als ich das gesehen habe, wusste ich sofort: Das will ich auch machen. Diese Anmut der Tänzerinnen und Tänzer auf der Bühne hat mich verzaubert“, erinnert sie sich.

„Ich habe großes Glück gehabt, dass ich mir meinen großen Traum erfüllen konnte und
mit meinem Körper Geschichten erzählen oder vertanzen darf.“

Und das Strahlen in ihren Augen zeigt, dass das Ballett für sie nichts an Faszination verloren hat. Also begann sie mit sieben Jahren an der Susan Robinson Ballettschule mit der Ballettausbildung. Dort tanzte sie am Royal Opera House Covent Garden unter anderem in den Ballettstücken „Ein Sommernachtstraum“, „Der Nussknacker“ und „La Bayadere“. Das Tanzen machte ihr nicht nur Spaß, es war für Aiste Stankeviciute auch eine Art Therapie. „Ich war als Kind sehr schüchtern. Über das Ballett konnte und kann ich mich ausdrücken und meine Emotionen rauslassen.“ So konnte sie Schritt für Schritt ihr Selbstvertrauen steigern.

Mit dem Körper Geschichten schreiben

Mit 14 Jahren war für Aiste Stankeviciute dann endgültig klar, dass sie professionelle Balletttänzerin werden möchte. Wenig später begann sie ihr Ballettstudium an der Masters of Ballett Academy – ebenfalls in London – fort und schloss dieses 2023 an der Staatlichen Ballettschule Berlin ab. „Ich habe großes Glück gehabt, dass ich mir meinen großen Traum erfüllen konnte und mit meinem Körper Geschichten erzählen oder vertanzen darf. Dafür bin ich jeden Tag aufs Neue dankbar“, sagt die leidenschaftliche Künstlerin: „Ballett ist mein Leben.“

Company ist wie eine Familie

Weil sei sich voll und ganz auf ihre Karriere konzentrieren kann, erlebt die junge Künstlerin derzeit eine sehr intensive Phase. „Meine Woche besteht aus Training, Proben und Vorstellungen. Wenn ich nicht auf der Bühne stehe, bereite ich mich auf die Bühne vor“, sagt sie lächelnd. Der für die Zuschauer sichtbare Teil auf der Bühne sei ohnehin nur der kleinere Teil ihrer Arbeit als Balletttänzerin. „Der größte Teil findet hinter der Bühne statt – das, was die Zuschauer nicht sehen.“ Schließlich gibt es immer etwas zu tun. „Die Technik entwickelt sich ein Leben lang. Es wird nie perfekt und jede Rolle ist eine neue Herausforderung“, erklärt sie.

Auch in der Rolle der Eurydike in „Orpheus“ sammelt die gebürtigeLitauerin Bühnenerfahrung. Foto: Ronny Ristok
Auch in der Rolle der Eurydike in „Orpheus“ sammelt die gebürtige
Litauerin Bühnenerfahrung. Foto: Ronny Ristok

Den einen freien Tag in der Woche nutzt sie, um sich auszuruhen. „Ich lese gern, gehe spazieren und treffe mich mit Freunden. Wir haben einen großen Zusammenhalt in der Company und treffen uns auch außerhalb des Theaters. Die Company ist für mich wie eine Familie“, sagt die 22-Jährige.

Und ganz nebenbei studiert sie Fitnesswissenschaft im Rahmen eines Fernstudiums, um nah ihrer Tanzkarriere „vielleicht in diesem Bereich zu arbeiten“. „Ballett ist Kunst, aber wir sind auch Sportler. Deshalb brauchen wir mehr ballettspezifische Sportwissenschaftler. Unsere Saison dauert ein ganzes Jahr, wir haben nur einen Monat im Sommer Pause. Da ist es gut, wenn man eine gute Ausbildung hat und weiß, wie sich der Körper entwickelt.“

Weihnachten in London

In der aktuellen Vorweihnachtszeit stehen auch bei Aiste Stankeviciute zahlreiche Vorstellungen auf dem Plan – und sie genießt es. Das Fest feiert sie traditionell gemeinsam mit ihrer Familie in London. „Bei uns liegen die Geschenke am 25. Dezember morgens unter dem Weihnachtsbaum. Am 24. genießt die ganze Familie ein gemeinsames Abendessen – aber ohne Fleisch. Dabei kommt zum Beispiel eine Art russische Salat und Heringsfilet auf den Tisch“, sagt die 22-jährige Balletttänzerin, die gemeinsam mit ihrem kleinen Bruder den Baum schmückt.

Neben der Bescherung am 25. Dezember gibt es im Hause Stankeviciute eine weitere wichtige und vor allem leckere Tradition. „Meine Mutter bäckt jedes Jahr eine Napoleontorte. So wird die englische Weihnachtstradition mit der litauischen kombiniert. „Weihnachten ist für mich die Zeit der Familie. Ich bin sehr dankbar, dass wir uns alle haben“, sagt Aiste, die im Alter von drei Jahren gemeinsam mit ihrer Familie von Litauen nach London zog.

Allerdings sei Weihnachten auch für sie als Balletttänzerin eine der intensivsten Zeiten, sodass nur wenig Zeit für ein gemeinsames Weihnachtsfest bleibt. „Wir haben am 24. Dezember frei, am 25. wird dann schnell Weihnachten gefeiert. Dann geht’s schnell zurück nach Gera, damit ich am Abend wieder auf der Bühne stehen kann.“ Andreas Wendt

Weitere Infos unter www.theater-altenburg-gera.de/stuecke-konzerte/ballett/

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