Traudel Thalheim und Schriftsteller Clemens Meyer vor der Ehrentafel für den Leipziger Schriftsteller Werner Heiduczek. Foto: Henryc Fels
Traudel Thalheim und Schriftsteller Clemens Meyer vor der Ehrentafel für den Leipziger Schriftsteller Werner Heiduczek. Foto: Henryc Fels

Manchmal benötigt Erinnerung einen konkreten Ort. Einen Ort wie das Haus Körnerplatz 2 in Leipzig: Hier war der Schriftsteller Werner Heiduczek zu Hause – und nun markiert eine Gedenktafel diesen Ort der Erinnerung und dies dank der Initiative der Künstlerspur Leipzig.

„Es war die schönste Zeit meines Lebens“, dies sagt Traudel Thalheim und blickt damit zurück auf jene 18 Jahre, die sie gemeinsam mit dem Schriftsteller in Leipzig verbrachte – bis zu seinem Tod am 28. Juli 2019. Dabei lebt sie gleich um die Ecke, vorn an der „Karli“, und weiß eines schon jetzt: „Künftig werde ich die 421 Schritte oft laufen, um mit Werner Zwiesprache zu halten.“ Vor jener Tafel, die an einen Mann erinnert, dessen literarisches Werk bis heute an Aktualität nichts verloren hat.

Was vielleicht auch daran lag, dass er sich immer unwohl fühlte in den Gesellschaften, die ihn umgaben. Im Dritten Reich ebenso wie in der DDR. Und nach der Friedlichen Revolution schien sein Werk beinahe dem Vergessen geweiht. Wenn da nicht diese Aktualität wäre, diese Relevanz der Fragen, die er immer wieder aufgeworfen hat mit seinem Schreiben. „Er hat es ernst genommen mit dem Schreiben, weil er es ernst genommen hat mit dem Leben“, beschreibt es der Journalist Michael Hametner bei der Enthüllung der Gedenktafel.

Ehrung aus gutem Grund

Dazu wurde geladen aus einem guten Grund: Werner Heiduczek wäre 99 Jahre alt geworden am 24. November und die Initiative Künstlerspur Leipzig nimmt diesen zum Anlass, einen Ort der Erinnerung zu schaffen.

Und diesen – weil er liegt schon ein wenig versteckt hinter der Karl-Liebknecht-Straße – auch in die öffentliche Wahrnehmung zu bringen. „Er wird Teil des Leipziger Stadtplans, der künftig zu jenen Häusern führen wird, die mit solchen Plaketten versehen sind“, gibt Dr. Helmuth Markov von der Künstlerspur einen Ausblick auf kommende Publikationen.

Clemens Meyer war mit Heiduczek befreundet

Welche Strahlkraft die Heiduczek’schen Worte bis heute haben, zeigt wohl am besten das Beispiel Clemens Meyer. Der Leipziger Schriftsteller erzählt nach wie vor mit bewegten Worten von dem „großen Privileg“ des fruchtbaren – nun ja – Freundschaft. „Das ist unsere Aufgabe: Das Werk von Werner Heiduczek ins Heute zu tragen. Dass man ihn wahrnimmt als den großen Schriftsteller, der er ist“, und natürlich hat Clemens Meyer da auch schon eine Idee: „Aus dem Buch Abschied von den Engeln mal ein Drehbuch für eine Serie zu machen.“ JW

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